Obwohl ich schon einige Male in Kashmir und Ladakh war, zieht es mich immer wieder dorthin - für mich eine der schönsten Regionen überhaupt - das liebliche Kashmir-Tal, die landschaftlich grandiose Überlandfahrt auf dem Srinagar-Leh-Highway und das buddhistische Ladakh, wo sich die Ladakhis bis heute ihre tibetische Kultur bewahrt haben.
Deshalb packe ich die Gelegenheit sofort beim „Schopf“, als eine Bekannte, Silvia, mich anspricht, dass Sie noch einmal nach Ladakh reisen und von dort aus das Zanskar-Tal besuchen möchte.
Im Zanskar-Tal bin ich bisher auch noch nicht gewesen. Auch die Hochgebirgsseen Pagong Tso und Tso Moriri im äußersten Osten der tibetischen Hochebene in Ladakh locken mich schon sooo lange. Die Planung der Tour geht dann ziemlich schnell und den Reisetermin schieben wir auch nicht mehr weit raus. Zum klimatisch frühest möglichen Termin wollen wir aufbrechen – sobald wir davon ausgehen können, dass die Pässe im Himalaya nicht mehr verschneit bzw. freigeräumt sind. Ende Mai geht es los!
Obwohl die Planung der Reise ziemlich kurzfristig ist, bekommen wir noch sehr günstige Flüge mit der Lufthansa über München nach Delhi. Ich starte einen Tag früher, denn ich will noch Freunde in Delhi besuchen, die ich schon viele Jahre kenne und die darauf bestehen, dass ich sie besuche, wenn ich schon in der "Gegend" bin.
So lande ich kurz nach Mitternacht. Nach den flotten Einreiseformalitäten mit meinem indischen E-Visum, das ich zum ersten Mal auspropiert habe, kommt mein Gepäck schnell vom Band. Kaum anderthalb Stunden nach der Landung bin ich schon bei Monisha und Vishwas zuhause. Nach einem kurzen nächtlichen Plausch, einigen Stunden Nachtruhe und einem gemeinsamen Frühstück stürze ich mich am Vormittag in das Getümmel von Karol Bagh, einem der lebhaftesten Bazarviertel in Delhi, das ich ganz besonders mag.
Um drei Uhr in der Nacht weckt Vishwas mich – und so was nennt man Urlaub!? Um sechs Uhr in aller Frühe startet mein Flug von Delhi nach Srinagar. Silvia sollte eigentlich schon gelandet sein, denn sie kommt mit demselben Lufthansa-Flug gegen Mitternacht wie ich gestern. Wegen heftigem Gewitter konnte die Maschine allerding bis jetzt noch nicht landen. Zwischendurch ging es dann mal eben nach Bombay, um es später noch einmal mit der Landung in Delhi zu versuchen. Inzwischen kreist sie wohl wieder über Delhi und so hoffen wir, dass Silvia es noch rechtzeitig bis sechs Uhr zu unserem Flug nach Srinagar schafft. Die Zeit läuft uns bzw. ihr jedoch davon – sie verpasst den Srinagar-Flug nur knapp. Vishwas wird ihren Flug umbuchen und dafür sorgen, dass sie später nachkommt.
Das Wetter ist wirklich bescheiden. Der Flughafen in Delhi versinkt in Nebel und Regen. Auch der Himalaya entlang der Flugstrecke ist wolkenverhangen.
Aber dafür ist das Wetter in Srinagar traumhaft – die Sonne strahlt von einem tiefblauen Himmel und taucht die Landschaft in ein Meer aus Farben. Vishwas hat mir ein Fahrzeug mit Fahrer und auch einen Guide besorgt und so werde ich vom Flughafen abgeholt und es geht sogleich zum Dal-See und mit einer Shikhara zum Hausboot, das für die nächsten beiden Nächte mein bzw. unser Zuhause sein wird
Die Hausboote auf dem Dal-See sind eine "Hinterlassenschaft" der Engländer, die Srinagar seinerzeit als eine ihrer beliebtesten Hillstations auserkoren hatten, um der sommerlichen Hitze des Tieflandes zu entfliegen. Unerklärlicherweise hielten sich die Engländer an einen Erlass, mit dem seinerzeit die idyllische Schönheit der Umgebung von Srinagar bewahrt werden sollte und wonach es Ausländern verboten war Land zu erwerben. Also zogen sie sich auf den See zurück und bauten sich hochherrschaftliche Hausbootunterkünfte, die heute dort noch im gleichen Stil als schwimmende kleine Hotels angeboten werden.
Silvia landet am frühen Abend und gemeinsam gönnen wir uns erst einmal ein köstliches indisches Abendessen in einem netten Restaurant. Die Portionen sind so gewaltig, dass wir den üppigen Rest im „Doggi-Bag“ mitnehmen, um uns später noch einmal gütlich daran zu tun. Auf dem Rückweg zum Hausboot schippern wir dann in der Dunkelheit über den Dal-See.
Und schon wieder zu nacht-schlafender Zeit aufstehen – um halb fünf geht es los – per Shikara zum „schwimmenden Markt“ auf dem Dal See. Die Bauern aus der ganzen Umgebung kommen ganz früh am Morgen mit ihren vollbeladenen Booten hierher, um Gemüse, Kartoffen und vieles andere zu verkaufen und selbst einzukaufen – ein reger Handel von Boot zu Boot und immer auch eine willkommene Gelegenheit zu einem Plausch.
Später gehen wir auf gemeinsame Besichtigungstour, fahren einmal rund um den Dal-See, besuchen Bazare, eine Brotbäckerei, in der wir Roti noch warm aus dem Tonofen probieren.
Schon von weitem glänzt die weiße Kuppel der Hazrat Bal Moschee über den Dal See. Wörtlich übersetzt bedeutet Hazrat Bal "ehrwürdiger Platz" - und das ist es für die Einheimischen auch, denn hier soll ein Haar des Propheten Mohammed aufbewahrt werden. Das macht die Hazrat Bal Moschee zu einem der wichtigsten Pilgerziele in der ganzen Region.
Vom Hari Prabhat Fort genießen wir die Aussicht über den Dal-See und Srinagar.
Danach gilt unser Besuch der Altstadt von Srinagar, die direkt am Jhelum Fluss liegt. Der hat den Kashmiri jedoch vor einigen Jahren übel "mitgespielt". Nach heftigen Monsun-Regenfällen schwoll der Fluss um ein vielfaches an und die Flutwelle zerstörte viele Häuser und Brücken in der Stadt und der ganzen Umgebung. Bis heute ist noch nicht alles wieder aufgebaut.
Um die große Freitagsmoschee, die Jama Mashjid, zu betreten, müssen wir uns erst einmal "verkleiden". Die Damen erhalten direkt am Eingang einen weiteren langen Umhang und ein Kopftuch. Die riesige Versammlungshalle wird von über 300 hölzernen Säulen getragen und bietet Platz für über 30.000 Gläubige.
Einen kurzen Blick werfen wir auf das Mausoleum von Basah, das ganz im zentralasiatischen Stil erbaut wurde und gehen dann direkt weiter zum Shah-e-Hamdan Schrein. Es ist eines der schönsten Gebäude in Srinagar oder sogar von ganz Kashmir. Der Schrein wurde komplett aus Holz gebaut und dabei nicht ein einziger Nagel verwendet. Der Eingangsbereich ist über und über mit Holzschnitzereien geschmückt, die in prächtigen Farben leuchten. Leider dürfen Nicht-Mohammedaner den Schrein nicht betreten. Wir können nur einen Blick durch die Tür hinein werfen.
Die Altstadt von Srinagar hat sich allerdings sehr verändert seit meinem letzten Besuchen in 2007 und 2008. Seinerzeit waren die Straßen der Altstadt ein einziger lebhafter und farbenprächtiger Basar mit vielen verschiedenen mobilen Straßenständen, wo es nahezu alles zu kaufen gab. Die sind jedoch vor einigen Jahren verboten worden, erzählt uns Shafi, so dass die Altstadt jetzt etwas an Charme und Leben verloren hat. Zu gerne erinnere ich mich an das bunte Treiben und die vielen schönen Begegnungen von damals:
Dieser Straßen-Bazar war ein Fest für die Sinne. Wohin man schaute gab es Stände mit lokalen Spezialitäten - an jedem Stand ein anderer köstlicher Geruch oder eine Frucht, die ich noch nicht kannte. Die Menschen waren fast überschwenglich freundlich, denn die Freude war groß, das endlich wieder westliche Touristen hierher kamen. Das werteten die Einheimischen als ein gutes Zeichen, das es endlich wieder "bergauf" ging und die Zeiten der bürgerkriegsähnlichen Zustände hoffentlich für immer vorbei waren.
Am Nachmittag wollen wir schließlich zum gemütlichen Teil unserer Besichtigungen kommen - einer Shikhara-Fahrt auf dem Dal See - und die idyllische Wasser-Landschaft genüsslich an uns vorbeiziehen lassen. Was für ein herrlicher Tag. Silvia und ich verstehen uns hervorragend, obwohl wir noch nie vorher miteinander gereist sind.
Per Shikhara geht es zum Bootspier, wo schon unser Fahrzeug und Guide Shafi warten. Bevor wir Srinagar verlassen gönnen wir uns noch mit der Fahrt hinauf in Richtung Shankar Archarya Tempel eine wunderbare Aussicht über Srinagar und den Dal-See.
Unsere Fahrt geht in Richtung Osten und Berge. Den Verkehr im „Tiefland“ rund um Srinagar, das auf ca. 1.700 m liegt, lassen wir schnell hinter uns. Auf den Feldern rund um Srinagar ist die Feldarbeit bereits in vollem Gange.
Dann windet sich die Straße langsam höher hinauf und erste schneebedeckte Berge zeigen sich. Erste Nomaden sind mit Ihren Tieren von den Winterweiden rund um Srinagar unterwegs zu den Sommerwiesen in den Bergen.
Immer wieder steigen wir aus, um die Landschaft zu genießen und freuen uns über viele interessante Begegnungen unterwegs.
Kurz vor Sonamarg besuchen wir noch das kleine Dorf Sartal, das gerade erst von seinen Bewohnern wieder bezogen wurde. Um den unwirtlichen Witterungsverhältnissen mit meterhohem Schnee zu entfliehen, verbringen die Menschen den Winter in niedrigeren und wärmeren Gegenden, z.B. rund um Srinagar und kommen nur für einige wenige Sommermonate hierher, um die Felder zu bestellenn. In der Schule ist gerade große Pause und so werden wir ziemlich neugierig beäugt, denn westliche Touristen kommen normalerweise nicht hierher.
Viel Beachtung findet der "fliegende Händler" mit Haushaltswaren. Einige Frauen des Dorfes kommen neugierig herbei um zu schauen, ob sie brauchbares für ihren Hausstand finden.
Als wir uns selbst neugierig schauend zu den Frau gesellen werden wir dann auch gleich zu einem Tee nach Hause eingeladen.
Dann ist die „Hillstation“ Sonamarg auf sommerfrischen 2.740 m an der Verbindungsstraße zwischen Srinagar, Kargil und Leh erreicht.
Im "alten" Teil von Sonamarg beziehen wir unser sehr einfaches Gästehaus und genießen die herrliche Umgebung. Die Unterkünfte hier sind zwar sehr viel einfacher, aber dafür können wir dem Hoteltrubel auf der Westseite des Ortes entgehen. Shafi erzählt uns, dass hier in den letzten Jahren unglaublich viele Hotels gebaut wurden, denn Sonamarg hat sich zu einem Ort für Firmen- und sonstigen Events entwickelt, so dass hier viele Veranstaltungen abgehalten werden. Da fühlen wir uns hier zwischen den Wohnhäusern der Einheimischen sehr viel wohler.
180 km liegen heute vor uns. Zuerst muss aber direkt hinter Sonamarg der 3.528 m hohe Zoji La Pass überwunden werden. Die Strecke über den Pass wird im Internet als eine der anspruchsvollsten auf der Welt beschrieben - größtenteils nur einspurig befahrbar und nicht asphaltiert. Ein YouTube-Video gibt einen kleinen Eindruck https://www.youtube.com/watch?v=DjR0ZONi4U8 ).
Inzwischen gibt es eine Einbahnstraßenregelung, so dass der Pass zeitweise nur in die eine und dann in die andere Richtung befahrbar ist. Kurz vor der Auffahrt auf den Zoji La müssen wir deshalb einige Zeit warten, bis unsere Richtung freigegeben wird.
Obwohl der Pass mit etwas mehr als 3.500 m nicht besonders hoch ist, finde ich die Fahrt selbst und vor allem auch die Ausblicke über die Bergwelt des Himalaya auch dieses Mal wieder spektakulär. Kurz hinter dem Pass legen wir eine kurze Teepause ein und dann geht es die letzten Kilometer nach Kargil – was für eine herrliche Landschaft…
In Kargil legen wir einen Zwischenstop ein. Zum einen kann man hier ganz wunderbare getrocknete Aprikosen kaufen, zum anderen verabschieden wir uns hier von Shafi. Begleitet werden wir ab jetzt von Tashi Norbu, unserem neuen Guide aus Ladakh. Unser Fahrer und das Fahrzeug bleiben uns noch bis einschließließlich morgen erhalten. Noch knapp 70 km in Richtung Süden liegen vor uns bis nach Panikhar, einem kleinen Ort im Suru-Tal. Der Tag hat uns schon so viele schöne Erlebnisse und entsprechend schöne Fotos beschert, aber mit dem, was jetzt noch kommt, haben wir nicht gerechnet.
Die tief stehende Sonne scheint in das liebliche Suru-Tal und die schneebedeckten Berge im Hintergrund glänzen in den herrlichsten Farben. Jede Kurve bietet neue Ausblicke, die uns in Staunen versetzen – noch einmal schöner – wieder anders schön und unbedingt noch einmal einen Fotostop wert.
So „hangeln“ wir uns vorwärts - von Fotostop zu Fotostop - bis wir es schließlich doch noch kurz vor der Dunkelheit nach Panikhar schaffen. Wir beziehen die Zimmer in unserem sehr einfachen Gästehaus. Davon gibt es nur vier für Übernachtungsgäste und ein Gemeinschaftsbadezimmer, das sich die Gäste und die Familie miteinander teilen.
Tashi hatte uns als Abfahrtzeit sechs Uhr in der Früh genannt. Da haben Silvia und ich uns nicht gerade begeistert angeschaut – schon wieder sooo früh aufstehen. Aber er hatte gemeint, dass 170 km auf schwieriger Strecke vor uns liegen würden... Später erzählt er uns dann, dass er große Sorge hatte, dass wir bei so vielen Fotostops nicht vor Dunkelheit in Padum eintreffen würden…
Tashis Sorge ist sicher nicht ganz unberechtigt, denn die Landschaft ist auch heute wieder einmalig. Nirgendwo trifft es die Weisheit „Der Weg ist das Ziel“ besser als im Himalaya. Im Suru-Tal, an dessen südlichem Ende Panikhar liegt, ist alles kräftig grün und die Bauern haben bereits ihre Felder bestellt. Je weiter wir in Richtung Süden nach Zanskar kommen verschwindet das Grün mehr und mehr und eine aride Hochgebirgslandschaft umgibt uns. Wir fahren durch eine vergehende Winter-Wunderlandschaft, die langsam aber sicher durch die wärmenden Sonnenstrahlen des nahenden Sommers dahin schmilzt.
Bald erreichen wir die kulturelle Grenze zwischen dem islamischen und dem buddhistischen Teil des Tales, die durch einen Tschörten, eine Manimauer und erste im Wind flatternde Gebetsfahnen markiert wird.
Jede Kurve bietet neue Ausblicke auf eine grandiose Landschaft wie man sie sich schöner kaum vorstellen kann.
In Rangdum, dem ersten buddhistischen Ort auf unserer Strecke gibt es eine ungeplante Zwangspause. Der Beamte, der die Permits und unsere Papiere kontrollieren muss, ist gerade nicht da – keiner weiß wo er gerade ist – evtl. in der Mittagspause?! Also nutzen auch wir die Gelegenheit zu einem kleinen Mittagsimbiss. Da ich selbst bei der Überprüfung der Papiere nicht anwesend sein muss, gehe ich schon mal auf der Piste in Fahrtrichtung voraus. Zu Fuß lässt sich die grandiose Umgebung noch ein wenig intensiver genießen und ich kann dann wieder "aufgesammelt" werden.
Als die Fahrt endlich weitergehen kann ist unser Fahrer ganz besorgt wegen des Zeitverlustes. Er beschließt eine Abkürzung zu nehmen, denn die Piste führt in einem weiten Bogen um eine Wiesenlandschaft. Er ist ganz sicher nicht der erste, der diesen ausgefahrenen Shortcut nutzt, aber momentan wahrscheinlich der unglücklichste. Weitab von der Straße bleiben wir stecken. Alle morastischen Bemühungen, unser Fahrzeug, das leider kein 4WD ist, wieder frei zu bekommen, schlagen fehl. Durch wildes Winken versuchen wir uns bei den in der Ferne auf der regulären Strecke vorbei fahrenden Fahrzeugen bemerkbar zu machen – aber das dauert… Endlich werden wir bemerkt und dann naht auch gleich Hilfe
Selbst die Mumeltiere, von denen es hier unglaublich viele gibt, scheinen interessiert zuzuschauen, was da so vor sich geht. Schließlich können wir weiterfahren – gleich dem nächsten Höhepunkt entgegen... Kurz hinter Rangdum beginnt die Auffahrt auf den 4.400 m hohen Pensi La-Pass. Was für eine unglaublich schöne Landschaft.
Nach der Überquerung des Pensi La Passes kommt der größte Gletscher Ladakhs in Sicht, der Durung Drung Gletscher. Tashi äußert sich beim Anblick des Gletschers ziemlich besorgt. Der Klimawandel macht sich ganz offensichtlich auch hier stark bemerkbar, denn in den vielen Jahren, in denen er regelmäßig hier vorbei kommt, ist der Gletscher sehr viel kleiner geworden.
Nach weiteren zwei Stunden Fahrt sind wir fast am Ziel. Von einer Anhöhe fällt der Blick auf einen weiten, herrlich grünen Talkessel und auf Padum, das Verwaltungszentrum von Zanskar. Etwa 1000 Einwohner leben hier in dieser Abgeschiedenheit. Kargil, der nächste größere Ort liegt 240 km und entfernt und ist nur während einer kurzen Zeit in den Sommermonaten erreichbar, wenn die Schneemassen geschmolzen sind und die Straße über den Penzi La Pass befahrbar ist. Nach unserer Ankunft vertreten wir uns noch ein wenig die Beine bei einem Spaziergang durch den Ort.
Unser Hotel, das Zambala Hotel, liegt ganz zentral nur wenige Meter von der "Hauptgeschäftsstraße" entfernt. Die Zimmer liegen rund um einen kleinen Innenhof und sind denkbar einfach, aber sie haben sogar ein eigenes kleines Badezimmer.
Da wir heute in Padum und Umgebung bleiben, können wir es erst einmal etwas gemütlicher angehen lassen. Die Sonne scheint wärmend in den Innenhof. Silvia und ich schauen uns an - ganz klar - hier in der Sonne müssen wir frühstücken. Kaum habe ich das kleine Tischchen aus meinem Zimmer nach draußen geholt, da werden auch schon zwei Stühle gebracht und wenig später sitzen wir gemütlich am gedeckten Frühstückstisch. Dann fahren wir los.
Unser erster Besuch gilt dem größtem und wichtigsten Kloster in Zanskar. Karsha Gompa liegt auf der anderen Talseite und zieht sich äußerst fotogen den Berghang hinauf. Hier leben normalerweise an die 100 Mönche. Die meisten von ihnen sind allerdings noch in "Winterurlaub", denn die kalten Monate verbringen sie zuhause bei ihren Familien. So treffen wir nur wenige Mönche an. Einer der zurück gebliebenen scheint richtig erfreut zu sein uns zu sehen - wahrscheinlich sind wir eine willkommene Abwechslung. Auf jeden Fall nimmt er sich viel Zeit und zeigt uns das Kloster und viele versteckte Winkel. Wir freuen uns riesig, als er uns anschließend noch auf einen Tee in die Klosterküche einlädt.
Auch "nebenan" im Nonnenkloster Chuckik Tal freut man sich über unseren Besuch. Ganz neugierig schauen uns die Nonnen beim Fotografieren zu. Natürlich zeigen wir Ihnen gerne die Bilder auf dem Display unserer Kameras und dann wollen sie am liebsten gleich selbst mit auf dem Bild sein. Gerne versprechen wir ihnen, später die Bilder zu schicken. Wenn wir in Leh sind werden wir gerne Abzüge machen lassen und Tashi bringt sie dann bei seinem nächsten Besuch in Zanskar mit.
Das Kloster Starigma ist leider so früh im Jahr noch verschlossen, aber der Besuch lohnt schon alleine wegen der antiken Steinreliefs in der Nähe. Sie sollen aus dem 8. Jhd. stammen, als sich der Buddhismus aus Tibet immer mehr verbreitete und diese Art der Ghandhara Kunst in Afghanistan entstand und dann auch nach Indien und Zanskar kam.
Die tollen Ausblicke über die Landschaft gibt es – wie fast überall hier im Zanskar-Tal – gleich noch mit dabei. Von hier aus sehen wir auch schon das Pipiting Kloster, das auf einem Hügel über dem Ort thront. Tashi meint, dass er gehört habe, dass auch dieses Kloster so früh im Jahr wahrscheinlich noch geschlossen ist. Das stört uns nicht weiter, denn die Rundum-Sicht auf das Tal von dort allein ist mit Sicherheit den Besuch schon wert.
Danach lassen wir den Tag gemütlich ausklingen, denn der Aufenthalt in der Höhe ist doch einigermaßen anstrengend und so tut ein wenig Ruhe gut.
Auf die heutige Fahrt habe ich mich schon lange gefreut. Es geht so weit wie möglich auf der neuen Straße, die das Zanskar-Tal mit Leh verbinden soll. Ziel ist es, die Region ganzjährig überland an das Straßennetz von Ladakh anzuschließen. Die Zanskaris warten sehnsüchtig auf diese Straße, denn 7-8 Monate sind sie abgeschnitten von der "Außenwelt" und damit von jeglicher Versorgung und das ist wirklich hart.
Von Padum aus folgen wir dem Zanskar-Fluß zunächst in Richtung Osten. In der Ferne sehen wir einzelne Dörfer verstreut im Tal. Wo mag die alte Dame wohl herkommen und wohin ist sie zu Fuß unterwegs? Die Entfernungen erscheinen uns endlos...
Je weiter wir uns von Padum entfernen desto einsamer und rauher wird die Landschaft. Auf einer winzigen Brücke aus roh behauenen Balken überqueren wir einen Seitenarm des Zanskar. So nah sind wir hier dem Fluß…die Gelegenheit müssen wir nutzen… Tashi und Tsering halten uns wahrscheinlich für ziemlich verrückt!
Schon die Landschaftseindrücke auf der Fahrt durch das Tal rund um Padum sind atemberaubend schön.
Was jedoch dann folgt ist an Dramatik kaum noch zu überbieten. Im Laufe der Jahr-Millionen hat sich der Zanskar-Fluss eine tiefe Schlucht quer durch das Gebirge gegraben, die sich in Richtung Norden immer weiter verengt. Die Straße folgt dem Fluss entlang der Berghänge und ist teilweise tief in die Felswände hinein gesprengt. Eine unglaubliche Szenerie - nach jeder Kurve noch einmal unglaublicher.
Wir fahren, so weit wie möglich. Aber schließlich meint Tsering, dass es nun zu gefährlich wird, da die Straßenbauarbeiten ein Stück weiter in vollem Gang sind. Also kehren wir schweren Herzen um – aber eins ist klar! Wir kommen noch einmal hierher, um auf dieser Straße zu fahren, wenn sie fertig ist.
Ausführliche und aktuelle Informationen zum Bau der drei neuen Straßen, die von Leh, Lamayuru und von Darcha aus in das Zanskar-Tal gebaut werden, findest Du in meinem Beitrag "Auf neuen Wegen in das entlagene Zanskar-Tal".
Auf der Rückfahrt haben wir dann auch noch Augen für andere Naturschönheiten am Wegesrand. Es ist immer wieder erstaunlich, was auf diesem kargen und trockenen Boden noch alles wächst und gedeiht.
Geduldig warten Tashi und Tsering bis wir unsere Blumen-Foto-Session beendet haben. Schließlich geht es weiter und wir besuchen noch einige Klöster, die auf unserem Weg liegen. Im Nonnenkloster von Sangla werden wir neugierig beäugt. Eine der Nonnen nimmt sich die Zeit und führt uns herum. Sie unterhält sich angeregt mit Tashi und so erfahren wir einige interessante Details über das Kloster und seine Bewohnerinnen. Schließlich werden wir zum Tee in die Klosterküche eingeladen. Bei der netten Einladung kommen wir erst gar nicht auf die Idee nein zu sagen.
Auch das Stongde-Kloster ist nach den Wintermonaten noch verschlossen. Aber hinauf zum Kloster hoch über dem Tal müssen wir auf jeden Fall...schon allein wegen der Aussicht.
Inmitten des weiten Tales vereinigen sich der Tsarap-Fluss aus dem Süden und der Doda-Fluss, der auch Stod-Fluss genannt, aus dem Westen zum Zanskar-Fluss.
Auch in Richtung Süden wird seit einigen Jahren an einer neuen Straße gebaut, die bei Darcha auf den Manali-Leh-Highway treffen soll. Auch dieser Strecke möchten wir so weit wie möglich folgen.
Doch schon nach wenigen Kilometern gibt es eine erste Unterbrechung - wegen Reparaturarbeiten ist die Straße gesperrt - angeblich soll es in einer Drei-Viertelstunde weitergehen. Um nicht untätig herumzusitzen und zu warten entschließe ich mich, zu Fuß auf der Straße voraus zu gehen.
Ein wirklich schöner Spaziergang. Gerade einmal drei Fahrzeuge kommen mir während der ganzen Zeit entgegen. Nach einiger Zeit wird mein Bewegungsdrang aber erst einmal gebremst - die Straße ist überflutet von einem breiten Bach, der vom Berghang hinab stürzt. Eigentlich müsste ja jeden Moment das Fahrzeug kommen - doch dann entledige ich mich lieber meiner Schuhe und Strümpfe und durchwate vorsichtig das Wasser. Es ist nicht sehr hoch, jeoch bitter-bitterkalt. Aber das hat sich trotzdem gelohnt, denn schon nach der nächste Kurve kommt das Bardan Kloster hoch oben auf einem Felsen in Sicht.
Es dauert ein-einhalb Stunden bis mich unser Fahrzeug endlich einholt und wir weiter in Richtung Süden fahren. Die Straßenführung ist hier nicht ganz so spektakulär, aber die Landschaft trotzdem beeindruckend.
Nach etwa zwei Stunden Fahrt stellt sich uns jedoch ein schwer arbeitender Bagger "in den Weg". Während der letzten Monsunzeit ist der ganze Hang, der aus Sedimentgestein und Geröll besteht, abgerutscht und hat die Piste auf einer langen Strecke komplett zerstört. Nach einer kleinen Picknick mit Blick auf den Fluß fahren wir zurück nach Padum.
Wenn Du mehr erfahren möchtest über die neuen Straßen, die in Richtung Zanskar-Tal gebaut werden, dann interessiert Dich vielleicht auch mein aktueller Beitrag "Auf neuen Wegen in das entlegene Zanskar-Tal".
Es ist uns ein wenig wehmütig um’s Herz, denn heute heißt es schon wieder Abschied nehmen von Padum, dem Zanskar-Tal und seinen so liebenswürdigen und beeindruckenden Menschen. Auf demselben Weg, auf dem wir gekommen sind, fahren wir zurück, da es bisher ja noch keine andere Verbindungsstraße gibt. Das stört uns jedoch überhaupt nicht. Zum einen haben wir für heute noch einige Besichtigungen geplant, für die auf der Herfahrt keine Zeit war. Zum anderen habe ich immer wieder die Erfahrung gemacht, dass dieselbe Strecke aus der anderen Richtung gefahren oder gegangen wieder anders aussieht und trotzdem noch viele neue Eindrücke bietet.
Nach knapp 20 km in Richtung Norden entlang des Stod-Flusses erreichen wir das wunderschöne Dorf Sani. Alle Häuser sind noch ganz typisch im tibetishen Stil gebaut. Freundlich-neugierig werden wir beäugt, denn viele Touristen kommen nicht hier her und in diesem Jahr sind wir sowieso die ersten.
Tashi hat gehört, dass heute ein besonderer lokaler Feiertag ist. Viele der zahlreichen Chorten in der ganzen Umgebung werden verschönert und ausgebessert, um anschließend wieder weiß getüncht zu werden. Dafür werden entlang der Straße Spenden gesammelt.
An einem der Chorten werden gerade die Vorbereitungen für eine Gebetszeremonie von einem hohen Lama und vielen fleißigen Helfern getroffen.
Bei Ating überqueren wir den Stod-Fluß und machen einen Abstecher in das Seitental des Bardur-Flusses zur Zongkhul Gonpa. Lange Zeit war der bedeutende Pilgerort nur zu Fuß erreichbar. Vor zwei Jahren wurde dann eine kleine Straße talaufwärts gebaut, der wir nun folgen. Nach einer Straßenbiegung kommem die Klostergebäude, die hoch oben am Felsen kleben, in Sicht. Das Kloster soll von dem hoch verehrten Yogi Naropa gegründet worden sein, der sich regelmäßig hierher zum Meditieren zurück zog. Momentan ist nur ein einziger Mönch hier, der auf das Kloster Acht gibt und sich offensichtlich sehr freut, dass wir etwas Abwechslung in seinen derzeit recht einsamen Mönchsalltag bringen. Er führt uns herum und wir dürfen sogar die heilige Meditationshöhle betreten.
Schließlich setzen wir unseren Rückweg in Richtung Rangdum fort.
Gegen Abend erreichen wir unser "Fixed Tented Camp" in traumhafter Kulisse vor den schneebedeckten Bergen des Rangdum-Tales. In Laufweite liegt das Rangdum Kloster. Für einen Besuch ist es jedoch heute zu spät.
In der Nacht ist es lausig kalt - mit Sicherheit einige Grad unter Null! Bin ich froh, dass ich mich in meinen Schlafsack kuscheln kann. Die vorhandenen Decken habe ich noch zusätzlich darüber gelegt. Nach dem Frühstück besuchen wir das Rangdum Kloster, das exponiert auf einer Anhöhe über den Rangdum-Tal liegt.
130 beeindruckende Kilometer liegen bis nach Kargil vor uns. Auch auf dieser zweiten Fahrt sind wir wieder hingerissen von dieser großartigen Landschaft.
Unterwegs treffen wir immer wieder auf Nomadenfamilien, die mit ihren Tieren zu den Sommerweiden im Zanskar-Tal ziehen.
Nach der Ruhe und Einsamkeit im Zanskar-Tal ist unsere Ankunft in Sankul, einem größeren Dorf im Suru-Tal, schon fast ein kleiner Kulturschock.
Von hier aus machen wir einen Abstecher in ein Seitental. Wir wollen uns das riesige Steinrelief des Meitreya Zukunftsbuddha anzuschauen. „Über diese Brücken musst du gehen…“ – um zum Buddha zu gelangen - NIEMALS! Da machen wir lieber einen Umweg von einer halben Stunde!
Am Nachmittag gegen 16 Uhr erreichen wir Kargil. Hier müssen wir leider uns von unserem Fahrer Tsering verabschieden, der uns während der letzten Tage ein so netter und aufmerksamer Begleiter war. Er fährt heute noch zurück in Richtung Padum. Wir beziehen unsere Zimmer im Hotel Zoji La Residency, dem besten Hotel am Platz, das es immerhin fast auf drei Sterne bringt. Eine warme Dusche tut jetzt nach einigen Tagen mal wieder richtig gut! Der Strom ist zwar gerade ausgefallen, aber das Wasser im Boiler im Badezimmer ist noch heiß...
Um acht Uhr sind wir zum Frühstück verabredet - um halb neun soll es losgehen. Unser neuer Fahrer Dorji ist mit seinem Fahrzeug inzwischen aus Leh eingetroffen. Er begrüßt uns mit einem so freundlichen Lächeln, dass das Eis schnell gebrochen ist. Dann geht es auch sogleich los. Da ich auf der Strecke zwischen Kargil und Lamayuru schon 2008 unterwegs war, haben wir uns für die nördliche Alternativ-Route über Batalik entschieden. Die Straße führt ganz nahe an der indisch-pakistanischen Grenze entlang und so benötigen wir ein Spezialpermit, das meine Freunde aus Delhi über eine Agentur in Leh für uns besorgt haben.
Zunächst geht es auf dem Srinagar-Leh-Highway aus dem Ort hinaus bis zum Abzweig in Richtung Norden. Hier im grenznahen Gebiet zu Pakistan will Indien die schnelle Erreichbarkeit der Region gewährleisten. Deshalb ist die Straße in einem hervorrragenden Zustand. Wir kommen schnell voran, wenn man mal von den vielen, vielen Fotostops absieht, zu denen wir uns auch heute wieder in der atemberaubend schönen Landschaft geradezu genötigt sehen.
Dabei ist Dorji mindestens so nett, geduldig und aufmerksam wie Tsering. Sobald nur einer von uns die Kamera in die Hand nimmt – keine Ahnung wie er das – insbesondere auf dem Rücksitz – immer mit bekommt. Schon nimmt er den Fuß vom „Gas“ und so können wir so manches Foto auch mal aus dem fahrenden Auto schiessen.
Es ist wieder einmal eine so beeindruckende Fahrt in einer so unglaublich grandiosen Landschaft, dass wir es kaum glauben können. Silvia meinte nur, dass sie schon jetzt sagen könne, dass das eine ihrer schönsten Reisen ist. Als Dorji dann über einen USB-Stick auch noch buddhistische Meditationsmusik abspielt, ist es fast um unsere Fassung geschehen – das alles ist einfach nur noch zum Weinen schön. Das kann ich mir dann gottseidank gerade noch verkneifen.
Von Kargil auf einer Höhe von ca. 2.700 m geht es hinauf auf 4.027 m auf den Hambating La Pass und von dort aus wieder abwärts in Richtung Batalik, dem Hauptort der Region. „Abwärts“ ist hier eher relativ, denn der Ort liegt immer noch hoch oben über dem Indus-Fluß. Die aride wüstenhafte Hochgebirgslandschaft ist immer wieder unterbrochen von wunderschönen grünen Oasen und rustikalen kleinen Dörfern.
Durch ein Gebetsfahnen geschmücktes Tor lassen wir uns zu einem Abstecher locken, denn in kurzer Entfernung ist ein Dorf zu sehen. die Straße endet jedoch nach kurzer Strecke an einer Schule.
Dort begegnen wir einem 83 Jahre alten Mann, der zum arischen Volk der Dahs gehört, die vor einigen Jahrhunderten hier eingewandert sind. Er trägt noch den ganz traditionellen Schmuck - drei Knöpfe in jedem Ohr. Er ist sichtlich stolz, dass wir uns für seinen Ohrschmuck interessieren und zeigt seine schönsten Seiten bereitwillig für ein paar Fotos her.
Batalik ist hauptsächlich ein Militärstütztpunkt zur Sicherung der Grenzregion. Als wir eine kurze Teepause einlegen kommen zwei ältere Damen des Dah-Volkes vorbei, die noch den ganz traditionellen Kopfschmuck tragen. Die beiden sehen fantastisch aus. Sie wissen allerdings auch um Ihre Attraktivität als Fotomotiv und auf unsere Frage nach einem Foto verlangen sie gleich erst mal 500 Rupien. Das sind reichlich übertriebene acht Euro und so treten wir erst einmal in die Verhandlungen ein. Wir bieten 100 Rupien vorher und weitere 100 Rupien danach...nicht dass sie uns gleich nach dem ersten Foto davon laufen... Wir werden uns recht schnell handelseinig und haben alle miteinander viel Spaß an dem "Foto-Shooting".
Ab Batalik geht es weiter bergab. Die abenteuerliche Straße führt durch eine wilde Karstlandschaft entlang der Berghänge und durch Felsendurchbrüche bis hinunter in das tief eingeschnittene Tal des Indus. Dem folgen wir auf der Nordseite flussaufwärts. Der Nachmittag ist schon angebrochen und wir sind fast nur gefahren. Da tut uns allen eine kleine Pause am Ufer des Indus gut.
Ein Schild am Straßenrand macht uns neugierig – ein Cafe – „Indus Cafe“ - hier in dieser abgeschiedenen wilden Felsenlandschaft. Das müssen wir uns auf jeden Fall näher anschauen! Was für eine urige kleine Hütte direkt an der Straße über dem Indus. Mit einfachsten Mitteln werden hier typische indische bzw. ladakhische Snacks zubereitet. Da duften Samosas und Momos und verlocken zum Probieren. Wir probieren alles – mehrfach – es ist einfach nur köstlich. Wer hier lang kommt sollte unbedingt einen Probier-Stop einlegen. Das Abendessen hat sich somit für uns gerade schon erledigt.
Es geht noch einige Kilometer weiter entlang des Indus bis wir bei Khalsi wieder auf den Srinagar-Kargil-Leh Highway treffen.
Kurz vor Lamayuru leuchten die bizarren Sandsteinformationen von „Moonland“ in der tief stehenden Abendsonne.
Inzwischen ist es spät geworden und im wunderbaren Licht des späten Nachmittages besuchen wir zuerst das Lamayuru Kloster. Für mich ist Lamayuru eines der schönsten Klöster in Ladakh - an einem der schönsten Orte in Ladakh. Es strahlt etwas ganz besonderes aus – eine besondere Ruhe – eine gewissen Weltabgeschiedenheit – ein Ort, an dem mir das Herz aufgeht!
Am Abend ist es hier besonders schön. Viele Touristen - besonders die indischen - kommen nur auf einen Tagesausflug her, denn die Unterkunftsmöglichkeiten sind recht einfach. Im Laufe des Nachmittages kehrt dann wieder Ruhe ein und die Einheimischen aus der Umgebung kommen noch für einen Pilgergang um das Kloster.
Auch wir genießen die Ruhe und umwandern in aller Gemütlichkeit das Kloster.
Seit meinem ersten Besuch in Lamayuru 1994 hat sich viel verändert - es ist aber eigentlich nur schöner geworden. Unter meinen alten Dias habe ich noch eines "ausgegraben", das ich damals fast aus derselben Perspektive aufgenommen habe.
2008 war ich noch einmal hier – und dann jetzt 2016 zum dritten Mal. Ich hoffe sehr, dass es nicht das letzte Mal ist. Ladakh im allgemeinen und Lamayuru im besonderen ist ein Platz auf dieser Welt, an den ich immer wieder gerne zurückkehren oder auch gerne einmal längere Zeit bleiben möchte.
Erst kurz vor Einbruch der Dunkelheit beziehen wir unsere Zimmer im Moonland Hotel. Wir haben diesem kleinen recht einfachen Hotel den Vorzug vor dem Klostergästehaus gegeben, da die Zimmer hier ein eigenes kleines Badezimmer haben.
Heute wollen wir nach Photoksar. Das liegt etwa 65 km südlich von Lamayuru an der ehemaligen Trekkingroute ins Zanskar-Tal. In den letzten Jahren ist eine neue Straße entlang dieser Route gebaut worden, die bis nach Zanskar führen soll, wenn sie fertig ist. Ausführlichere und ganz aktuelle Informationen über den Straßenbau in das Zanskar-Tal und die schneller Erreichbarkeit findest Du in meinem Beitrag "Auf neuen Wegen in das entlagene Zanskar-Tal".
Von Lamayuru aus nehmen wir nicht die direkte Strecke über Wanla entlang des Flusstales sondern die Pass-Straße, die vom Fatu La herunterkommt. Die führt auf der höher gelegenen alten Pass-Straße durch die Berge und bietet fantastische Ausblicke auf die Himalaya-Landschaft. Von hier oben sieht man erst richtig den gewaltigen Talkessel von "Moonland". In ungezähligen Serpentinen windet sich die Straße schießlich hinunter ins Indus-Tal. Hier wenden wir uns dann in Richtung Süden bis nach Wanla.
In Wanla machen wir Halt. Das Wanla Kloster thront hoch oben über dem Tal des Yapola Flusses auf einem flachen Bergrücken. Wie Zongkhul Gonpa in Zanskar gehört auch dieses Kloster zu den ältesten in Ladakh und ist ein richtiges Kleinod. 1980 wurde es um ein neues Gebäude erweitert.
Tashi hat Glück und kann den Schlüssel zum Gebetsraum erhalten. Darüber freut sich eine ältere ladakhische Pilgerin, die des Weges kommt, mindestens so sehr wie wir.
Als wir schon wieder auf dem Rückweg zum Fahrzeug sind kommen wir mit einem Mönch ins Gespräch, der uns schließlich fragt, ob wir Interessse hätten, bei der Erstellung eines Sandmandalas zuzuschauen. Was für eine Frage! Wir sind sprachlos vor Freude, dass wir die Gelegenheit haben etwas so besonderes zu erleben.
Am südlichen Ende des Wanla-Tales überqueren wir auf einer Brücke den Yapola-Fluß. Die nun folgende Passage führt mitten durch ein schales, tief eingeschnittenes Tal quer durch das Bergmassiv und ist an Dramatik kaum noch zu überbieten. Auch hier musste die Straße entlang des Flusses stellenweise regelrecht in den Felsen hineingesprengt werden.
Erst kurz bevor wir den kleinen Ort Hanupatta erreichen weitet sich das Tal wieder etwas. Über eine Hochebene geht es schließlich hinauf auf den 4850 m hohen Sisir La Pass. Regenschwere Wolken hängen über der Landschaft.
Schließlich erreichen wir das Dorf Photoksar und unser Homestay. Wir beziehen erst einmal unsere sehr einfachen Zimmer und nehmen einen Tee in der Küche, denn es hat angefangen „Bindfäden“ zu regnen.
Schnell hat es sich im Dorf herum gesprochen, dass Fremde angekommen sind und im Haus von Familie Ningma abgestiegen sind. Da schauen die Nachbarn doch schnell vorbei. Wir werden neugierig, aber völlig unaufdringlich beäugt. Tashi übersetzt gerne und so können wir uns gegenseitig ein wenig "ausfragen". Als es aufhört zu regnen brechen wir noch einmal auf, um die neue Straße so weit wie möglich bis zum Ende zu fahren. Unsere Gastgebern meinen, dass sie bereits bis auf den knapp über 5.000 m hohen Senge La-Pass hinauf führt.
Durch den Regen ist die Strecke aufgeweicht und arg matschig. An einigen Stellen schliddern wir bedenklich und bleiben fast stecken. Die Piste wird immer schlechter und im weiteren Verlauf in Richtung Senge La Pass sehen wir, dass sie verschneit ist. Die Weiterfahrt ist viel zu gefährlich und so entscheiden wir uns schweren Herzens umzukehren.
Zurück in Photoksar unternehme ich noch einen kleinen Rundgang durch das Dorf bevor es dunkel wird..
Etwa 230 km liegen heute vor uns und so ist wieder einmal frühes Aufstehen angesagt. Bereits kurz vor sieben brechen wir nach einem Frühstück in der Familienküche auf. Bis nach Wanla fahren wir auf gleicher Strecke wie gestern und dann geht es auf den Srinagar-Leh-Highway weiter. Die Straße ist gut ausgebaut und so kommen wir schnell voran.
Am großen Zusammenfluß des Zanskar-Flusses in den Indus bei Nimu machen wir noch einmal einen Abstecher in Richtung Süden.
Von hier aus ist eine weitere Straße entlang des Zanskar-Flusses in Richtung Süden nach Zanskar im Bau. Da der Zanskar-Fluß auf langen Weg durch die Berge viel Wasser aus den Nebenflüssen aufgesammelt hat, ist er hier inzwischen breit geworden, aber immer noch ziemlich wild unterwegs - eine gute Strecke zum Rafting.
Leider haben wir aus Zeitgründen keine Chance, der Straße bis zum Ende zu folgen. Wenn Dich weitergehende Informationen zum Bau der neuen Straßen in das Zanskar-Tal interessieren, ist vielleicht mein Beitrag "Auf neuen Wegen in das entlegene Zanskar-Tal". lesenswert.
Unser Ziel ist Chilling und das "Cable Car" über den Zanskar-Fluss. Vor einigen Jahren wurde die Brücke nach ungewöhnlich schweren Monsun-Regenfällen von einer großen Flutwelle weggerissen und leider bisher noch nicht wieder neu aufgebaut. Deshalb ist das alte "Cable Car" wieder in Betrieb genommen worden. Wir hatten Glück - als wir dort ankamen war das es gerade in Betrieb, um einige Wanderer und einige Einheimische hinüber zu transportieren.
Aktueller Nachtrag:
Inzwischen ist in Chilling wieder eine Brücke über den Zanskar-Fluss gebaut und das Cable Car außer Betrieb genommen worden. Damit ist der Zugang zum Markha Valley wieder sehr viel einfacher und weniger abenteuerlich geworden.
Die letzten 60 km auf guter Straße nach Leh legen wir schnell zurück. Die Stadt liegt am nordöstlichen Rand des Indus-Tales, das hier sehr weitläufig ist. Im Hinterbrund ragen die schneebedeckten Eisriesen der Ladakh-Range auf.
Wir beziehen unser Hotel, das Lha-Ri-Mo, in dem ich auch auf meiner letzten Reise abgestiegen bin. Es hat mehrere Gebäude, umgeben von einem schönen Garten und es liegt recht zentral, so dass man von hier aus das Zentrum von Leh gut erreichen kann.
Vor der Dunkelheit bleibt uns noch etwas Zeit, durch die Gassen von Leh zu streunen.
Es ist unglaublich wie sich der Ort seit meinem letzten Besuch in 2008 verändert hat. Aus den seinerzeit schmalen - teilweise sogar noch staubigen Straßen - sind große Fußgängerzonen mit imposanten Geschäften und Einkaufsmöglichkeiten geworden. Der Unterschied zu 1994 ist natürlich richtig krass. Damals war Leh eher ein kleines Provinz- und Bauernstädtchen. Da mußte ich mir - wieder zuhause - doch mal die alten Bilder von Leh raussuchen...
Der Tourismus boomt in Leh und dem umliegenden Indus-Tal. Für die Inder aus dem heißen Tiefland ist Ladakh inzwischen zu einem Sommerurlaubs-Hotspot geworden. Die indische Bollywood-Komödie "The Three Idiots", der teilweise in Ladakh spielt und grandiose Landschaftsaufnahmen zeigt, hat das schon vor einigen Jahren ausgelöst.
Leider heißt es jetzt Abschied nehmen. Silvia hat leider für diese Tour nur zwei Wochen einplanen können. Ich habe gottseidank noch etwas mehr Zeit und dadurch Gelegenheit die Hochgebirgsseen Pagong Tso und Tso Moriri nahe der tibetischen Grenze zu besuchen. Auch von Tashi muss ich mich verabschieden, denn er begleitet schon morgen eine indische Studentengruppe nach Zanskar. Aber ich freue mich, dass Dorji als Fahrer weiter mit dabei ist und am Morgen bei der Abfahrt lerne ich Tsering Norphel kennen, der mich die nächsten Tage als Guide begleiten wird.
Mit Tsering verstehe ich mich auf Anhieb hervorragend. Schon nach der ersten kurzen Unterhaltung steht fest, dass die "Wellenlänge" stimmt. Auf dem Weg zum Pagong Tso geht es ohne weitere Besichtigungen zunächst im Indus-Tal auf dem Leh-Manali-Highway in Richtung Süden. Da ich den Palast von Shey und das Kloster Tikse schon mehrfach auf meinen früheren Reisen besucht habe, machen wir hier nur einen kurzen Fotostop.
Bei Karu biegen wir links in östlicher Richtung ab. Nach einigen Kilometern zieht sich linker Hand das Kloster Chemdey den Berghang hinauf. Da ich dort auf meinen früheren Reisen noch nicht war, fahren wir hin. Es ist viel los in und um das Kloster herum - es laufen gerade die Vorbereitungen für ein Fest.
Tsering zeigt mir die schönsten "Ecken" des Klosters. Von weitem hören wir, wie Muschelhörner geblasen werden und auch die Gebete und Trommeln einer Puja sind zu hören. Welch ein unbeschreibliches Glück, dass wir genau zur „richtigen“ Zeit hierher gekommen sind.
Den nächsten Stop legen wir bereits wenige Kilometer weiter beim Kloster Traktok ein. Auf meiner ersten Ladakh-Reise 1994 war ich hier - heute hätte es nicht mehr wieder erkannt. Das Kloster war um einige neue Gebäude erweitert worden und die damals vorhandenen sahen jetzt in der Gesamtanlage ganz anders aus.
Neben dem Hauptgebäude des Klosters gibt es inzwischen ein zusätzliches Gebäude für das Abhalten von Festen. Auch das wollen wir uns gerne anschauen und trauen unseren Augen kaum - denn es findet gerade ein großes Fest statt. Die Bewohner der ganzen Umgebung sind in ihrer schönsten Festtagskleidung hierher gekommen. Tsering fragt nach und erzählt mir, dass heute eine Gedenkfeier zu Ehren des vor einem Jahr verstorbenen obersten Lamas des Klosters stattfindet. Welch ein unglaublicher Zufall!
Leider müssen wir uns dann jedoch losreißen, denn es liegen noch viele Kilometer zum Pagong Tso vor uns. Von Traktok aus gelangen wir schnell an das östliche Ende des Tales. Von hier aus führt die Straße in Serpentinen den Berghang hinauf - die Aussicht über das Tal und die schneebedeckten Berge im Hintergrund werden mit jedem Meter grandioser.
Schließlich erreichen wir den Chang La-Pass. Mit über 5.400 m ist er der dritthöchste befahrbare Pass der Welt. Die Zeit, während ich draußen fotografiere nutzen Tsering und Dorji für eine Teepause.
Von hier aus gelangen wir auf die geographisch zum tibetischen Hochplateau gehörende Hochebene und fahren auf einer durchschnittlichen Höhe von ca. 4.500 m. Die Landschaft ist einfach nur noch atemberaubend schön. Ich staune nicht schlecht, hier am Wegesrand nicht nur Nomadenzelte sondern auch ein Toilettenhäuschen "in the middle of nowhere" zu finden.
Die Sonne steht jetzt am späten Nachmittag schon ziemlich tief und taucht die Landschaft in ein unglaublich intensives Licht, das uns alle in sprachloses Staunen versetzt.
Und dann gaben die Berge einen ersten Blick auf den tiefblauen Pagong Tso See frei...
Wir sind im Watermark "Fixed Tented Camp" untergebracht, das direkt am Seeufer liegt mit einem phantastischen Blick über den See und auf die dahinter liegenden schneebedeckten Berge.
Die Zelte sind unerwartet komfortabel, was ich hier in dieser abgeschiedenen Gegend nicht erwartet hatte.. Alles ist blitzblank sauber und es gibt sogar ein eigenes kleines Badezimmer mit Waschbecken, Toilette und einer Dusche direkt am Zelt.
Selten habe ich auf meinen Reisen einen so ereignisreichen und intensiven Tag erlebt wie diesen.
Den ganzen Tag verweilen wir heute in dieser herrlichen Umgebung. Gleich nach dem Frühstück brechen wir auf zu einer Erkundungfahrt englang des Westufers. Jede Kurve bietet neue unvergleichliche Ausblicke…
Unsere Fahrt geht bis zum Dorf Merak - das ist der letzte Ort, den westliche Touristen mit ihrem "Innerline-Permit" besuchen dürfen. Unterwegs irgendwo im Nirgendwo begegnet uns ein Mann, der alleine seines Weges wandert. Weit und breit kein Haus, kein Zelt und kein Dorf. Wo mag er wohl herkommen? Wo mag er wohl hingehen. In diesen entlegenen Regionen in Ladakh geht oder fährt man nicht einfach aneinander vorbei. Da ist immer Zeit zu einem Plausch zwischendurch.
Auf dem Rückweg gehe ich eine längere Strecke am Seeufer spazieren, um die wunderbare Landschaft richtig genießen zu können.
Am frühen Nachmittag kehren wir zurück zum Zeltcamp und so bleibt noch viel Zeit die Umgebung mit Muße zu genießen.
Obwohl es eine direkte Verbindungssstraße zwischen den Hochgebirgsseen Pagong Tso und Tso Moriri gibt, ist es Touristen nicht erlaubt, diese im nahen Grenzgebiet zu China zu benutzen. Deshalb fahren wir ein Stück auf gleicher Strecke zurück und überqueren noch einmal den über 5.400 m hohen Chang La Pass. Welch ein Anblick über die Passhöhe mit den schneebedeckten Eisriesen des Himalaya im Hintergrund.
Im Indus-Tal nehmen wir Leh-Manali-Highway um bei Upshi dem Indus in ein Seitental in Richtung Tibet zu folgen. Auch hier umgibt uns eine atemberaubend schöne Landschaft.
Einen kurzen Halt erlauben wir uns bei den heißen Quellen von Chumatang. In unmittelbarer Nähe zum Ufer des Indus kocht und brodelt es überall zwischen den Steinen.
Für die Einheimischen ist dies ein heiliger Ort, dem sie heilende Kräfte zuschreiben. Deshalb kommen die Menschen häufig von weither in der Hoffnung hier Linderung für ihre Leiden zu finden. Die Berge, die das Tal umgeben leuchten in allen Farben. Trotzdem habe ich mich mit Fotostops sehr zurückgehalten, denn insgesamt müssen wir heuten fast 300 km bewältigen.
Nach dem Überqueren des 4.800 m hohen Manshang La-Pass erreichen wir Nomadenland auf einer weiten Hochebene, die sich langsam hinab zum Tso Moriri neigt, der auf 4.500 m liegt vorbei.
Als wir ein Nomadencamp ganz in der Nähe sehen machen wir halt und schauen auf einen kurzen Besuch vorbei. Jeder geht hier seiner täglichen Arbeit nach. Jetzt nach dem Winter ist vor allem die richtige Zeit, um die Ziegen von ihrer wärmenden Unterwolle, der Pashmina-Wolle zu befreien. Da ich gerne näheres darüber wissen würde fragt Tsering den jungen Nomaden und erfährt, dass es für ein Kilo dieser kostbaren Rohwolle auf dem Markt in Leh ca. 6000 indische Rupien gibt. Das sind umgerechnet 80 €. Allerding müssen für ein Kilo Wolle auch jede Menge Schafe geschoren werden.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit erreichen wir schließlich den Hochgebirgssee Tso Mrori.
Unser Zeltcamp, das „Ladakh Camp“ steht ganz in der Nähe des Ortes Korzok.
Nach dem Abendessen ziehen wir uns in unsere Zelte zurück, aber an Schlaf ist erst mal noch nicht zu denken. Als ich das Licht ausknipsen will, kann ich trotz intensiver Suche keinen Schalter zum Ein- und Ausschalten finden. Also heißt es noch einmal anziehen - wieder raus in die Kälte und nachfragen. Nein - einen Lichtschalter gibt es nicht - das Licht geht aus, wenn der Strom allgemein ausgeschaltet wird...Da hilft nur noch eins - Glüchbirne einfach heraus drehen.
Nach einem späten Frühstück gehen wir auf Erkundungstour. Wir fahren bis zum Ende der Piste, die entlang der westlichen Seeseite führt und herrliche Ausblicke über den See und die umliegenden schneebedeckten Berge bietet. Ganz abrupt gelangen wir an das Ende der Straße vor einem Abgrund, der steil zum See abfällt.
Tausende von "Steinmännchen", Gebetsfahnen und kleine Manimauern markieren diesen Endpunkt und sind herrlich schöne Fotomotive.
Bei unserer Rückkehr schauen wir uns Karzok an und besuchen das Kloster.
Da es bewölkt, windig und ziemlich kalt ist, ziehe ich mich am Nachmittag in mein Zelt zurück, denn ich fühle mich nicht so ganz wohl und so gönne ich mir nach den vielen Tagen in der großen Höhe und den vielen Erlebnissen etwas Ruhe. Gegen Abend ist das Unwohlsein verflogen und wir genießen selbst hier fernab ein wirklich leckeres Abendessen.
Auf anderer Strecke - über Sumdo, den Polokongkha La Pass, Debring und Rumtse geht es zurück nach Leh. 230 km auf größtenteils ziemlich rauher Piste liegen vor uns, so dass wir wieder früh aufbrechen. Ab Sumdo ist die Piste richtig schlecht. Es sind zwar nur 20 km, die so übel sind - für die brauchen wir aber über eine Stunde bis hinauf auf den 4.950 hohen Polokongkha La Pass. Von nun an geht es langsam aber stetig über eine Hochebene bergab bis auf 4.200 m.
Wir trauen unseren Augen kaum als wir recht nah bei der Piste einige Schwarzhalskraniche sehen. Tsering kann es kaum fassen - ist restlos begeistert, denn er hat die grazilen Vögel erst einmal zuvor in seinem Leben gesehen. Er schaut mich fast fassungslos an und meint, dass man so viel Glück doch kaum haben kann wie wir in diesen paar Tagen.
Wir passieren den Tso Kar-See, was übersetzt so viel bedeutet wie "Weißer See". Diesen Namen trägt er aufgrund seines hohen Salzgehaltes, der seine Ufer leuchtend weiß gefärbt hat. In dieser Abgeschiedenheit treffen wir sogar noch auf einen der äußerst seltenen Wildesel.
Kurz vor Debring erreichen wir wieder den Leh-Manali-Highway. Diese Hauptverbindungsstraße ist zweispurig geteert und es ist ein wunderbares Gefühl ohne großes Geholper und Grumpel dahin zu gleiten. Nach kurzer Zeit beginnt die Auffahrt auf den Taglang La Pass, nach dem Khardung La-Pass der zweit-höchste befahrbare Pass der Welt. Die Höhenangaben sind leider in den verschiedenen Karten und Reiseführern sehr unterschiedlich und liegen zwischen 5.300 und 5.500 m. Was für eine Landschaft!
Jede neue Straßenbiegung bietet wieder neue phantastische Ausblicke - sowohl bei der Auffahrt wie auch auf der Fahrt auf der anderen Seite hinunter. Nach einem kurzen Halt und einem Mittags-Snack in Rumtse liegt die letzte Etappe nach Leh vor uns. Die Straße führt durch eine unglaubliche Canyon-Landschaft, die von einem kleinen Fluß durchflossen wird. Saftige Wiesen und kleine Dörfer säumen den Wegesrand. Die himmelhoch aufragenden Canyonfelsen schimmern in den unterschiedlichsten Farben - die dominierendste ist jedoch rot. Was für eine Farbenpracht!
Bevor ich in Leh mein Hotel beziehe gehen Tsering und ich noch auf Einkaufstour. Ich möchte gerne Aprikosenkernöl, eine Plastikdose und Gebetsfahnen kaufen. Tsering rast von Geschäft zu Geschäft, so dass ich kaum hinterher komme und in kürzester Zeit haben wir alles beieinander.
Allerdings - meint Tsering, könne ich die Gebetsfahnen nicht so einfach mit nach Hause nehmen - die müssen von einem Mönch gesegnet werden. Also gehen wir zum buddhistischen Zentrum. Wir haben Glück - in der Versammlungshalle finden wir einen Mönch, der die Segnung in einer kleinen fünf-minütigen Gebetszeremonie gegen eine kleine Spende für das Kloster vornimmt.
Welch ein andchtiger und schöner Abschluß für diesen wunderschönen Tag - für diese wunderschönen Reise!
Tsering und ich tauschen noch unsere E-Mail-Adressen aus und dann heißt es leider schon wieder Abschied nehmen.
Noch ein letztes Mal früh aufstehen in Ladakh. Mein Flug nach Delhi startet bereits um 8.20 Uhr und so holt Dorji mich schon kurz vor sechs im Hotel ab. Großes Staunen - an der Hotelrezepetion drückt man mir noch einen Briefumschlag in die Hand. Tsering hatte noch einige Abschiedszeilen und gute Wünsche für mich hinterlegt, die mich sehr berühren.
Da ich keine Sitzplatzreservierung für den Flug habe ist es gut, dass ich schon so früh am Flughafen bin. Es gelingt mir noch einen Fensterplatz auf der rechten Seite zu ergattern. Dieses Mal bin ich etwas vorsichtiger mit meiner Kamera und halte sie unter meiner Jacke versteckt. Zusätzlich habe ich auch das Smartphone noch griffbereit, um auf jeden Fall während des Fluges Fotos machen zu können. Fotografiert habe ich nur ganz vorsichtig, wenn die Stewardessen gerade nicht nicht in Sichtweite waren - und das hat sich gelohnt! Die Ausblicke aus dem Flieger über dem nordindischen Himalaya-Hauptkamm sind traumhaft.
Für mich ist dies einer der schönsten Flüge, die ich gemacht habe. Am besten hat mir bisher der Flug über den Hoch-Himalaya von Kathmandu nach Lhasa gefallen. Danach kommt der Flug von Kathmandu nach Paro, der eine ganze Stunde recht dicht am nepalesischen Himalaya vorbei führt. Und dann kommt auch schon dieser Flug von Leh nach Delhi.
Wie beim letzten Mal holt Vishwas mich vom Flughafen ab und wir fahren zur Familie nach Hause. Hier werde ich erst einmal gründlich ausgefragt über meine Reise-Erlebnisse - wir schauen uns gemeinsam meine Bilder an - unterhalten uns über "Gott und die Welt" und so neigt sich der Tag schnell dem Ende entgegen.
Da der Flug quer über den Himalaya von Leh nach Delhi sehr witterungsabhängig ist, hatte ich zur Sicherheit noch einen Reserve-/Puffertag eingeplant. Und so habe ich noch Gelegenheit den Tag mit Vishwas und Monischa zu verbringen. Wir lassen es uns richtig gut gehen - unterhalten uns viel - ruhen viel - gehen zwischendurch mal auf den örtlichen Markt, um für die Mahlzeiten einzukaufen und so geht auch die Zeit, die mal nicht durchgeplant ist, viel zu schnell vorbei.
Am späten Abend bringt Vishwas mich zum Flughafen und es geht von Delhi über München nach Frankfurt mit unglaublich beeindruckienden Erinnerungen und Fotos im Gepäck.
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