Calcutta gehört zu den Städten, die mich am meisten fasziniert haben. Für mein Empfinden ist es eine der "indischsten" und interessantesten Städte mit einem besonderen Charme und einer ganz besonderen Athmosphäre. Zweimal war ich schon dort, aber die Zeit war jedes Mal viel zu kurz...

Wenn Du die Gelegenheit hast und es Deine Zeit zulässt, empfehle ich mindestens zwei bis drei Tage für Calcutta einzuplanen. Wenn möglich lass Dir für die Besuche, Besichtigungen und vor allem für das Erleben viel Zeit. Allerdings gehört Calcutta zu den Städten, die auch heute noch für einen Kulturschock gut sind. Als ich mit meiner durchaus indien-erfahrenen Freundin unterwegs war, hat die Stadt sie erst einmal nahezu "geplättet".

Für mich sind es weniger die "großen" Sehenswürdigkeiten, die mir in Erinnerung geblieben sind - obwohl man in Calcutta mächtig stolz ist auf die prächtigen Bauwerke und Tempel - und dass obwohl viele davon von den Engländer erbaut wurden.

Das Victoria Mamorial, ganz aus weißem Marmor, ziert nahezu jeden Calcutta-Prospekt  - die riesige St. Paul's Cathedral ist die errste Episkopal-Kirche der östlichen Welt und der Marble Palace erscheint wie ein Traum! Die solltest Du Dir natürlich auch auf keinen Fall entgehen lassen - Calcutta aber nicht danach abhaken.

Es ist die Lebendigkeit der Stadt und die lebensfrohen Menschen, die Calcutta ausmachen. Egal wo man hinkommt - das Lächeln ist allgegenwärtig - an Markt- und Straßenständen, in der Metro oder in den Bussen.

Calcutta gehört zu den Städten, die mich am meisten fasziniert haben. Für mein Empfinden ist es eine der "indischsten" und interessantesten Städte mit einem besonderen Charme und einer ganz besonderen Athmosphäre. Zweimal war ich schon dort, aber die Zeit war jedes Mal viel zu kurz...

Wenn Du die Gelegenheit hast und es Deine Zeit zulässt, empfehle ich mindestens zwei bis drei Tage für Calcutta einzuplanen. Wenn möglich lass Dir für die Besuche, Besichtigungen und vor allem für das Erleben viel Zeit. Allerdings gehört Calcutta zu den Städten, die auch heute noch für einen Kulturschock gut sind. Als ich mit meiner durchaus indien-erfahrenen Freundin unterwegs war, hat die Stadt sie erst einmal nahezu "geplättet".

Für mich sind es weniger die "großen" Sehenswürdigkeiten, die mir in Erinnerung geblieben sind - obwohl man in Calcutta mächtig stolz ist auf die prächtigen Bauwerke und Tempel - und dass obwohl viele davon von den Engländer erbaut wurden.

Das Victoria Mamorial, ganz aus weißem Marmor, ziert nahezu jeden Calcutta-Prospekt  - die riesige St. Paul's Cathedral ist die errste Episkopal-Kirche der östlichen Welt und der Marble Palace erscheint wie ein Traum! Die solltest Du Dir natürlich auch auf keinen Fall entgehen lassen - Calcutta aber nicht danach abhaken.

Es ist die Lebendigkeit der Stadt und die lebensfrohen Menschen, die Calcutta ausmachen. Egal wo man hinkommt - das Lächeln ist allgegenwärtig - an Markt- und Straßenständen, in der Metro oder in den Bussen.

Calcutta - Allgemeines, Geographisches, Klima und beste Reisezeit

Als Hauptstadt des Bundesstaates West-Bengalen liegt Calcutta im Ganges-Delta am Hugli-Fluss, einem der zahlreichen Mündungsarme des heiligen Ganges. Das nimmt man allerdings in Calcutta nicht so genau. Hier heißt es meistens, dass Calcutta am Ganges liegt und dass, obwohl er nicht einmal in Indien sondern im Nachbarstaat Bangladesh in den Golf von Bengalen fließt.

Mit ca. 5 Mio Einwohnern auf 190 Quadratkilometer im Stadtgebiet ist Calcutta die viertgrößte Stadt und mit 15 Mio. Einwohnern auf 1.900 Quadratkilometer inclusive der Vororte der drittgrößte Ballungsraum in Indien. Größer ist nur Delhi mit 16 Mio. und Mumbai mit 18 Mio. Einwohnern. Die konkrete Einwohnerzahl ist nicht bekannt, denn es gibt keine Meldepflicht in Indien. Bei den Zahlen handelt es sich lediglich um Hochrechnungen nach Volkszählungen.

Mit einem dichten Straßennetz, Eisenbahnlinien in alle Richtungen Indiens, Überland-Busbahnhöfen und seit 2003 auch mit ersten U-Bahn-Strecken ist Calcutta der größte und wichigste Verkehrsknotenpunkt in der ganzen Region. Außerdem verfügt Calcutta über den zweitwichtigsten Hafen des Landes, der allerdings 120 km von der Küste entfernt ist.

Das angenehmste Klima in Calcutta herrscht in dem sehr kurzen Winter im Dezember und Januar. Dann liegt die durchschnittliche Tageshöchsttemperatur bei 27° und de Tiefsttemperatur bei 14° Celsius. Auch die Monate Oktober/November und Februar sind durchaus noch verträglich. Das ist mit Abstand die angenehmste Reisezeit für uns Europäer, die die hohen Temperaturen und vor allem die regelmäßig sehr hohe Luftfeuchtigkeit nicht gewöhnt sind. Im Mai klettert die durchschnittliche Höchsttemperatur schon auf 36 Grad. Im Juni beginnt dann die Monsunzeit mit teilweise heftigen Niederschlägen von bis zu 260 mm, die sich im Juli und August noch auf bis zu 330 mm steigern. Da Calcutta nur 6 m über dem Meeresspiegel liegt und aufgrund der Nähe zum bengalischen Golf sind die Niederschläge manches mal extrem. Viele Straßen sind dann knie- oder sogar hüfthoch überschwemmt. Der höchste jemals gemessene Niederschlag in der Geschichte mit 380 mm an einem einzigen Tag in Calcutta kostete 15.000 Menschen durch die Überschwemmungen das Leben.

Westliche Touristen in Calcutta

...gibt es hier bis heute noch weniger als in anderen indischen Städten. Viele Jahre führte Calcutta eher ein Schattendasein auf der touristischen Landkarte. In den Prospekten und Reiseangeboten deutscher Veranstalter war die Stadt lange Zeit fast überhaupt nicht zu finden. Das hat sich erst in den letzten Jahren gewandelt. Fremden wird deshalb von den Einheimischen immer noch mit Freude begegnet und mit einer unaufdringlichen Neugier, großer Hilfsbereitschaft und Aufgeschlossenheit.

Es ist überraschend, aber eine der Gründe für das schlechte Ansehen der Stadt war das bewundernswerte Wirken von Mutter Theresa für die Ärmsten der Armen, die durch sie in das Blickfeld der Medien gerieten. Auch der Roman von Dominique Lapierre "City of Joy" von 1985 über das Leben in den Slums von Calcutta, das 1992 verfilmt wurde, tat ein übriges. Calcutta haftete das Image des "Armenhauses Indiens" an. Und auch Günter Grass, der sogar einige Monate hier gelebt hatte, äußerte sich wenig positiv. Dadurch hatten westliche Besucher kaum Interesse  die Stadt kennenzulernen. Ganz zu Unrecht! Calcutta hat eine lange und reichhaltige Geschichte und wird als das kulturelle Herz Indiens angesehen.

Mit dem Ambassador unterwegs in Calcutta - die besondere Taxifahrt

Mit dem Ambassador in Calcutta - die besondere Taxifahrt

In Calcutta gibt es ihn auch heute noch - das indische Kultauto, den Ambassador. Bei meinem letzten Besuch in Calcutta - ich muss gestehen, das ist jetzt leider schon eine Weile her - war er noch überall präsent. Was für uns Deutsche der Käfer ist, ist für die Inder der Ambassador. Seit ich das erste Mal mit einem Amby, wie ihn die Inder liebevoll nennen, vier Wochen in Südindien unterwegs war, ist er mein Lieblingsauto. Das ist er jahrzehntelang auch für die Inder gewesen. Die urige Limousine wurde über 60 Jahre nahezu unverändert von Hinidustan Motors in der Nähe von Calcutta nach dem englischem Vorbild des Morris Oxford gebaut. Es war das erste Auto, das in Indien gebaut wurde und schon allein deshalb für die Inder ein besonderes Prestige-Projekt.

In der Grundausstattung kostete der Ambassador gerade einmal umgerechnet 6.000 €. Damit war er einigermaßen erschwinglich. Da ist es kein Wunder, das bis 1992 rund 75 Prozent aller Limousinen auf Indiens Straßen Ambys waren. Besonders beliebt war er bei den Taxifahrern. Hier sind sie teilweise bis heute noch in leuchtendem Gelb im Einsatz - ganz besonders viele in Calcutta. Wenn Du also ein Ambassador-Taxi siehst, dann solltest Du nicht zögern und Dich einige Kilometer herumfahren lassen. Es ist ein besonderes Erlebnis. Das Fahren ist besonders bequem. Das ist es letztendlich auch, was viele Taxi-Fahrgäste schätzen. Amby ist phantastisch gefedert und man fühlt sich auf der Rückbank als wäre man in seinem Fernsehsessel unterwegs. Dabei hat man ungewöhnlich viel Beinfreiheit.

Allerdings sind einige Taxifahrer - wie nahezu überall auf der Welt - wahre "Schlingel". Da gilt es den größtmöglichen Profit aus Fahrten mit westlichen Touristen zu machen. Deshalb ist es das beste den Preis für den Zielort vorab auszuhandeln. Die meisten Taxifahrer werden jedoch darauf bestehen, das Taxameter zu nutzen - sucht man sich eben einen anderen... Da Du in den meisten Fällen nicht weißt, ob der Taxifahrer auf dem schnellstmöglichen Weg zum Ziel fährt oder noch den einen oder anderen Schlenker einfügt oder die viel befahrenste Straße nutzt, kann das ganz schnell eine recht kostspielige Angelegenheit werden. Da habe ich schon so einige Erfahrungen machen dürfen, z.B. in Yangon auf meiner Myanmar-Reise 2003. Hilfreich ist es, wenn man schon im Hotel nachfragt, was denn in etwa eine Taxifahrt von A nach B so in etwa für Einheimische kostet. Das man als Tourist etwas mehr bezahlt ist sowieso klar...

Blütentraum am Hugli-Fluss - der Blumenmarkt in Calcutta

Beim Besuch des Blumenmarktes fühle ich mich jedes Mal wieder fast benommen und wie in einem Rausch aus Blüten, Düften und Farben! Wahrscheinlich werde ich ihn bei jedem weiteren Besuch in Calcutta immer und immer wieder besuchen - ähnlich wie in Nepal in Kathmandu die buddhistische Stupa Bodnath oder in Myanmar in Yangon die Shwedagon Pagode. Ansonsten fehlt einfach für mich etwas wichtiges.

Seit 130 Jahren wird hier am Malik Ghat nahe dem Hugli-Fluss und zu Füßen der Howrah-Brücke in ganz großem Stil mit Blumen gehandelt - an sieben Tagen der Woche 24 Stunden am Tag. Der Blumenmarkt dürfte eine der größten oder sogar der größte in Indien sein. Es herrscht eine unglaubliche Geschäftigkeit - ein unbeschreibliches Gedränge. Meine Freundin und ich hatten redliche Mühe uns nicht aus den Augen zu verlieren.

Die Straße ist stellenweisse auf die Breite eines Trampelpfades geschrumpft. Dicht an dicht haben die Blumenhändler ihre Stände aufgebaut oder ihre Ware einfach auf dem Boden ausgebreitet. Neben Trägern, die unfassbar große Blumensäcke auf dem Kopf durch die Menschen- und Blumenmassen bugsieren quetschen sich auch immer wieder LKW's mit Blumen-Nachschub hindurch.

Einen phantastischen Blick von oben auf den Blumenmarkt hast Du von der Howrah-Brücke. Es sind nur wenige Schritte und dann einige Stufen hinauf und schon kannst Du Dir das lebhafte Treiben aus der Vogelperspektive anschauen. Gleichzeitig stehst Du damit auf eine der wichtigsten Brücken in Calcutta und dem Wahrzeichen der Stadt.

Die Howrah-Brücke über den Hugli-Fluss

Wie der Eifelturm für Paris, das Kolosseum für Rom oder das Opernhaus für Sydney ist die Howrah-Brücke das Wahrzeichen für Calcutta. Einmal die Howrah-Brücke über den Hugli-Fluss zu überqueren ist absolut beeindruckend. Auf acht Spuren - vier in jede Richtung - ist der Verkehr unterwegs - eingerahmt von den über drei Meter breiten Fußgängerwegen. Schließ Dich einfach mal den unglaublichen Massen von Menschen und Fahrzeugen an, die Tag für Tag hier unterwegs sind.

Über eine Million Menschen sollen täglich die Howrah-Brücke überqueren - in Bussen, LKW's, Autos, Taxis, auf Fahrrädern, mit Lastenkarren oder auch zu Fuß. Sie ist mit 457 m Spannweite zwischen den beiden 85 m hohen Pfeilern eine der längsten freitragenden Brücken der Welt. Seit 1943 verbindet sie die beiden Städte Calcutta und Howrah. Allerdings geht es nicht nur darum die beiden Städte miteinander zu verbinden. Mindestens ebenso wichtig ist die Verbindung vom  Zentrum zur Howrah Railway Station.

Der Kopfbahnhof auf der anderen Seite des Flusses hat sich in den letzten Jahrzehnten zu einem der verkehrsreichsten Bahnhöfe Indiens entwickelt. Entsprechend hat auch der Verkehr auf der Howrah-Brücke zugenommen. Um sie zu entlasten wurde 1992 eine weitere Brücke in Betrieb genommen. Die Vidyasagar Setu, was soviel bedeutet wie "zweite Hugli-Brücke", steht allerdings drei Kilometer flussaufwärts und ist noch dazu mautpflchtig. Deshalb läuft nach wie vor der meiste Verkehr über die Howrah-Brücke.

Die Überquerung der Howrah-Brücke auf einem der Gehwege empfielt sich am frühen Morgen, wenn der Verkehr noch nicht ganz so stark ist. Erst im Laufe des Tages wird die Brücke zu eine der meistbefahrenen der Welt.

Mit Einbruch der Dunkelheit wird die Brücke beleuchtet und teilweise sogar in verschiedenen Farben illuminiert, so dass auch ein abendlicher Besuch lohnenswert ist.

Per Boot oder Fähre auf oder per Zug oder zu Fuß entlang des Hugli-Flusses

Der Hugli-Fluss als einer der vielen Mündungsarme des Ganges ist in Calcutta mindestens so heilig wie der Ganges selbst. Meistens heißt es sogar ganz einfach, dass Calcutta am Ganges liegt. Entsprechend bedeutungsvoll ist der Fluss für die Menschen hier. Zehntausende kommen täglich an seine Ufer, um zu beten oder ein rituelles reinigendes Bad zu nehmen. So reiht sich Bade Ghat an Bade Ghat entlang des Flusses und zu fast jeder Tageszeit herrscht hier reges Treiben. Besonders rege ist dieses Treiben anlässlich des zehn-tägigen Durga-Festes, das in Calcutta eines der bedeutendsten Feste im Jahr ist. Während dieser Zeit scheint fast ganz Calcutta die Bade Ghats zu besuchen. Zu jeder Zeit ist es interessant, das Ufer des Hugli-Flusses auf einer Bootsfahrt, auf einer Fähr-Überfahrt, per Zug entlang des Ufers oder zu Fuß zu erkunden. 

Am Pier der Howrah Railway Station und und am Prinsep Ghat am Ufer des Hugli-Flusses direkt bei der Vidyasagar Setu, der 2. Hugli-Brücke, kann man sich ein Boot mit Ruderer mieten. Vom Fluss aus den Sonnenuntergang und den Blick auf die Stadt und die beleuchteten Brücken zu genießen ist ein wirklich stimmungsvolles Erlebnis. Die etwa 20-minütigen Fahrten werden schon für etwa 300 - 400 Rupien angeboten (Preis aushandeln nicht vergessen).

Auch auf einer Fährfahrt über den Hugli-Fluss läßt sich der Blick auf die abendlich beleuchtete Howrah-Brücke wunderbar genießen. Fährtickets für die Howrah-Bagbazar-Fähre erhält man am Fährterminal direkt gegenüber von der Howrah Railway Station.

Vielleicht gefällt Dir ja auch eine kurze aussichtsreiche Zugfahrt entlang des Hugli-Flusses. Von dem kleinen rustikalen Bahnhof am Prinsep Ghat geht es dabei etwa sieben Kilometer nach Bagbazar mit vielen interessanten Ausblicken auf den Fluss. Dort bist Du dann auch gleich schon da, wo die Götter gemacht werden - im Künstlerviertel Kumartuli.

Ein Spaziergang entlang des Hugli-Flusses bietet sich ganz besonders zwischen  Pinsep Ghat und dem Babu Ghat an. Das sind gerade einmal knapp zwei Kilometer. Linke Hand liegt der Fluss mit seinen zahlreichen Bade Ghats - rechte Hand liegt der größte Stadtpark in Calcutta, der Maidan.

Eintauchen in die Welt der Bücher in Calcutta - die College Street

Selten habe ich so viele Bücher auf einmal gesehen. Auf einer Länge von ca. ein-einhalb Kilometer reiht sich in der College Street von der Kreuzung der Ganesh Chandra Avenue in Bowbazar bis zur Kreuzung der Mahatma Gandhi Road Bücherstand an Bücherstand. Über 2.000 sollen es angeblich sein. Hinzu kommen noch viele mobile Bücher-Verkaufsstände, die hier die Straße wieder und wieder auf und ab geschoben werden.

Bei den Einheimischen wird die College Street liebevoll "Boi Para" genannt. Das bedeutet so viel wie "Kolonie der Bücher" oder auch "Bücher Stadt". Hierher kommen die Kunden aus der ganzen Stadt und sogar von weither, denn in der College Street gibt es so ziemlich alles an Literatur, was man sich nur vorstellen kann. Ein Zeitungsartikel berichtete einmal, dass man hier nahezu jedes Buch in nahezu jedem indischen Dialekt und in Englisch bekommen kann.

Es ist der größte und auch der älteste Büchermarkt Indiens. Von hier aus wurden schon zu Urzeiten Bücher bis nach Kabul und Yangon geliefert. Gleichzeitig gibt es auf einer Fläche von nur einem Quadratkilometer mehr Bildungseinrichtungen wie irgendwo anders in Indien - die Calcutta University, das Precedency College, das Medical College, das Sanskrit College und noch viele mehr.

Bei so viel Bildung und Wissen auf engstem Raum darf natürlich auch das leibliche Wohllnicht zu kurz kommen. Dafür ist in der College Street bestens gesorgt. Hier gibt es nahezu alles, was der Gaumen begehren könnte.

Vom leckeren Mittagsmenü über Kaffee-Häuser, kleine Snacks an mobilen Imbiss-Ständen oder auch einfach nur einen "tea oder coffee to go". Hier findest Du so ziemlich alles, was der Gaumen begehren könnte.

Kulinarische Pause in einem der ältesten Kaffee-Häuser in Indien in der College Street

Direkt gegenüber der Presidency University gibt es eines der bekanntesten und ältesten Kaffee-Häuser Indiens - das Indian Coffee House. Ganz unscheinbar versteckt sich das Hinweis-Schild zwischen den vielen Bücherständen der College Street. Hier herrscht den ganzen Tag Hochbetrieb. Am Nachmittag nach den Vorlesungen ist es besonders schwierig einen Platz zu bekommen, denn es ist ein beliebter Studententreff. Ich war einigermaßen überrascht, in Calcutta so viele Kaffeehäuser zu finden. Bisher hatte ich die Inder hauptsächlich als Teetrinker kennengelernt. Tee gibt es hier aber natürlich auch.

Das Indian Coffee Housse war und ist eine Institution in Calcutta. Seine Gründung geht zurück auf den April 1876. Damals war es bekannt unter dem Namen "Albert Hall". 1947 wurde es in "Coffee House" umbenannt - später dann in "Indian Coffee House. 1958 wurde es von seinen Besitzern geschlossen, aber noch im gleichen Jahr wieder eröffnet, nachdem die Universität von Calcutta eine entsprechende Petition gestartet hatte. Bis heute hat sich das geschichtsträchtige Haus viel von seinem früheren Charme bewahrt. Seit jeher war es auch Treffpunkt für die Intelektuellen, Künstler und Dichter der Stadt. Ein Besuch hier lohnt auf jeden Fall, wenn Du sowieso in der College Street unterwegs bist. Das Indian Coffee House hat sogar eine eigene Homepage.

Mit der Tram durch Calcutta

Nicht nur für Bahnliebhaber ist die einzige Straßenbahn in Indien ein Kleinod! Seit 1902 gibt es die Tram in Calcutta. Mit einem solchen altertümlichen Tram-"Urgestein" unterwegs zu sein ist eine Stadtrundfahrt der besonderen Art. Hier bekommt man auf jeden Fall einen Sitzplatz, auch wenn der recht unbequemen ist. Ratternd schleppt sich die Bahn über die Gleise und schaukelt die Fahrgäste gemütlich durch den dichten Verkehr. Mit lautem Gebimmel bahnt sie sich ihren Weg durch das Verkehrs-Chaos. In so mancher schmalen Gasse passt kaum eine Handbreit zwischen das Gefährt und den Gegenverkehr. Auf der langsamen Fahrt und den vielen Stops lässt sich das bunte Treiben auf den Straßen besonders gut beobachten und ist gleichzeitig eine tolle Gelegenheit zum Fotografieren. Wenn Du also noch ein wenig Zeit erübrigen kannst - einfach einsteigen - bis zur Endstation fahren und dann wieder zurück oder gleich von der Esplanada einmal auf der Ringroute. Mit fünf bis zehn Rupien je nach Länge der Strecke bist Du dabei! Ein herrliches Erlebnis! Gar nicht zu vergleichen mit einer Taxifahrt oder einem Spaziergang.

Die Tram in Calcutta ist fast so alt wie die Stadt selbst. Die ersten Waggons wurden schon 1873 von Pferden auf verschiedenen Routen durch die Stadt gezogen. Zehn Jahre später gab es die ersten dampfbetriebenen Straßenbahnen, die dann 1902 von der heutigen elektrischen Tram abgelöst wurden. Bis 1960 waren die rustikalen Gefährte auf 40 verschiedenen Strecken unterwegs. Heute sind es gerade noch einmal 25. Allerdings könnte es sein, dass der immer dichtere Straßenverkehr und auch die neu gebauten Metro-Strecken der Tram auf lange Sicht den Garaus machen und der Betrieb irgendwann so unrentabel wird, dass er eingestellt wird. Können wir nur hoffen, dass die Verantwortlichen zu schätzen wissen welch ein Kulturerbe sie mit der Tram in Calutta haben.

Der Dalhousie Square

ist heute in seiner Gesamtheit eine Weltkulturerbestätte. Am besten kann man ihn zu Fuß erkunden. Im pulsierenden Herzen Calcuttas gelegen gruppieren sich die wichtigsten und schönsten Gebäude im alten britischen Kolonialstil um einen künstlich angelegten See, den Lal Dighi. Er wurde von den Engländern als Wasser-Reservoir angelegt und bis in die 1990iger-Jahre noch als solches genutzt. Heute ist der See eher eine kleine Touristenattraktion mit seinen schönen Spiegelbildern der umstehenden großartigen Gebäude.

Während der Kolonialzeit war hier viele Jahre das Verwaltungs- und Geschäftszentrum der Engländer und der East India Company bevor sie ihre Hauptstadt 1912 nach verlegten. Benannt wurde der Platz seinerzeit nach Lord Dalhousie, der im 19. Jahrhundert englischer Gouverneur in Indien war. In dieser Zeit entstanden die meisten der beeindruckenden Gebäude. An der Bedeutung dieses zentralen Platzes in Calcutta als Verwaltungs-, Geschäfts- und Finanzzentrum hat sich bis heute nichts geändert. Geändert hat sich nur der Name. Unmittelbar nach Indiens Unabhängigkeit wurde er in Binoy Badal Dinesh Bag - oder kurz BBD Bag - umbenannt nach den drei hoch verehrten Unabhängigkeitskämpfern. Trotzdem wird der Platz nach wie vor von den meisten Dalhousie Square genannt.

Das Writer's Building gehört mit zu den wichtigsten und schönsten Gebäuden am Dalhousie Square. Früher wurden hier die bürokratischen Belange der East India Company geregelt - heute ist es der Sitz der west-bengalischen Regierung. Weitere sehenswerte Gebäude sind das General Post Office, die Reserve Bank of India, die Hong Kong und Shanghai Bank, das Stephen House und viele mehr. 

Auf Youtube gibt es einige interessante Videos, die den Dalhousie Square zeigen und auch erklären:
Dalhousie Square / BBD Bag - Heritage of Kolkata City
A visit to India - Part 1: Kolkata - BBD Bagh Area

 

Der Pareshnath Jain Tempel in Calcutta

Neben dem "Goldenen Tempel" von Amritsar ist der Jain Tempel im Nordosten von Calcutta für mich eine der schönsten. Allerdings war ich bisher auch noch nicht in Palitana in Gujarat. Die Bilder, die ich von dieser Jain-Tempel-Anlage hoch oben auf einem Bergrücken gesehen habe, sind absolut faszinierend, wenn auch wieder ganz anders. Bisher waren alle Jain-Tempel ihren Besuch wert.

Die Pareshnat Tempelanlage wurde 1867 von dem seinerzeit sehr bekannten Kunstliebhaber Ray Badridas Bahadur erbaut und sehr kunstvoll mit Marmor, prächtigen Intarsien, Spiegeln, Glasmalerei, Kronleuchtern und vergoldeten Oberflächen verziert. Schon der Eingangsbereich zum Haupttempel ist eine wirkliche Pracht! Die Tempelanlage besteht aus vier verschiedenen Schreinen, die sich um einen Teich gruppieren und von einem wunderschönen sehr gepflegten Garten umgeben sind.

Obwohl der Jain Tempel in Calcutta als eine der bedeutendsten Sehenswürdigkeiten der Stadt beschrieben wird, waren wir seinerzeit am frühen Nachmittag fast ganz alleine dort unterwegs. So konnten wir die Pracht in dieser Oase der Ruhe fast ungestört genießen. Wie bei allen Tempeln in Indien müssen die Besucher beim Betreten die Schuhe auszuziehen. Es ist übrigens sehr zu empfehlen ein paar Socken dabei zu haben. Die können sehr hilfreich sein, denn der sonnenbeschienene Steinboden wird oft gerade am Nachmittag sehr heiß. Da fühlt man sich barfuß ganz schnell, als würden die Füße gegrillt. Damit habe ich in auf meiner Myanmar-Reise 2001 in der Tempelanlage der Shwedagon Pagode sehr eindrückliche Erfahrungen machen dürfen. Seitdem habe ich Indien bei allen Besichtigungen immer ein Paar "Tempel-Socken" im Rucksack. Außerdem sollte man sich die Füße in einem der zahlreichen Wasserbecken am Eingang waschen und kein Leder mit hinein nehmen - also auch keine Leder-Uhrenarmbänder, Ledergürtel u.ä.

Wo Götter gemacht werden - das Künstlerviertel Kumartuli

Im Norden von Calcutta werden aus dem Schlamm des Ganges bzw. seinem Nebenarm, dem Hugli, Götter gemacht. Künstlerwerkstatt reiht sich an Künstlerwerkstatt - über 450 sollen es im Kurmatuli-Viertel sein. Unter den vielen fleißigen Händen der Künstler entstehen Tausende von Skulpturen im Klein- und in Großformat. Meistens sind es Hindugötter, aber auch Mahatma Gandhi oder anderen indischen Idolen wird hier Gestalt gegeben - für den Hausgebrauch, für Feste oder auch für Museen.

Arbeitslos werden die vielen Kurmatuli-Künstler nie. Da die meisten der Götter-Skulpturen schon während oder spätestens nach dem jeweiligen Fest wieder den Fluten des Flusses übergeben werden, hält sich die Nachfrage beständig. In den Monaten vor dem großen Durga-Fest im Oktober geht es hier richtig rund. Dann werden unendlich viele der Götterskulpturen benötigt. Bei einem Gang durch die Straßen erhält man dann den besten Einblick in das künstlerische Schaffen.

Bei aller Geschäftigkeit geht es hier im Vergleich zum restlichen Calcutta geradezu leise zu. Das Kurmatuli-Viertel versprüht noch heute ein wenig ländlichen Charme und einen fast dörflichen Charakter. So kann man hier mit viel Ruhe und Muße den Künstlern mal ein wenig über die Schulter schauen und die verschiedenen Schritte bis zur Fertigstellung einer Skulptur beobachten. Mit Bambusstangen als Grundgerüst und Stroh wird die Form der Figur erstellt. Dann wird der Tonschlamm aufgeschmiert und alles in die gewünschte Form gebracht. In der Sonne muss das ganze dann trocknen bevor die Farbe kunstvoll aufgetragen werden kann - oftmals auch in meheren Arbeitsschritten.

Der morbide Charme entlang der antiken Chitpur Road

Einen ganzen Bildband haben 21 Studenten der Hochschule für Künste in Bremen unter der Leitung von Peter Bialobrzeski dieser Straße 2008 gewidmet. In ganz unvergleichlicher Weise haben sie unter dem Titel "Chitpur Road Neighborhoods" das kulturelle Erbe fotografisch festgehalten. Im Kalkutta des 19. Jhd. bildete sich in Calcutta eine sehr wohlhabende indische Elite, die sich hier in der Chitpur Road die bengalische Variante der Fabrikantenvilla errichteten.  Der Stilmix aus traditioneller Moguln-Architektur und klassizistischen Elementen birgt einen ganz besonderen Charme. Ein absolut fantastisches Buch, das ich nur jedem empfehlen kann, der sich für Indien, indische Kultur und indische Architektur interessiert. Allerdings empfehle ich die Hardcover-Ausgabe und nicht das Taschenbuch, in dem die Bilder viel zu klein und in schlechter Qualität gedruckt sind.

Wenn man alten historischen Schriften glauben darf ist die Chitpur Road älter als Calcutta selbst. Seinerzeit war sie eine Verbindung der nördlichen Region des heutigen Calcuttas zum bedeutenden Kalighat Tempel im Süden. Da die Engländer eher die Gegenden rund um den heutigen Dalhousie Square und das Chowringee-Viertel bevorzugten lebten hier ausschließlich Inder. Viele von Ihnen waren während der Kolonialzeit durch Handelsgeschäfte sehr wohlhabend geworden und so entstanden entlang der Chitpur Road diese imposante Herrenhäuser und Paläste, die heute langsam aber sicher dem Verfall preisgegeben sind. Entlang der antiken Chitpur Road und versteckt in vielen Seitenstraßen findet man die typische indische Lebendigkeit oftmals vor der Kulisse dieses morbiden Charmes des langsamen Verfalls.

Der Besuch der Chitpur Road bietet sich im Zusammenhang mit dem Kumartuli Künstlerviertel an. Es ist die antike Chitpur Road, die als Fortsetzung der Chowringee Road in Richtung Norden führt und heute Rabindra Sarani heißt. In mehreren Vierteln und abzweigenden Straßen sind viele der Häuser aus "Chitpur Road Neigborhoods" zu finden - z.B. rechts abzweigend, die Zakaria Street rund um die Nakhoda Moschee (übrigens die größte Moschee in Indien, die bis zu 10.000 Gläubige aufnehmen und 1926 errichtet wurde) oder weiter nördlich links abzweigend die Pathuriaghata Street und die P.K. Tagore Street. Auch im Kumartuli-Viertel finden sich einige der Fotomotive wieder.

Der Friedhof der Monumente - der South Park Street Friedhof

Eine Freundin, die von Calcutta genauso fasziniert ist wie ich, erzählte mir ganz begeistert vom South Park Street Cemetry. Gehört hatte ich schon von diesem Friedhof. Allerdings hatte ich ihm weiter keine Beachtung geschenkt. Ich muss gestehen - ein Versäumnis! Nachdem ich mir viele Bilder angeschaut habe steht fest: wenn ich noch mal nach Calcutta komme - und das ist ziemlich wahrscheinlich - dann werde ich unbedingt einmal dort vorbeischauen und gerne auch etwas mehr Zeit einplanen.

Dieser alte Friedhof wurde 1767 angelegt und ist etwas ganz besonderes! Obwohl er an eine der verkehrsreichsten Straßen liegt ist er ein Ort der Ruhe und der Stille. Stimmungsvoll und verwunschen liegen die Gräber inmitten der Natur. Dabei sind es eigentlich keine Gräber sondern größtenteils prächtige Monumente und Mausoleen. Unter den riesigen alten Bäumen ist es ein wenig kühler und so wandelt man im Schatten auf geschichtsträchtigen Spuren.

Jede Wegbiegung bietet neue interessante Ausblicke. Die Formen der Grabmonumente sind so prächtig und vielfältig, dass man sich verlieren und kaum satt sehen kann. Wenn man sich die Zeit nimmt einmal die Inschriften auf den Gräbern zu entziffern stellt man fest, welchen Tribut die Kolonialzeit letztendlich auch von den Briten gefordert hat. Viele der britischen Kolonialisten, die hier auf dem Friedhof liegen, vollendeten kaum das 28. Lebensjahr. Die Sterblichkeit unter den damaligen Europäern muss sehr hoch gewesen sein, denn es hieß im Calcutta des frühen 18. Jhd., dass die Lebenserwartung eines Engländers hier höchstens "zwei Monsune" betrug...

Indisches Museum im Herzen von Calcutta

Eigentlich bin ich ja nicht gerade eine "große" Museums-Gängerin. Was ich jedoch über das Indian Museum in der Park Street gehört und gelesen habe, hat das "Museum der Superlative" ganz schnell auf meine "To-visit-Liste" für Calcutta gebracht. Es ist das älteste Museum in der gesamten asiatisch-pazifischen Region - das größte Museum von Indien und das neunt-größte der Welt! Es wurde 1814 zunächst im Gebäude der Asiatischen Gesellschaft von Bengalen gegründet.

1867 hat man dann mit dem Bau des prächtigen weißen Gebäudes begonnen, in dem das Museum noch heute untergebracht ist. Auf 930 m² gibt es inzwischen 35 Galerien und über 100.000 Exponate Die Hauptthemenbereiche sind Kunst, Archäologie, Anthropologie, Geologie, Zoologie und Wirtschaftsbotanik. Die Vielfalt der Exponate reicht von zeitgenössischen Gemälden über ägyptische Mumien, antiken Skulpturen bis hin zu eingen heiligen Reliquien von Gautama Buddha.

Es gibt einige sehr interesante und ausführliche Beiträge im Internet über das Indische Museum -  z.B. auf dem non-profit Kultur-Portal "HiSoUR"

Shopping in antiken Gemäuern - der "New Market"

Schon die Engländer gingen hier einkaufen. Sie bauten vor fast 300 Jahren diesen ersten überdachten Markt in Calcutta. Der wurde dann weiter ausgebaut und es entstand ein Shopping Center in dem prächtigen heute roten Gebäude im gotischen Stil. Später wurde dann noch der imposante Uhrenturm errichtet. Viel von dem alten Charme ist bis heute erhalten geblieben. Was immer für das tägliche Leben gebraucht wird findet man hier und in den umliegenden insgesamt über 2.000 Geschäften und Marktständen. Entsprechend lebhaft geht es den ganzen Tag zu. Allein das Treiben auf dem großen Platz und in den umliegenden Gassen ist schon den Besuch wert.

Das Durga Puja Fest in Calcutta

Hindus überall auf der Welt feiern das Durga Puja Fest nach dem hinduistischen Mondkalender Ende September oder im Oktober. In Assam, West-Bengalen und in Nepal, wo man das Fest Dasain nennt, wird zehn Tage lang gefeiert. Für die Menschen in Calcutta ist es sogar das wichtigste Fest des ganzen Jahres. Es wird abgehalten zu Ehren der Göttin Durga, die nach der hinduistischen Mythologie den Büffeldämon mitsamt seiner Armee besiegte.

Schon Wochen vor dem Fest werden große und kleine Durga-Statuen für jeden Geldbeutel hergestellt und überall in den Geschäften zum Kauf angeboten. Die meisten entstammen dabei den kunstfertigen Händen der Handwerker aus dem Kumartuli-Viertel.

Eingeläutet wird das Fest mit dem ersten Tag Mahalaya. Schon früh bei Tagesanbruch nimmt man ein zeremonielles Bad und legt frische Kleidung an. Viele nehmen dieses Bad in den heiligen Wassern des Ganges. Dann beginnen die inbrünstigen Gebete und Gesänge mit denen die Göttin Durga gebeten wird auf die Erde zu kommen. So hat jeder der weiteren Festtage eine besondere Bedeutung. Viele der religiösen Zeremonien stellen in symbolischer Form die Begebenheiten des Kampfes der Göttin mit dem Büffeldämon dar. Der achte Tag ist der Höhepunkt des Festes, denn der Sieg der Göttin über den Dämon ist errungen und auch die Verehrung der Götting findet an diesem Tag ihren Höhepunkt. Am zehnten Tag heißt es Abschied nehmen. Frauen gehen einzeln zu den Altären und schwenken eine Butterlampe vor Durga und bemalen sie mit rotem Pulver mit der inständigen Bitte doch nächstes Jahr wiederzukommen. Jetzt wird die Göttin Durga, versinnbildlicht in den vielen großen und kleinen Durga-Statuen, mit Musik und oft übermütigem Tanz zum Hugli-Fluss geleitet und unter Jubelrufen dem Fluss übergeben.

Neben dem religiösen Aspekt ist es auch eines der wichtigsten gesellschaftlichen Ereignisse des Jahres. Überall wird gefeiert - in herausgeputzten Häusern und Höfen, in Veranstaltungszelten und auf der Straße. Viele Straßen werden mit Altären geschmückt mit einer Bühne davor. Nach den täglichen Gottesdiensten gibt es hier oft kleine Konzerte von Sängern und Gruppen mit traditionellen Liedern oder auch moderner Musik. Dabei flanieren die Menschen in ihrer schönsten Festtagskleidung auf den Straßen.

Streetlife in Calcutta - zwischen Lebendigkeit und Armut

Eigentlich hat man ja nahezu überall in Indien das Gefühl, dass sich oft ein Großteil des täglichen Lebens auf der Straße abspielt. In Calcutta habe ich das noch einmal ganz verstärkt so empfunden. Hier geht es besonders auf den kleineren Straßen und Gassen noch einmal sehr viel lebhafter zu. Mobile Verkaufsstände, Verkäufer, die ihre Waren auf dem Gehsteig ausgebreitet haben, Imbissstände, mobile Tee- oder Kaffeestände - alles dicht an dicht und das wohin man schaut.

Immer wieder Staunen! Warentransport in Indien ist anders! Fahrrad-Transportkarren, handgeschobene und gezogene Karren und LKW's jeder Art und Größe bahnen sich ihren Weg durch das Verkehrs-Chaos. Unvorstellbar welche kunstvoll aufgetürmte Massen auf einem einzigen dieser urigen Gefährte Platz finden können und dann mit großem Geschick durch die teilweise vollgestopften Straßen manövriert werden. Noch unglaublicher ist es, wie reibungslos und ohne große Karambolagen das alles in diesem kunterbunten Gedränge funktioniert.

Das gibt es nur in Calcutta! Rikscha-Zieher! Überall in Asien kennt man die Fahrrad-Rikschas. Hier in Calcutta spannen sich die Rikscha-Zieher selbst vor das Gefährt und ziehen ihre oft wohlbeleibten Gäste zu Fuß - oft genug barfuß - durch die Straßen. Schon mit einer Fahrrad-Rikscha unterwegs zu sein, wenn sich der Fahrer vor mir abstrampelt, bringt mich in einen echten Zwiespalt. Mich von einem Rikscha-Zieher für kleines Geld durch die Straßen chauffieren zu lassen - dazu konnte ich mich bisher noch nicht überwinden. Zehntausende von ihnen versuchen so in Calcutta zu überleben. Deshalb ist es aber auf jeden Fall eine Überlegung wert, ob man mit einer solchen Rikscha-Fahrt vielleicht doch dem einen oder anderen ein wenig hilft bei seinem Kampf um das tägliche Mini-Einkommen.

Wenn Du mehr erfahren möchtest über die Rikscha-Zieher von Calcutta findest Du unter dem Link einen sehr informativen Bericht von der WeLT.

Nach meiner ersten frühmorgentlichen Ankunft am Flughafen von Calcutta erlebte ich auf dem Weg zum Hotel, wie die Stadt langsam zum Leben erwachte. Erste Geschäfte öffneten. Die Bürgersteige vor den Läden wurden gefegt und erste Menschen waren unterwegs - zu Fuß, auf dem Fahrrad, mit der Rikshaw oder dem Auto. Auch das Leben auf den Gehsteigen erwachte - Menschen, die die Nacht auf den Bürgersteigen oder in Hauseingängen verbracht haben. Es sind ihrer leider noch ziemlich viele in Calcutta, wenn es auch in den letzten Jahren weniger geworden sind.

Ein Leben fast ausschließlich auf der Straße einschließlich der Morgentoilette! In Calcutta gibt es noch recht viele öffentliche Wasserstellen, die am frühen Morgen häufig umlagert sind von den Ärmsten der Armen, um sich selbst und ihre kärgliche Kleidung zu reinigen. Meistens wird sehr, sehr gründlich gewschen - sich selbst und die Kleidung! Für viele ist das oft das einzige Mittel sich noch etwas Selbstachtung und Selbstwertschätzung zu bewahren.

In seinem Buch "Die Stadt der Freude" beschreibt Dominique Lapierre sehr eindrücklich das Leben der Rikscha-Zieher, der Obdachlosen und der Bewohner der Slums in Calcutta, die zumindest noch das "Privileg" eines Daches über dem Kopf haben. Es ist ein sehr lesenswertes und absolut berührendes Buch - ein Tatsachenbericht in Romanform. Nach dem Lesen dieses Buches erschienen mir persönlich meine eigenen Probleme wie das Jammern auf hohem Niveau. Wenn Du näheres über Domonique Lapierre's "Stadt der Freude" erfahren möchtest, dann folge einfach dem Link.

Hier liegst Du richtig - Hotel-Empfehlungen für Calcutta

Das wichtigste für mich ist bei einem Stadthotel die zentrale Lage bzw. die Nähe zu den wichtigsten Sehenswürdigkeiten und Besuchsstätten. Gerade in einer Großstadt wie Calcutta, in der die Hauptverbindungsstraßen fast immer verstopft sind, verliert man sonst sehr schnell sehr viel Zeit für die Anfahrt. Die beste Lage  in Calcutta ist für mich die zurecht sehr beliebte Sudder Street und von hier ein Umkreis von etwa einem halben Kilometer.

Wenn Du gerne und gut zu Fuß unterwegs bist kannst Du von der Sudder Street aus schon viele der Sehenswürdigkeiten erreichen oder schöne Rundgänge machen. Ansonsten sind zwei Metro-Stationen in der Nähe. Die Park Street Metro-Station erreichst Du nach ca. 600 m und die Esplanade Metro nach ca. 900 m; hier ist auch eine Tramstation, um vielleicht von hier aus eine Rundfahrt mit eine der urigen Tram-Bahnen zu machen oder das Tram Depot und Museum zu besuchen...

Mein absolutes Lieblingshotel in Calcutta ist das Fairlawn Hotel in der Sudder Street. Es ist sehr zentral gelegen. Das Indian Museum ist gleich "um die Ecke", zum "Neuen Markt" sind es gerade einmal 200 m und die Metrostation Esplanade liegt 900 m entfernt. Das geschichtsträchtige Haus wurde 1783 gebaut und liegt mit seinem kolonialen Flair inmitten einer kleinen grünen Oase. Es ist unbedingt auch ohne Übernachtung einen Besuch wert. 

In diesem Hotel fühlt man sich fast zurückversetzt in eine andere Welt. Fast hat man das Gefühl nicht in einem Hotel sondern eher in einem kolonialen Herrenhaus aus vergangenen Zeiten zu sein. Jahrzentelang war es in Familienbesitz. Als ich es während meines ersten Calcutta-Aufenthaltes 2005 besuchte, erzählten die Eigentümer wie schwer es sei, ein solch altes Haus zu erhalten und als Hotel angemessen zu führen. 2018 ist das Fairlawn Hotel dann von "Elgin Hotels & Resorts" übernommen und gründlich, aber sehr stilvoll renoviert worden. Seitdem heißt es "The Elgin Fairlawn" und gehört zu einer Gruppe von sehr schönen Heritage Hotels in West Begalen und Sikkim. Leider ist es etwas teurer, aber natürlich auch noch schöner geworden.

In der Sudder Street und in der Umgebung gibt es eine Vielzahl von weiteren Hotels, wie z.B. das etwas günstigere Lytton Hotel oder Kempton Hotel, beides 3*-Häuser oder das noch etwas günstigere Lindsay Hotel oder das Dee Empressa mit 2-3*.

Im Bereich der 4* empfiehlt sich das The Peerless Inn nahe der Chowringee Road, eine Fortsetzung der Park Street in Richtung Dalhousie Square. Die Esplanade Metro-Station ist nur wenige Schritte entfernt.

Die beiden 5* Heritage-Kleinode des Oberoi Grand Hotels an der Chowringee Road und des The Lalit Great Eastern nahe dem Lal Dighi am Dalhousie Square sind ebenfalls sehr zentral gelegen. Allerdings handelt es sich bei beiden um sehr große Hotels, die als 5*-Häuser auch preislich gleich gut über 150 € pro Übernachtung und Zimmer liegen.

Womit Du bei allen Stadthotels rechnen musst: Es sind immer einige Zimmer dabei, die kein Fenster haben. Das ist besonders bei Reihenhäusern der Fall, deren Seitenwände aneinander gebaut sind. Dann gibt es nur einige wenige Zimmer nach vorne oder hinten hinaus, die überhaupt über ein Fenster verfügen. Hinten hinaus ist der Ausblick auf den Hinterhof u.U. unangenehm bis hässlich - nach vorne hinaus kann es wegen des Straßenlärms auch störend sein. Das lässt sich allerding sehr oft nicht vermeiden, da man bei Buchung zwar die Zimmerkategorie wählen kann, aber nicht die Zimmer innerhalb dieser Kategorie. Das lässt sich manchmal noch beim Einchecken an der Rezeption klären.

Besichtigungstouren in Calcutta

Wie Du die Erkundung von Calcutta am besten gestaltest hängt auch ein wenig von der Zeit ab, die Dir zur Verfügung steht. Sollten es nur ein oder zwei Tage sein so empfehlen sich halb- oder ganztätige organisierte Besichtigungstouren. Die gibt es entweder in örtlich zusammengestellten Gruppen mit fest vorgegebenem Programm oder auch ganz individuell für Dich mit Fahrzeug, Fahrer, ortskundigem Guide und einem maßgeschneiderten Programm ganz nach Deinen Wünschen. Diese Touren kannst Du Dir schon in Deutschland von einem Reiseveranstalter organisieren lassen, aber auch die Hotels vor Ort bieten häufig entsprechende Ausflüge an.

Die beiden sehr informativen Karten findest Du übrigens noch sehr viel größer und umfangreicher zusammen mit vielen weiteren interessanten Karten im Internet zum freien Herunterladen und Verwenden unter dem Link: https://maps-kolkata.com/

Bei meinem nächsten Besuch werde ich mit Sicherheit drei bis vier Tage oder sogar noch länger einplanen. Da ich gerne zu Fuß unterwegs bin brauche ich einfach etwas mehr Zeit. Nach den beiden Malen, als ich jeweils für einen Tag in Calcutta mit Fahrzeug, Fahrer und Guide im "Schnellverfahren" eine Tour gemacht habe, fehlte mir hinterher die Orientierung. Mit dem Fahrzeug ist man meistens viel zu schnell unterwegs, so dass es kaum möglich ist nachzuvollziehen, wo genau man lang gefahren ist. So war mir z.B. überhaupt nicht klar, dass der "New Market" mit seinem imposanten roten Uhrenturm nur 200 m vom Lytton Hotel entfernt ist. Die räumlichen Zusammenhänge und die Lage der einzelnen Sehenswürdigkeiten ist mir erst im Nachhinein klar geworden, als ich mich jetzt für diesen Beitrag noch einmal ganz intensiv mit Calcutta beschäftigt habe.

Der Blick von oben auf das Zentrum von Calcutta auf dem nebenstehenden Bild entspricht ziemlich genau dem Ausschnitt der Karte oben. Es wird die Region rund um die Sudder Street, die Chowringee Road, die Park Street und den Maidan wiedergegeben. Wenn Du Dir das Bild zur Orientierung noch größer als durch Klick auf das Bild im Bildbetrachter anschauen möchtest, kannst Du es Dir kostenlos im Internet von der Website für kostenlose und lizenzfreie Bilder "unsplash" herunterladen. All die Karten und Bilder ermöglichen eine sehr gute Vorbereitung für Besichtigungstouren in Calcutta. Vor Ort sind Google Maps oder auch MAPS.ME zum Orientieren und zur Planung der Besichtigungstouren sehr hilfreich. Wichtig ist, dass man sich schon im Vorfeld überlegt, was man eigentlich sehen möchte und was einen besonders interessiert. Dafür sind natürlich die Entfernungen vom Hotel zu den einzelnen Sehenswürdigkeiten und von Stätte zu Stätte sehr wichtig. Auch dabei ist z.B MAPS.ME eine sehr gute Hilfe, denn mit der App-eigenen Navigation findet man sich später vor Ort meistens ganz hervorragend zurecht. Das funktioniert auch problemlos offline ohne Internet. Die Karten kannst Du ganz problemlos auf Dein Handy herunterladen.

Entfernungen von den Hotels in der Sudder Street zu den Sehenswürdigkeiten:

0,2 km  zum größten Indischen Museum gleich in einer Nebenstraße (10.00 - 17.00 Uhr)
0,4 km  zum New Market und dem geschäftigen "Drumherum"
0,6 km  zum Maidan, dem größten Stadtpark in Calcutta
1,2 km  zum Smaranika Tram Museum / Esplanade Tram Depot (15.00 - 20.00 Uhr)
1,9 km  zum Lal Dighi Wasserreservoir am Dalhousie Square
2,1 km  zum South Park Street Friedhof
2,5 km  zum Victoria Memorial und gleich in der Nähe St. Paul's Cathedral
3,2 km  zur College Street und dem Indian Coffee Shop (weitere 2,5 km zum Pareshat Jain Tempel)
3,7 km  zur Howrah Brücke und dem Blumenmarkt
4,2 km  zur College Street am Dalhousie Square vorbei
3,4 km  zum James Prinsep Ghat entlang des nördlichen Maidan
5,6 km  zum Kumartuli-Viertel (weitere 1,7 km bis zur Chitpur Road)'
5,7 km  zm Pareshat Jain Temple (von der College Street 2,5 km)
5,9 km  zum James Prinsep Ghat auf dem Weg am Victoria Memrial vorbei
6,7 km  zum südlichen Ende der Chitpur Road (von Kumartuli 1,7 km)
8,4 km  zur Chitpur Road vom Künstlerviertel Kumartuli

Vorschläge für Rundgänge zu Fuß zu den schönsten Sehenswürdigkeiten

Zu Fuß unterwegs in Calcutta - Walking-Tour 1 (ca. 15 km):
Hotel in der Sudder Street - St. Paul's Cathedral (2,5 km)
St. Paul's Cathedral - Victoria Memorial (0,8 km)
Victoria Memorial - James Prinsep Ghat (3,7 km)
James Prinsep Ghat - Babu Ghat (1,7 km)
(entlang der Strand Road Promenade - evtl. unterwegs
noch ein Schlenker durch den Park "Eden Garden")
Babughat - Calcutta High Court (0,35 km)
Calcutta High Court - Bidhan Sabha Bhaban (0,25 km)
Bidhan Sabha Bhaban - St. John's Church (0,7 km)
St. John's Church - Lal Dighi am Dalhousie Square/BBD Square (0,5 km)
Rundgang um den Dalhousie Square und Lal Dighi (ca. 2 km)
Dalhousie Square - Esplanade Tram Depot Museum (0,9 km)
Esplanade Tram Depot - New Market Area (0,9 km)
New Market - Sudder Street (0,4 km)

Zu Fuß unterwegs in Calcutta - Walking-Tour 2 (ca. 13 km)
Hotel in der Sudder Street - Babughat - Blumenmarkt (3,9 km)
(Der Weg über das Babughat und dann entlang der Strand Road
bis zum Blumenmarkt ist zwar länger, aber auch schöner)
Blumenmarkt - Treppe hinauf zur Howrah Bridge (0,2 km)
Howrah-Brücke bis zur Mitte und zurück (0,5 km)
Flower Markt - Marble Palace (1,9 km)
(Der Weg ist etwas verzwickt zu finden, da man einige Schlenker
gehen muss, um mehrspurige Straßen zu umgehen)
Marble Palace - College Street - Indian Coffee House (1,2 km)
College Street - South Park Friedhof (3,8 km)
(Evtl. von hier aus Tram-Fahrt zur Esplanade Tram-Station und
dann zu Fuß zum South Park Friedhof = 2,6 km; oder diese
Strecke dann mit dem Taxi)
South Park Friedhof - Sudder Street (2,1 km)

Zu Fuß entlang der "Chitpur Road" und in Kumartuli
Wenn Du nur das Kumartuli-Künstlerviertel besuchen möchtest empfehle ich das Taxi, die Metro oder die Tram, da es recht weit (6,7 km) zu laufen ist. Am schnellsten geht es mit der Metro von Esplanade zur Station Sovabazar Subanuti (5 Stationen in 9 Minuten). Von hier aus sind es dann nur noch wenige hundert Meter bis in's Künstlerviertel. Sehr viel interessanter, aber auch viel langsamer ist es mit Sicherheit mit der Tram - ebenfalls ab Esplanade. Im Kumartuli-Viertel befinden sich die Künstler-Ateliers in nahezu jeder Straße, so dass man beliebig lange unterwegs sein und sich gemütlich treiben lassen kann.
Wenn Dich auch die alten Fabrikantenvillen, Herrenhäuser und kleinen Paläste aus "Chitpur Road Neighborhoods" interessieren, dann bietet es sich an, den Weg in Richtung Kumartuli ganz oder teilweise zu Fuß zurückzulegen. Von der Sudder Street geht es auf die Chowringhee Road, die später als Rabindra Sarani in Richtung Norden bis nach Kumartuli führt. Erste Fotomotive aus "Chitpur Road Neighborhoods" findest nach ca. 2,5 km in der Zakaria Street und rund um die Nakhoda Moschee. Der nächste interessante Abzweig ist nach etwa 1,2 km links in die Pathuriaghata Street und die P.K. Tagore Street. Kurz vor Kumartuli kannst Du nach einem weiteren Kilometer noch einmal links in die Shobha Bazar Street abbiegen, in der auch noch einmal einige der Villen und Herrenhäuser zu finden sind. Von hier aus sind es nur noch einige hundert Meter nach Kumartuli.

Calcuttas Geschichte - Aufstieg, Niedergang und Wieder-Erstehung

Der Name Calcutta, das indisch "Kolkata" genannt wird, leitet sich offensichtlich von einem kleinen Fischerdorf namens "Kalikata" ab, das 1495 zum ersten Mal von einem damals sehr bekannten Dichter erwähnt wurde. 1690 machte die Ostindien-Kompanie das heutige Stadtgebiet östlich des Hugli-Flusses zu ihrem Hauptquatier. Nach wechselvollen geschichtlichen Ereignissen erkannte das Parlament in London 1773 das Handelsmonopol der Ostindien-Kompanie an und so wurde die damalige Hauptstadt von West-Bengalen Murshidabad nach Calcutta verlegt.

Calcutta entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten zu einem florierenden Umschlagplatz für viele Handelszweige. Dazu gehörte u.a. der sehr lukrative Export von Opium nach China und die Jute-Verarbeitung, die in den Gebieten östlich von Calcutta in ganz großem Stil angebaut wurde. Der schiffbare Zugang zum Meer und der große Hafen trugen dabei maßgeblich zur Entwicklung als bedeutende Handelsmetropole bei.

In dieser Blütezeit der Stadt entstanden viele der prächtigen Kolonialbauten wie das Writer's Building, das Court House, das Government House, das Victoria Memorial und die St. Paul's Cathedral. So wurde Calcutta im 19. Jahrhundert häufig auch die "Stadt der Paläste" genannt. Es bildete sich eine wohlhabende Elite, zu der auch die indische Kaufleute gehörten, die sich im nördlichen Calcutta entlang der ehemaligen Chitpur Road hochherrschaftliche Herrenhäuser und Paläste bauten. Seinerzeit zählte die Stadt neben Singapur zu den reichsten und schönsten Städten Asiens.

Mit der Eröffnung des Suez-Kanals 1869 und dem Ende des Opiumhandels verlor Calcuttas internationaler Hafen viel von seiner Bedeutung. Ein großer Teil des Warenumschlages verlagte sich auf den Hafen von Mumbai. Ein weiteres einschneidendes Ereignis war 1911 die Verlegung der indischen Hauptstadt von Calcutta nach Delhi. Die Stadt verlor viel von ihrem Glanz und ihrem Reichtum.

Die Jute-Produktion, die seinerzeit einer der Hauptwirtschaftsfaktoren war, kam mit der indischen Unabhängigkeit nahezu vollständig zum Erliegen. Die indische Region Bengalen, deren Hauptstadt Calcutta inzwischen war, wurde in das hindustische West-Bengalen und das moslemische Ost-Bengalen - das heutige Bangladesh - geteilt. Die in Ost-Bengalen wachsende Jute wurde nicht mehr nach Indien bzw. Calcutta zur Weiterverarbeitung geliefert. Bangladesh errichtete eine eigene verarbeitende Industrie für Jute.

Die Teilung Bengalens und der Zusammenbruch der Jute-Industrie bescherte Calcutta ein Heer von Arbeitslosen. Dazu gesellten sich zehntausende aus Bangladesh geflüchteter Hindus und eine große Zuwanderungswelle aus dem ländlichen Umland. Viel zu viele Menschen wollten ihrem kärglichen und teilweise bitterarmen Leben in den Dörfern entfliehen. Das alles überforderte Calcutta restlos. Aus eine der reichsten Städte Asiens wurde eine Stadt mit großen Problemen - wie übrigens viele andere Großstädte Indiens auch. Nur dass Calcutta sehr viel mehr in den Blickpunkt der westlichen Medien geriet durch die sehr bewundernswerte und öffentlichkeitswirksame Arbeit für die Armen von Mutter Theresa und den Roman von Domonique Lapierres "Stadt der Freude". So erlangte die Stadt zeitweise das Image des "Armenhauses von Indien".

Inzwischen ist Calcutta jedoch auf dem Weg dieses Image wieder abzulegen. Neue Geschäftsfelder wurden erschlossen - neue Industrien und Technologie-Zentren entstanden. Inzwischen ist der Hafen wieder die Nummer fünf in Indien mit ca. 40,1 Mio Tonnen nach Kandla, Visakhapatnam, Jawahartal Nehru Port Trust und Chennai.

 

 

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