• Startseite
  • Kontakt

asia logo

  • unterwegs in...
      • Back
      • Asien
      • Bhutan
      • China
      • Indien
      • Back
      • Iran
      • Laos
      • Kambodscha
      • Kirgisistan
      • Back
      • Myanmar
      • Malaysia
      • Nepal
      • Pakistan
      • Back
      • Sri Lanka
      • Thailand
      • Tibet
      • Türkei
      • Back
      • Usbekistan
      • Uganda
      • Vietnam
  • Asien-Infos
      • Back
      • Geographie
      • Regionen & Länder
      • Zeitverschiebung
      • Klima & Reisezeit
      • Dress-Code
      • Knigge
      • Fotografieren & Filmen
  • Länder-Infos
  • Reise-Tipps
      • Back
      • Reiseplanung
      • Koffer oder Rucksack
      • Sicherheit auf Reisen
      • Gesundheit auf Reisen
      • Kamera und Technik
      • Reisetagebuch
  • Foto-Galerie
      • Back
      • Bhutan Galerie
      • China Galerie
      • Indien Galerie
      • Iran Galerie
      • Myanmar Galerie
      • Nepal Galerie
      • Pakistan Galerie
      • Tibet Galerie
  • Über mich
      • Back
      • Liste vor der Kiste
  1. Aktuelle Seite:  
  2. Startseite
  3. Über mich
  4. unterwegs
  5. Indien unterwegs
  6. Madhya Pradesh

Indien 2020 - Tempel, Tiger, Stammesvölker - 18 Tage...

Jahangir Mahal Palast in Orcha - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Jahangir Mahal Palast in Orcha Der Palast wurde im Indo-islamischen Stil gebaut und weist auch einige Jain-Elemente auf.

...in Madhya Pradesh und Chhattisgarh, den beiden zentralindischen Bundesstaaten. Einige der ganz großen kulturellen Highlights habe ich mir für diese Reise mit Agra, Gwalior, Orcha und Khajuraho ausgesucht. Und ich hoffe, dass endlich mein Traum in Erfüllung geht und ich nach vielen vergeblichen Versuchen einen indischen Tiger in freier Wildbahn beobachten kann.

Reiseroute in Madhya Pradesh und Chhattisgarh - IND-Blog-Bilder
Reiseroute in Madhya Pradesh und Chhattisgarh

Nachdem ich schon in einigen Nationalparks in Indien und Nepal erfolglos auf Tigerpirsch war, haben wir (...das sind meine Freundin Verena und ich...) uns für unsere Reise den Bandhavgarh und den Kanha Nationalpark ausgesucht. Bisher hatten fast alle Reisende, mit denen ich gesprochen habe, hier Tiger gesehen und das meistens sogar mehrmals. Jetzt sind wir voller Hoffnung, das wir vielleicht auch dieses Glück haben werden.

Die letzten Tage unserer Reise verbringen wir dann in Chhattisgarh, dem Stammesgebiet des Baiga- und Gond-Volkes rund um Bhoramdeo. Sie halten bis heute  an ihrer traditionellen und naturverbundenen Lebensweise fest. Überlieferte Sitten und Gebräuche haben immer noch große Bedeutung wie z.B. bei den Baigas aufwändige und großflächige Tätowierungen beim Erreichen weiterer Lebensabschnitte.

Auf meiner letzten Indien-Reise zu den Stammesvölkern in Odisha und Chhattisgarh 2018 hat uns unser Guide, der Anthropologe war, genau diese Region rund um Bhoramdeo sehr empfohlen. Aber dafür hatten wir leider nicht mehr genügend Zeit. Deshalb nutzen wir jetzt die Gelegenheit, denn vom Kanha Nationalpark aus sind es nur noch knapp 100 km bis nach Bhoramdeo.


Sandeep, Fahrer und Freund in Indien - IND-Blog-Bilder
Sandeep, Fahrer und Freund in Indien Sandeep zeigte uns als Fahrer und Freund seine Heimat Indien auf fast 1.500 km von Delhi bis nach Raipur.

Kurz nach Mitternacht landen wir in Delhi. Die Einreiseformalitäten mit unseren E-Visa gehen selbst jetzt mitten in der Nacht recht flott. Von den indischen Freunden werden wir vom Flughafen abgeholt. Nach einem kurzen Plausch und drei Stunden Schlaf lernen wir Sandeep kennen, unseren Fahrer, der uns mit seinem Fahrzeug in den nächsten zweieinhalb Wochen fast 1.500 km durch seine schöne Heimat fahren wird.

Ca. 250 km sind es bis Agra. Die ersten 30 km im Stadtgebiet von Delhi kosten uns im dichten Verkehr fast eine ganze Stunde. Später geht es dann auf den Yamuna Express Highway und wir kommen schnell voran. Gegen zwölf Uhr haben wir es schließlich geschafft. In Agra versorgen wir uns erst mal in einer Wechselstube mit indischen Rupien und auch eine indische Prepaid-Telefonkarte muss her.

Als Unterkunft für Agra haben wir uns das Coral House Homestay ausgesucht, dass kaum 800 m vom Taj Mahal entfernt liegt. Es liegt in einer ruhigen Wohngegend. In dem schönen kleinen Garten kann man gemütlich sitzen und ist ein wirkliches „Home away from Home“. Alles ist unglaublich geschmackvoll dekoriert und gemütlich eingerichtet. Es gibt nur sieben Zimmer und die Familie kümmert sich gemeinsam mit sehr viel Hingabe und Begeisterung um ihre Gäste. Wir sind ganz begeistert.

Sitzecke im Coral House Homestay in Agra - Uttar Pradesh: Essen und Schlafen
Sitzecke im Coral House Homestay in Agra

Garten des Corel House Homestay in Agra - Uttar Pradesh: Essen und Schlafen
Garten des Corel House Homestay in Agra Der Garten des Corel House Homestay in Agra bietet viel Gelegenheit im Garten zu sitzen und zu entspannen.

Doppelzimmer im Corel House Homestay in Agra - Uttar Pradesh: Essen und Schlafen
Doppelzimmer im Corel House Homestay in Agra

Gleich nebenan liegt das Coral Tree Homestay, das mindestens genauso schön ist und dem Bruder unseres Gastwirtes gehört. Der hat sich seinerzeit in die Schwester der Frau seines Bruders „verguckt“ und nun betreiben die beiden Familien ihre beiden Homestays gemeinsam.

Eingangsportal des Taj Mahal in Agra - Uttar Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Eingangsportal des Taj Mahal in Agra Das prächtige Eingangsportal aus rotem Sandstein, verziert mit weißem Marmor, liegt direkt gegenüber des Taj Mahal.

Nachdem wir uns mit unserer Gastfamilie ein wenig bekannt gemacht und in unserem Zimmer eingerichtet haben widmen wir den Rest des Tages ganz dem Taj Mahal. Zweimal war ich schon hier – 1994 und 2010. Da es Verenas erster Besuch in Indien ist, können wir es unmöglich „links“ liegen lassen, wenn wir schon in der Nähe sind. Durch das imposante Eingangsportal aus rotem Sandstein betreten wir das Gelände.

Taj Mahal in Agra in Uttar Pradesh in Indien - Uttar Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Taj Mahal in Agra in Uttar Pradesh in Indien Das Taj Mahal erstrahlt im Sonnenlicht vor einem strahlend blauen Himmel und zieht jeden Besucher in seinen Bann.

In den Jahren hat sich in der Umgebung viel verändert. Das „Bauwerk der Liebe“ selbst, wie das Taj Mahal auch genannt wird, erstrahlt jedoch heute wie gestern im gleichen magischen Glanz, Davon lasse ich mich gerne auch ein drittes Mal beeindrucken. Es zieht die Besucher ganz in seinen Bann und die Ehrfurcht ist bei den meisten Besuchern spürbar. Im Angesicht dieser Pracht ist es unvorstellbar, dass es fundamentalistische Hindus gibt, die dieses phantastische und auf der Welt absolut einmalige Gebäude, das noch dazu ein Grabmal ist, am liebsten abreißen würden, da es von einem moslemischen Herrscher erbaut wurde.

Den ganzen Nachmittag schlendern wir gemütlich durch die Gartenanlage, bewundern das Taj Mahal von allen Seiten, machen einige Selfies und bleiben bis zum Sonnenuntergang, um die Magie des Ortes zu genießen.

Selfi vor dem Taj Mahal in Agra - IND-Blog-Bilder
Selfi vor dem Taj Mahal in Agra Ein Selfi vor dem Taj Mahal in Agra gehört unbedingt zu einem Besuch.

Moschee neben dem Taj Mahal in Agra - Uttar Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Moschee neben dem Taj Mahal in Agra Das Taj Mahal wird flankiert von zwei großen Moscheen aus rotem Sandstein. Die Moschee auf der Ostseite strahlt in der tiefstehenden Sonne.

Taj Mahal bei Sonnenuntergang - Uttar Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Taj Mahal bei Sonnenuntergang Das Taj Mahal erstahlt in leicht rötlichem Glanz in der tiefstehenden Sonne am Abend.

Noch ein wenig benommen von den Eindrücken sind wir gegen sechs Uhr zurück im Homestay. Es erwartet uns köstliche indische Hausmannskost zum Abendessen. Danach ziehen wir uns ziemlich schnell auf unser Zimmer zurück, denn so langsam machen sich zwei Tage mit nur drei Stunden Schlaf bemerkbar. Ein kleiner Heizlüfter hat unser Zimmer ein wenig temperiert, denn jetzt Ende Januar ist es noch recht kühl sobald die Sonne untergegangen ist.


Eingangstor des Agra Fort - Uttar Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Eingangstor des Agra Fort Durch das gewaltige Eingangstor, das in früheren Zeiten Angreifer abhielt, betreten wir das Agra Fort, das meistens das Rote Fort genannt wird.

Schon früh sind wir unterwegs. Das Agra Fort, besser bekannt als „Rotes Fort“, liegt nur zwei Kilometer vom Taj Mahal entfernt. Wir gehören mit zu den ersten Besuchern. Die Sonne steht noch tief und taucht den roten Sandstein in ein ganz bezauberndes Licht. Über zwei Stunden schlendern wir ganz gemütlich durch die beeindruckenden Palasträume und die liebevoll gepflegten Gärten in den Innenhöfen.

Schon 1080 n.Chr. wurde das Fort zum ersten Mal erwähnt. Im Laufe der Geschichte sah es viele Herrscher kommen und gehen. Sein heutiges prächtiges Antlitz erlangte es jedoch erst durch den Mogul-Herrscher Akbar in den Jahren 1565 bis 1605. Es wurde erweitert, ausgebaut und in eine nahezu uneinnehmbare Festung verwandelt. Gleichzeitig wurde das Innere mit fast 400.000 qm neben den militärischen Verteidigungsanlagen mit eleganten Palästen, prächtigen Innenhöfen und Empfangshallen ausgestattet.

Jahangir Palast im Agra Fort - Uttar Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Jahangir Palast im Agra Fort Der Jahangir Palast im Roten Fort ist kunstvoll aus rotem Sandstein und weißem Marmor erbaut.

Innenhof des Jahangir Palastes im Agra Fort - Uttar Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Innenhof des Jahangir Palastes im Agra Fort Der Innenhof des Jahangir Palastes im Agra Fort ist kunstvoll mit Steinreliefs verziert.

Khaas Mandir im Agra Fort - Uttar Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Khaas Mandir im Agra Fort Khaas Mandir bedeutet so viel wie "Weißer Palast". Er ist ganz aus weißem Marmor gebaut und mit phantastischen Einilegearbeiten verziert.

Blick vom Roten Fort zum Taj Mahal - Uttar Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Blick vom Roten Fort zum Taj Mahal Mystisch fällt der Blick im frühen Morgendunst vom Weißen Palast des Roten Forts auf das Taj Mahal.

Von der Ostseite des Palastes im Agra Fort fällt der Blick auf das Taj Mahal. Mystisch erstrahllt es im morgentlichen Dunst und Schein der aufgehenden Sonne auf der anderen Seite des Yamuna-Flusses. Hier hat Schah Jahan, der Erbauer des Taj Mahal, von seinem eigenen Sohn unter Hausarrest gestellt, die letzten Jahre seines Lebens im verbracht mit Blick auf das Grabmal seiner geliebten Frau Mumtaz Mahal. 

Jami Masjid Moschee in Agras Altstadt - Uttar Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Jami Masjid Moschee in Agras Altstadt Mitten in der quirrligen Altstadt mit ihren engen und verwinkelten Gassen steht die Jami Masjid-Moschee, was so viel bedeutet wie "große Moschee".

Ganz in der Nähe des Agra Fort liegt die gewaltige Jami Masjid Moschee mitten in der quirrligen Altstadt. Obwohl ich schon zweimal in Agra war, komme ich jetzt das erste Mal hierher. Wir lassen uns durch die engen und verwinkelten Gassen treiben. Hier herrscht schon jetzt am frühen Morgen rege Geschäftigkeit. Es scheinen nur wenige Touristen hierher zu kommen, denn wir werden von den meisten Einheimischen mit einigem Erstaunen angeschaut.

Ganz oft werden wir nach einem Selfie gefragt. An einem Straßenstand drückt man uns ein Schälchen mit einer köstlichen indischen Süßspeise in die Hand und an dem Blumenstand um die Ecken reicht man uns eine wunderbar duftende rote Rose…

Obsthändler in der Altstadt in Agra - Uttar Pradesh: Land-und-Leute
Obsthändler in der Altstadt in Agra Viele Händler sind schon früh am Morgen mit ihren mobilen Verkaufsständen in der Altstadt von Agra unterwegs. Hier ein Obsthändler.

Süßspeisen-Händler in Agras Altstadt - Uttar Pradesh: Land-und-Leute
Süßspeisen-Händler in Agras Altstadt Süßspeisen sind bei den Indern besonders beliebt und so finden diese Händler, die Vanille- und Kokoscreme sowie Sahne anbieten, regen Zulauf in der Altstadt von Agra.

Blumenhändler in der Altstadt von Agra - Uttar Pradesh: Land-und-Leute
Blumenhändler in der Altstadt von Agra Anscheinend kommen nur wenig Touristen hierher in die Altstadt und so wurden wir ziemlich bestaunt. Dieser nette Blumenhändler reichte uns eine Rose zur Begrüßung.

Inzwischen ist es Mittag geworden und der Verkehr tobt auf Agras Straßen. Für die kaum 15 km zum beeindruckenden Sikh Tempel Gurudwara Guru Ka Tal etwas außerhalb der Stadt, brauchen wir über eine halbe Stunde. Aber die Fahrt hat sich gelohnt! Es handelt sich um einen wahrhaft prächtigen Tempel, der wie das Taj Mahal ganz aus weißem Marmor errichtet wurde und prächtig vor dem tiefblauen Himmel erstrahlt.

Sikh-Tempel Gurudwara Guru Ka Tal in Agra - Uttar Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Sikh-Tempel Gurudwara Guru Ka Tal in Agra Etwa 15 km außerhalb von Agra steht der beeindruckende Sikh-Tempel Gurudwara Guru Ka Tal. Der strahlend weiße Marmor leuchtet in der Sonne vor dem tiefblauen Himmel.

Sikh Tempel Gurudwara Guru Ka Tal in Agra - Uttar Pradesh: Land-und-Leute
Sikh Tempel Gurudwara Guru Ka Tal in Agra Wie in jedem Sikh Tempel erhält jeder hier eine warme Mahlzeit, der darum bittet. in der dazugehörigen Großküche werden die Mahlzeiten in riesigen Kübeln zubereitet.

Der bedeutende Sikh Tempel stammt aus dem 17. Jahrhundert und wurde dem neunten Guru Sri Tegh Bahudar Ji gewidmet. Von den ehemals zwölf Türmen haben nur acht die Wirren der Geschichte überlebt. Am Eingang müssen Schuhe und Strümpfe ausgezogen und der Kopf mit einem Tuch bedeckt werden. Hier sind wir die einzigen Touristen und so können wir ganz ungestört durch die Gebetshalle und den Speisesaal schlendern, wo jeder – wirklich jeder - unentgeltlich eine Mahlzeit erhält. Unglaublich ist die dazugehörige Großküche, wo in riesigen Töpfen gekocht wird.

Zurück in Agra schauen wir uns auf der Nordseite des Yamuna Flusses das „Baby-Taj Mahal“, Itmad ud Daulah an. Es ist sehr viel kleiner wie der Name vermuten läßt, um einiges älter und diente seinerzeit als Vorlage für den Bau des Taj Mahal. Es ist auch komplett aus Marmor und über und über mit Einlege- und Intarsienarbeiten geschmückt. Das Innere ist mit phantastischen Fresken verziert, die teilweise noch sehr gut erhalten sind.

Itmad ud Daulah, das "Baby Taj Mahal" in Agra - Uttar Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Itmad ud Daulah, das "Baby Taj Mahal" in Agra Das "Baby-Taj Mahal" ist kleiner als das Taj Mahal und galt ihm als Vorbild. Der weiße Marmor ist über und über mit Intarsienarbeiten bedeckt und erstrahlt im Sonnenlicht.

Itmad ud Daulah in Agra mit Eingangsportal - Uttar Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Itmad ud Daulah in Agra mit Eingangsportal Wie das Taj Mahal ist auch das Grabmal Itmad ud Daulah durch ein großes Eingangsportal zu erreichen, das aus rotem Sandstein im Kontrast steht zum marmorweißen "Baby-Taj Mahal".

Fresken im Baby Taj Mahal in Agra - Uttar Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Fresken im Baby Taj Mahal in Agra Größtenteils sind die Fresken im Inneren des Itmad ud Daulah noch sehr gut erhalten. Hier darf man - im Gegensatz zum Taj Mahal, den Innenraum und den Grabraum betreten.

Ganz in der Nähe des Baby-Taj liegt das kleine Dorf Kachhpuri. Es ist das letzte eigenständige und selbstverwaltete Dorf, das inzwischen innerhalb des immer größer werdenden Stadtgebietes von Agra liegt. Die Lebensverhältnisse sind hier noch sehr, sehr einfach und sehr dörflich. Die engen Wege, die durch das Dorf führen sind fast alle nicht befestigt und verwandeln sich bei Regen in eine Schlammpiste. Es gibt bisher keine Kanalisation. Die Abwässer aus den Häusern fließen in den Gräben links und rechts der Wege. Es scheinen kaum Besucher hierher zu kommen, denn wir werden schon fast ungläubig und mit großer Neugier angeschaut.

Kachhpura Village in Agra - Uttar Pradesh: Land-und-Leute
Kachhpura Village in Agra Kachhpura Village liegt als selbstständiges Dorf inzwischen mitten im Stadtgebiet von Agra. Die Lebensumstände sind im Dorf sehr einfach.

Einwohner von Kachhpura Village - Uttar Pradesh: Land-und-Leute
Einwohner von Kachhpura Village Touristen kommen nur selten nach Kachhpura Village und so werden wir sehr bestaunt. Die Einheimischen sind sehr interessiert und freuen sich über den Kontakt.

Schule in Kachhpura Village in Agra - Uttar Pradesh: Land-und-Leute
Schule in Kachhpura Village in Agra Wegen des schönen Wetters lernen die Kinder draußen im Schulhof in Kachhpura Village in Agra.

Wir besuchen den Dorfvorsteher, der den sog, „Heritage-Walk“ für Kachhpura in’s Leben gerufen hat. Damit möchte er Besucher in den kleinen Ort holen, um mit den Einnahmen daraus die Lebensumstände im Dorf zu verbessern. Sein wichtigstes Ziel ist es, dass unterirdische Abwasserkanäle und Toiletten in den Häusern gebaut werden. Ein sehr lohnenswertes und unterstützenswertes Projekt.

Den Tag lassen wir ganz gemütlich ausklingen mit dem Blick vom „Sunset Point“ auf der nördlichen Seite des Yamuna River zum Taj Mahal. Die Sonne verschwindet heute jedoch ziemlich unspektakulär im Dunst.

Taj Mahal zum Sonnenuntergang - Uttar Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Taj Mahal zum Sonnenuntergang Vom Mehtab Bagh Taj Viewpoint auf der anderen Seite des Yamuna-Flusses ist der Blick auf das Taj Mahal besonders eindrucksvoll.


Bunter Musikwagen am Straßenrand in Agra - Uttar Pradesh: Land-und-Leute
Bunter Musikwagen am Straßenrand in Agra Bunt verzierte Musikwagen sind eine Besonderheit dieser Region. Man erkennt sie an den überdimensional großen Lautsprechern. Zu jedem Musikwagen gehört eine Kapelle und diese kann man zu festlichen Anlässen buchen.

…ist es nur eine kurze Fahrt von knapp 140 km. Kaum das wir Agra verlassen haben macht uns Sandeep auf eine Kuriosität aufmerksam, die es nur in diesem Ort gibt - Musikwagen. Man erkennt sie an den überdimensional großen Lautsprechern. Zu jedem der Musikwagen gehört eine eigene Musikkapelle, die man anlässlich von Festlichkeiten und Familenfeiern buchen kann. Die Wagen sind auffallend bunt gestaltet und stehen überall zu Werbezwecken am Straßenrand.

Überhaupt ist Sandeep ein unglaublich aufmerksamer Fahrer. Mit großer Sicherheit und viel Ruhe und Gelassenheit steuert er uns durch den häufig recht chaotsichen indischen Verkehr. Die großen Highways gibt es derzeit noch hauptsächlich rund um Delhi und auf einigen Hauptstrecken. Auf den kleineren Straßen, auf denen wir von nun an fahren, ist einfach alles unterwegs, was sich bewegen und was man als Transportmittel nutzen kann... - that's "Indian Streetlife"!

Streetlife in Indien - hoch beladenes Motorrad - Streetlife in Indien
Streetlife in Indien - hoch beladenes Motorrad Unglaublich, was man alles auf einem einzigen Motorrad transportieren kann - inclusive des Fahrers selbst.

Minibus auf Indiens Straßen - Streetlife in Indien
Minibus auf Indiens Straßen Wieviel Menschen mögen in dem kleinen Minibus wohl Platz gefunden haben. Frische Luft und gute Luft bei den Dachplätzen inclusive.

Lasten-Tuktuk mit Fässern - Streetlife in Indien
Lasten-Tuktuk mit Fässern Da macht selbst das robusteste Lasten-Tuktuk schlapp...wieviel Fässer mögen ihm wohl aufgebürdet worden sein?

Um auf diesen Straßen zu fahren, muss mann in Indien geboren sein. Deshalb käme ich auch nie auf die Idee hier in Indien selbst fahren zu wollen. Bei all dem Chaos scheint Sandeep nichts zu entgehen. Er macht uns auf viele interessante Ausblicke, Besonderheiten und Fotomotive aufmerksam, die wir glatt übersehen hätten. Sobald wir die Kamera auch nur berühren, verlangsamt er schon die Fahrt...er ist wirklich ein Schatz.

Die abwechslungsreiche Fahrt führt zunächst entlang endloser gelb blühender Senffelder. Später folgt eine zerklüftete Hügellandschaft, die mit einigen Festungsruinen den kleinen Fluss überragt, der einige Zeit parallel der Straße fließt. Kurz vor Gwalior geraten wir in einen heftigen Stau. Die Straße soll hier verbreitert werden und die ganze Umgebung versinkt im Staub. Für die letzten 19 km benötigen wir über eine Stunde. Gottseidank ist unser Wagen ziemlich staudicht.

Endlose Senffelder entlang der Straße - Madhya-Pradesh: Landschaft
Endlose Senffelder entlang der Straße In dieser Region wird sehr viel Senf angebaut. Es wird nur noch wenige Tage dauern, bis die Felder in kräftigem Gelb erblühen.

Kamelkarren mit Last unterwegs - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Kamelkarren mit Last unterwegs Kamele sind vergleichsweise selten hier in der Gegend. Hier wird Sand zu einem Bauvorhaben gefahren.

Hügellandschaft mit Tempel und Festungsruine - Madhya-Pradesh: Landschaft
Hügellandschaft mit Tempel und Festungsruine Kurz vor Gwalior wird die Landschaft hügelig. Hoch oben über dem Fluss steht ein kleiner Tempel und die Reste von Festungsmauern.

So kommen wir erst nach zwölf in unserem Hotel, dem Clarks Inn Suites in Gwalior an. Das Hotel liegt super zentral an der südlichen Seite des Gwalior Forts. In der Nähe gibt es Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten. Das war uns wichtiger bei der Auswahl als alle Sterne.

Hotel Clarks Inn Suites in Gwalior - Madhya-Pradesh: Essen & Schlafen
Hotel Clarks Inn Suites in Gwalior Das Clarks Inn Suite in Gwalior liegt sehr zentral. Restaurants und Einkaufsmöglichkeiten sind in unmittelbarer Nähe. Es liegt am südlichen Ende des Gwalior Fort.

Doppelzimmer im Gwalior Carks Inn Suites - Madhya-Pradesh: Essen & Schlafen
Doppelzimmer im Gwalior Carks Inn Suites Unser Doppelzimmer war sehr geräumig und gut ausgestattet; sehr sauber. Von unserem Zimmerfenster schauten wir auf die Südseite des Gwalior Fort.

Swimmingpool im Gwalior Clarks Suites Inn - Madhya-Pradesh: Essen & Schlafen
Swimmingpool im Gwalior Clarks Suites Inn Leider hatte wir überhaupt keine Zeit den Swimmingpool auf der Dachterasse mit dem schönen Blick auf die Festungsmauer des Gwalior Fort zu nutzen.

Da wir morgen schon weiterfahren und deshalb hier nur wenig Zeit haben, haben wir uns einen örtlichen Guide für die Besichtigungen gebucht. Barua wartet schon im Hotel auf uns. Wir bringen nur kurz unser Gepäck auf’s Zimmer und brechen dann gleich auf zum Gwalior Fort. Das thront etwa 100 m hoch über der Stadt auf einem lang gezogenen Hügel. In früheren Zeiten war das Fort fast uneinnehmbar für feindliche Angreifer. Was für ein Blick von hier oben über die Stadt.

Gwalior Fort hoch über der Stadt - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Gwalior Fort hoch über der Stadt Vom Gwalior Fort aus hat man einen wunderbaren Blick über die Stadt.

Gewaltige Gestungsmauern des Gwalior Forts - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Gewaltige Gestungsmauern des Gwalior Forts Fast uneinnehmbar für die Feinde war die hoch über der Stadt auf einem Hügel gelegene Festung des Gwalior Forts.

Selfie über Gwalior - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Selfie über Gwalior Ein herrlicher Platz für ein Selfie von der südlichen Festungsmauer mit Blick über die Stadt.

Mansingh Palace im Gwalior Fort - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Mansingh Palace im Gwalior Fort Das beeindruckendste Bauwerk innerhalb der Festungsmauern des Gwalior Forts ist der Mansing Palast.

Zuerst schauen wir uns den beeindruckenden Mansingh Palast an. Ganz außergewöhnlich für die damalige Zeit sind die blauen Fliesenbildnisse, mit denen die Palastfassade mit viel Liebe verziert wurde. Hier wurden den seinerzeit wichtigsten Tieren ein ewiger Ehrenplatz gewidmet, Tiger, Elefant, Enten und Fischen.

Tiger-Fliesen-Relief im Mansing Palast - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Tiger-Fliesen-Relief im Mansing Palast Die Palastmauern des Mansing Palastes innerhalb des Gwalior Fort sind mit außergewöhnlichen Fliesen-Reliefs verziert - hier ein Tiger.

Tiger-Fliesen-Relief im Mansingh Palast - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Tiger-Fliesen-Relief im Mansingh Palast Die Palastmauern des Mansing Palastes innerhalb des Gwalior Fort sind mit außergewöhnlichen Fliesen-Reliefs verziert - hier ein Tiger.

Enten-Fliesen-Relief im Mansing Palast - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Enten-Fliesen-Relief im Mansing Palast Mit vielfältige Motiven aus der Tierwelt haben sich die Künstler hier im Mansing Palast verewigt - hier eine Entenfamilie.

Fische-Fliesen-Relief im Mansing Palast - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Fische-Fliesen-Relief im Mansing Palast Die Fische hatten für die Menschen seinerzeit eine besondere Bedeutung, so dass diese ebenfalls im Mansing Palast einen Ehrenplatz erhielten.

Durch Baruas interessante Schilderungen über die früheren Lebensumstände im Fort verquickt mit den geschichtlichen Ereignisse erhalten wir einen lebendigen Eindruck von den Geschehnissen in den imposanten Palasträumen. Gleichzeitig erschließt er uns damit auch viele der historischen Zusammenhänge in Indien. Schade, dass wir hier nicht mehr Zeit eingeplant haben.

Innenhof im Mansingh Palast im Gwalior Fort - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Innenhof im Mansingh Palast im Gwalior Fort Wie die Gemächer sind auch die Innenhöfe im Mansing Palast mit kunstvollen Steinreliefs verziert.

Herrscher-Gemach im Mansing Palace - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Herrscher-Gemach im Mansing Palace Die Gemächer der Herrscher-Familie sind mit prunkvollen Steinreliefs verziert.

Innenhof im Mansingh Palast im Gwalior Fort - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Innenhof im Mansingh Palast im Gwalior Fort Die Wände des Innenhofes sind über und über mit Steinreliefs verziert.

Prächtige Säulen im Mansing Palast - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Prächtige Säulen im Mansing Palast Die Vordächer des Innenhofes werden von prächtigen reich verzierten Säulen getragen.

Auf dem weitläufigen Gelände des Forts besuchen wir noch – schon fast im Eilverfahren - die sehr sehenswerten Tempel des großen und kleinen Sas Bahu- und den Teli-Ka Mandir-Tempel. Auf dem Weg hinab vom Fort machen wir kurz Halt im Arwahi-Tal. Hier bewundern wir eine Vielzahl von  Jain-Skulpturen und Inschriften aus dem 15. Jahrjundert in gewaltigen Steinnischen.

Sas Bahu Tempel - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Sas Bahu Tempel Der große Sas Bahu Tempel im Vordergrund und etwas weiter zurück versetzt links der kleine Sas Bahu Tempel

Teli Ka Mandir Tempel im Gwalior Fort - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Teli Ka Mandir Tempel im Gwalior Fort Durch ein imposantes Eingangstor erreicht man den Tele Ka Mandir Tempel auf dem Gelände des Gwalior Fort.

Gruppe von Jain-Skulpturen - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Gruppe von Jain-Skulpturen In der Arwahi-Schlucht beim Gwalior Fort befindet sich eine weitere Gruppe von Jain-Skulpturen.

In der Stadt selbst bleibt gerade noch Zeit das schöne Grabml von Mohammed Gauz zu besuchen, das bekannt ist für seine riesigen Steingitter-Fenster. Die tiefstehende Sonne taucht das Mausoleum in ein intensives Licht. Wir spazieren noch kurz durch die umliegende Gartenanlage. Dann bricht auch schon die Dunkelheit herein. 

Mausoleum von Mohammed Gauz - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Mausoleum von Mohammed Gauz In einer Gartenanlage mitten in der Altstadt von Gwalior finden wir das sehenswerte Grabmal von Mohammed Gauz. Vier achteckig Türme flankieren den beeindruckenden Kuppelbau.

Grabmal des Mohammed Gauz in Gwalior - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Grabmal des Mohammed Gauz in Gwalior Am Abend treffen sich die Einheimischen zu einem Plausch. Hier sitzen sie in der Sonne vor den beeindruckenden Steinmosaik-Fenstern des Mausoleums.

Gwalior Fort Sound and Light Show - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Gwalior Fort Sound and Light Show Während der "Sound and Light Show" wird der Mansing Palast des Gwalior Fort stimmungsvoll beleuchtet.

Nach einem kurzen Abendessen im „Food Court“ im Einkaufszentrum direkt neben unserem Hotel geht es schon wieder zurück zum Gwalior Fort. Um halb acht beginnt hier die „Sound & Light Show“, Viele der Geschichten, die sich um das Fort ranken, haben wir schon von Baruha gehört. Herrlich ist der nächtliche Ausblick über die Stadt und die stimmungsvolle Beleuchtung des Forts während der Show.


Den größten Teil der Strecke nach Orchha legen wir mit dem Zug zurück. Der Shatabdi Express ist einer der besten und zuverlässigsten Züge in Indien und kommt allmorgentlich von Delhi über Agra nach Gwalior und fährt von hier weiter bis zur Endstation nach Bhopal. Schon lange vor der Abfahrtszeit sind wir am hier, denn das bunte Treiben auf indischen Bahnhöfen beobachte ich immer wieder gerne.

Warten auf den Zug - Indien mit dem Zug
Warten auf den Zug Hier scheint eine Familie fast mit ihrem ganzen Hausstand unterwegs zu sein.

Frachtgut wird herangerollt - Indien mit dem Zug
Frachtgut wird herangerollt Ein schwer und hoch beladener Lastenkarren wird herangerollt, um in den nächsten Zug verladen zu werden.

Drei Damen im Zug - Indien mit dem Zug
Drei Damen im Zug Ganz neugierig werden wir von den drei Damen im Zug betrachtet; auf meine Frage hin dürfen wir sogar ein Foto machen.

Wenn Du gerne mehr Impressionen von Zugfahren in Indienn und von indischen Bahnhöfen haben möchtest, dann schau doch in der meiner Fotogallerie "Indien mit dem Zug". 

Der Zug ist super pünktlich. Auf unserem Ticket stehen Wagen- und Sitzplatznummern. Auf kleinen Leuchttafeln am Gleis wird angezeigt, wo welche Wagennummer hält. So ist es wirklich leicht den richtigen Wagen und seine Plätze zu finden. Durch die individuelle Anzeige am Gleis ist es in Indien noch komfortabler als in Deutschland, wo man erst zum Wagenstandsanzeiger laufen muss.

Verabschiedung am Zug - Indien mit dem Zug
Verabschiedung am Zug Mutter und Kind auf Reisen in einem Vorortzug am Bahnhof in Gwalor.

Mutter mit Kind im Zug - Indien mit dem Zug
Mutter mit Kind im Zug Voller Neugier schaut das kleine Mädchen mit Keks in der Hand aus dem Zug. Auch seine Mutter beobachtet das Treiben außerhalb des Zuges.

Der Shatabdi-Express in Gwalior - Indien mit dem Zug
Der Shatabdi-Express in Gwalior Der Shatabdi-Express gilt als schnellster, bester und zuverlässigster Expresszug in Indien. Anders wie lokale Züge hält er nur in wenigen größeren Städten unterwegs.

Wir warten auf den Shatabdi-Express. Wie der ICE in Deutschland ist der Shatabdi-Express ein Schnellzug, der meistens die größeren Metropolen miteinander verbindet und nur in wenigen größeren Städten hält. Im sog. "AC Chair Car" ist man sehr komfortabel unterwegs. Die Waggons sind sehr sauber und ordentlich. Außerdem werden hier alle Fahrgäste ab der zweiten Klasse aufwärts erst einmal mit einem halben Liter Mineralwasser und einem Saftgetränk versorgt. Auf manchen längeren Strecken ist sogar eine Mahlzeit inclusive.

Waggon im Shatabdi-Express - Indien mit dem Zug
Waggon im Shatabdi-Express Unterwegs im Waggon der zweiten Klasse; alles ist sehr sauber und ordentlich. Zusätzlich werden alle Passagiere mit einer Halb-Liter-Flasche Wasser und einem Fruchtsaftgetränk versorgt.

Es ist nur eine kurze Fahrt von etwas mehr als einer Stunde und eine einzige Station von Gwalior nach Jhansi. Wir kommen in’s Gespräch mit unserem Sitznachbarn, einem jungen Mann aus Jhansi, der recht gut Englisch spricht. Er arbeitet in Delhi für eine US-Firma in der IT-Branche und ist gerade auf dem Weg nach Hause, um seine Familie anlässlich der Hochzeit seiner Schwester zu besuchen. Da schwelge ich gleich wieder in Erinnerungen an die schöne indische Hochzeit, zu der ich vor einigen Jahren eingeladen war...

Die Zeit vergeht wie im Flug und schon sind wir in Jhansi. Sandeep ist am frühen Morgen mit unserem Gepäck vorausgefahren. Er nimmt uns schon am Bahnsteig in Empfang. Die meisten der 30 km bis nach Orchha sind momentan Baustelle. Wir kommen nur langsam und wieder nur in einer riesigen Staubwolke voran. Gegen Mittag erreichen wir unser Hotel, das Orchha Resort. Es liegt direkt am schönen Betwa Fluss und direkt neben den imposanten Grabanlagen, den Chhatris.

Das Orcha Resort in Orcha - Madhya-Pradesh: Essen & Schlafen
Das Orcha Resort in Orcha Das Orcha Resort liegt direkt am Betwa-Fluss und neben den imposanten Grabanlagen, den Chhatris, die man im Hintergrund sieht. Außerdem hat es einen schönen Swimmingpool.

Guide Jitendra in Orcha - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Guide Jitendra in Orcha In Orcha haben wir uns einen englischsprachigen örtlichen Führer gegönnt. Jitendra ist in Orcha aufgewachsen, sehr belesen und kennt alles und jeden.

Orchha ist ein kleine Stadt aus dem 16. Jahrhundert. Gegründet wurde sie von kühnen Kriegern der Bundela-Dynasty. Hier geht es auch heute noch recht beschaulich zu. Viele westliche Touristen kommen bisher nicht hierher. Aber bei in den Indern ist Orchha inzwischen recht beliebt. Viele feiern hier ihre Hochzeit. Auch hier haben wir uns den Luxus eines örtlichen Guides gegönnt. Jitendra ist in Orcha aufgewachsen und so kennt er jeden Stein und wie es schein auch jede "Nase".

Wir widmen unseren Nachmittag dem Orcha Fort, das kaum 800 m vom Resort entfernt ist. Über eine Brücke aus dem 17. Jahrhundert ist die Festung mit dem Ort verbunden. Sie ist eine Meisterleistung der Brückenbaukunst und ein Zeugnis der archtektonischen Fertigkeiten der Bundelas. Innerhalb der weitläufigen Festungsmauern gibt es zwei beeindruckende Palastanlagen und mehrere Tempel.

Orcha Fort mit Brücke - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Orcha Fort mit Brücke Das Fort und die Brücke stammen aus dem 17. Jahrhundert und sind ein beeindruckendes Zeugnis der Baukunst der Bundela-Dynasty.

Jitendras Erzählungen über die seinerzeitigen Herrscher der Bundela-Dynasty, das Leben innerhalb der beiden Paläste und die historischen Zusammenhänge sind so bunt und eindrücklich! Es scheint als würde vor unserem geistigen Auge das einstige Leben in den alten Gemäuern und Gemächern des Orcha Forts wieder zu erwachen. Direkt neben dem Festungseingang liegt der Raj Mahal Palast, der bekannt ist für seine gut erhaltenen Wand- und Deckenmalereien.Besonders schön ist das riesige Schlafzimmer der Maharani.

Raj Mahal Palast im Orcha Fort - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Raj Mahal Palast im Orcha Fort Gleich neben dem Eingang liegt der Raj Mahal Palast. Die Palasträume sind um einen großen Innenhof herum angeordnet.

Maharani-Schlafzimmer im Raj Mahal Palast - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Maharani-Schlafzimmer im Raj Mahal Palast Decken und Wände sind mit beeindruckenden Fresten, die teilweise noch sehr gut erhalten sind, geschückt. Es handelt sich tatsächlich noch um die Origiinal-Fresken aus dem 17. Jhd.

Noch beeindruckender finde ich den sehr viel größeren Jahangir Mahal Palast direkt gegenüber vom Festungseingang. Mit viel Ruhe und Muße lassen wir uns durch die geschichtsträchtigen Räumlichkeiten treiben. Die Blicke von den verschiedenen Balkonen und Erkern, die sich über mehrere Etagen rund um den Innenhof anordnen, sind traumhaft. Unzählige Türme und Türmchen tragen wunderschöne Kuppeln und geben dem Palast eine märchenhafte Athmosphäre.

Jahangir Malhal Palast im Orcha Fort - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Jahangir Malhal Palast im Orcha Fort Der Jahangir Mahal Palast ist der größte und bedeutendste Palast im Orcha Fort. Hier der Blick auf den großartigen Innenhof.

Typische Bundela-Kuppeln im Jahangir Palast - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Typische Bundela-Kuppeln im Jahangir Palast Die aufgesetzten Kuppeln auf Türme und Türmchen sind in dieser Art und Weise ganz typisch für die Bundela-Architektur.

Jahangir Mahal Palast in Orcha - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Jahangir Mahal Palast in Orcha Der Palast wurde im Indo-islamischen Stil gebaut und weist auch einige Jain-Elemente auf.

Viele der Balkone und Erker bieten gleichzeitig auch einen herrlichen Ausblick auf die Umgebung rund um das gewaltige Fort.

Ausblick vom Orcha Fort - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Ausblick vom Orcha Fort Von den vielen Balkonen und Erkern hat man einen herrlichen Blick auf die Umgebung und das weitere Festungsgelände.

Rai Praveens Mansion neben dem Orcha Fort - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Rai Praveens Mansion neben dem Orcha Fort Blick vom Jahangir Palast auf Rai Praveens Mansion. Rai Praveen war die Lieblingsfrau von Raja Indramani. Er baute ihr einen kleinen Palast mit einem ummauerten Garten.

Schließlich verlassen wir das Fort und suchen uns ein kleines Restaurant ganz in der Nähe. Auf der Dachterasse genießen wir den Blick auf die Festung, die von den schon tief stehenden Strahlen der Sonne in ein ganz intensives Licht getaucht wird.

Koch-Demo der indischen Küche - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Koch-Demo der indischen Küche Mrs. Vandna Debey bietet Koch-Demonstrationen der indischen Küche schon seit vielen Jahren mit großem Erfolg an. Das wollen wir uns auch gerne anschauen.

Am Abend besuchen wir Mrs. Vandna Debey. Seit vielen Jahren schon demonstriert sie in ihrem Haus sehr anschaulich die Zubereitung einiger typischer indischer Gerichte. Für uns hat sie Dal (Linsen), Vegetable Pulao (Reisgericht mit Gemüse) und Aloo Gobi (Curry aus Kartoffeln und Blumenkohl) ausgewählt. Natürlich darf auch die Zubereitung von Chapatis nicht fehlen. Da legen wir dann gleich auch selbst Hand an. Anschließend verspeisen wir zusammen Vandna und Sandeep die überaus schmackhaften Gerichte.

Tali-Teller mit indischem Gericht - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Tali-Teller mit indischem Gericht Dieses herrliche indische Abendessen hat Vandna innerhalb von eineinhalb Stunden gezaubert. Wir lassen es uns gemeinsam mit Ihr und Sandeep bestens schmecken.

Wir unterhalten uns noch eine ganze Weile miteinander. In den letzten Jahren, so erzählt Vandana, kommen leider nur noch sehr wenig Gäste zu ihren „Koch-Shows“. Das macht sie sehr traurig, denn das zusätzlich verdiente Geld hatte es ihr bisher ermöglicht ihren drei Kindern eine Ausbildung in einer Privatschulle zu ermöglichen. Jetzt kann sie sich das leider kaum noch leisten. Gerne versichern wir ihr, dass wir Ihre „Cooking Demonstration“ weiterempfehlen und gerne in alle von uns angebotenen Reisen aufnehmen werden, in denen Orcha besucht wird. Es hat uns wirklich viel Spaß gemacht und Vandna ist eine ganz Nette!


Tempel und Fort in Orcha - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Tempel und Fort in Orcha Blick auf Orcha mit dem Orcha Fort und den bedeutenden Tempeln direkt im Ort.

Oft habe ich schon von Reisenden gehört, dass sie gerne mehr Zeit in Orchha verbracht hätten. Deshalb haben wir für Orcha gleich von Anfang an einen ganzen zusätzlichen Tag eingeplant. Der Ort ist zwar mit gerade einmal 10.000 Einwohnern recht klein, aber es gibt viel zu sehen. Die wichtigsten Tempel und Monumente sind fußläufig zu erreichen und so genießen wir es sehr mit etwas mehr Muße unterwegs zu sein.

Recycling-Center für Papier in Orcha - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Recycling-Center für Papier in Orcha Die gesammelten Baumwollabfälle werden hier sortiert und später gereinigt, zerkleinert und schließlich in einem umweltfreundlichen Produktionsprozess wieder zu Papier verarbeitet.

Recycling-Papier trocknen in Orcha - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Recycling-Papier trocknen in Orcha Wie auf Wäscheleinen wird hier da Recycling-Papier in der Sonne getrocknet.

Am Morgen nehmen wir jedoch mit Sandeep erst mal den Wagen. Wir wollen zum NGO Projekt Prikriti TARA Recycled Paper & Product Center sieben Kilometer außerhalb. Unter Einbeziehung der Dorfbewohner werden Baumwollabfälle gesammelt, sortiert, gereinigt, zerkleinert und schließlich in einem umweltfreundlichen Produktionsprozess wieder zu Papier verarbeitet.

Verkaufsladen im Papier-Recycling-Center - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Verkaufsladen im Papier-Recycling-Center Da das Projekt Baumwollabfälle sammelt und zu Papier recycelt untertützen wir es gerne indem wir einige nette Dinge im Verkaufsladen kaufen.

Es gibt zahlreiche Papiersorten, die hier für verschiedene Zwecke hergestellt werden. Ein Großteil wird zur Weiterverarbeitung an andere Firmen verkauft. Der Rest wird gleich hier zu Gebrauchsgegenständen wie Papiertüten, Papiertaschen, Notizbücher, Papierlaternen und Leuchtsternen verarbeitet. Gerne unterstützten wir dieses Projekt, indem wir einige Dinge kaufen.

Direkt neben dem Orchha Resort und nahe dem Ufer des Betwa-Flusses überragen elf gewaltige Grab-Monumente, die sog. Chhatris, die Umgebung. Für jeden bedeutenden Bundela-Herrscher wurde seinerzeit nach seinem Tod ein solcher Chhatri errichtet. Hier wurde er dann verbrannt und anschließend seine Asche beigesetzt - je bedeutender der Herrscher, desto größer das Monument. Gleich bei einem der Chhatris hat sich ein Wandermusiker mit seinem Harmonium niedergelassen. Mit seinen religiösen Lieder versucht er den Besuchern eine kleine Spende zu entlocken.

Chhatris in Orcha - Uttar Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Chhatris in Orcha In Orcha gibt es elf beeindruckenden Grab-Monumente der alten Herrscher der Bundela-Dynasti. Diese werden in Indien Chhatris genannt.

Wandermusiker in Orcha - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Wandermusiker in Orcha Gleich neben einem der Chhatris hat sich ein Wandermusiker mit seinem Harmonium niedergelassen. Mit seinen religiösen Gesängen versucht er den Besuchern eine kleine Spende zu entlocken.

Durch die engen und verschlungenen Wege eines Wohngebietes sind wir unterwegs zum Laxmi Tempel, den wir schon von weitem sehen können. Eine Inderinnen ist emsig beschäftigt eine braune Masse im Eingangsbereich vor dem Haus zu verteilen. Das ist ein hiesiger Brauch, erklärt Jitendra. Es handelt sich um Kuhdung. Diesem wird eine desinfizierende Wirkung zugeschrieben. Man läßt ihn trocknen, das ganze wird weiß gekälkt und so sollen Krankheitserreger draußen bleiben. Diese Prozedur wird regelmäßig jede Woche wiederholt.

Wohngebiet in Orcha - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Wohngebiet in Orcha Zu Fuß machen wir uns durch ein interessantes Wohngebiet auf den Weg zum Laxmi Tempel, den wir schon im Hintergrund sehen können.

Kuhdung im Hauseingang in Orcha - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Kuhdung im Hauseingang in Orcha Wegen der angeblich desinfizierenden Wrikung von Kuhdung werden die Hauseingänge damit bestrichen. Nach dem Trocknen und weiß Kälken ist er dann begehbar.

Viele Touristen kommen nicht hier lang, denn viele verwunderte Blicke treffen uns. Ganz oft kommen die Jüngeren mit der Frage „Selfie?“ zu uns und dann beginnt meistens ein lustiges Foto-Reigen. So ergeben sich auch für uns ganz unaufdringlich immer wieder Gelegenheiten zu schönen Erinnerungs-Fotos.

Unterwegs zum Waschplatz - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Unterwegs zum Waschplatz Inderinnen unterwegs auf dem Weg zum Wäschewaschen am Ufer des Betwa-Flusses.

Familie vor ihrem Haus in Orcha - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Familie vor ihrem Haus in Orcha Um die Mittagszeit hat sich die Familie vor dem Haus versammelt und genießt die wärmenden Strahlen der Sonne.

Lachende Inderin - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Lachende Inderin Nachdem sie die gemachten Fotos auf dem Kamera-Display gesehent hatte schenkte mir diese Inderin ihr schönstes Lächeln.

Gemeinsames Bilderschauen - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Gemeinsames Bilderschauen Es macht immer wieder Freude gemeinsam die gemachten Bilder zu bestaunen.

Schließlich können wir uns aber doch losreißen und erreichen den Laxmi Tempel, der etwas außerhalb hoch oben auf einem Hügel liegt. Allein der Blick von hier oben über Orchha und das Fort sind den Aufstieg schon wert. Der Tempel selbst gilt als ein Meisterwerk, bei dem Festungs- und Tempelarchitektur miteinander verschmelzen.

Blick auf Orchha vom Laxmi Tempel - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Blick auf Orchha vom Laxmi Tempel Allein für den Ausblick über Orchha lohnt der Aufstieg zum Laxmi Tempel.

Laxmi Tempel in Orcha - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Laxmi Tempel in Orcha Der Laxmi Tempel gilt als ein Meisterwerk, bei dem Festungs- und Tempelarchitektur miteinander verschmelzen.

Der einzige Weg zum Ram Raj Tempel, dem einzigen noch aktiven Tempel mitten in Orcha, führt durch eine sehr lebhafte Fußgängergasse. Die ist gesäumt von unzähligen Geschäften. Händler mit Devotialen, Teestuben und kleine Restaurants wechseln sich ab. Hier bleiben wir erst einmal "hängen" - an den köstlich duftenden frisch fritierten Samosas können wir unmöglich achtlos vorbeigehen. Danach muss es auch unbedingt noch ein leckeres Tässchen Chai sein. Lange schauen wir dem bunten Treiben zu.

Fußgängergasse zum Ram Raj Tempel - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Fußgängergasse zum Ram Raj Tempel Alle die zum Ram Raj Tempel wollen müssen durch diese Gasse mit vielen Geschäften, Teestuben und kleinen Restaurants. Ein entsprechend buntes Treiben herrscht hier.

Imbiss-Stand in Orcha - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Imbiss-Stand in Orcha Auch dieser Imbiss-Stand in der Fußgängergasse auf dem Weg zum Ram Raj Tempel lockt mit indischen Leckereien.

Samosas, indische Teigtaschen - IND-Blog-Bilder
Samosas, indische Teigtaschen Ganz köstliche munden die Samosas, die wir uns an einem kleinen Imbiss-Stand in Orcha geholt haben.

Im Ram Raj Tempel findet allabendlich eine Zeremonie statt. Auch Nicht-Hindus können dabei sein. Da müssen wir uns wohl entscheiden - Zeremonie oder Sonnenuntergang. Wir entscheiden uns für den Sonnenuntergang. Bevor wir zum "Sunset-Point" gehen schauen wir noch kurz beim Chaturbhuj Tempel vorbei. der liegt etwas erhöht direkt neben dem Ram Raj Tempel. Vom hier aus haben wir noch einmal einen schönen Blick auf das Orchha Fort. Nun aber schnell!. Nun aber schnell! In der Nähe vom Orcha Resort geht es über eine schmale Brücke auf die andere Uferseite des Betwa-Flusses. Von hier aus würde die Sonne direkt hinter den Chhatris untergehen. Viel Hoffnung auf einen schönen Sonnenuntergang haben wir bei den inzwischen aufgezogen Wolken nicht. Trotzdem harren wir aus - man weiß ja nie. Und richtig - die Sonne schaut doch einige Male zwischen den Wolken hindurch und färbt den Fluss und den Himmel hinter den Chhatris glutrot.

Sonnenuntergang hinter den Chhatris von Orcha - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Sonnenuntergang hinter den Chhatris von Orcha Blutrot färbt die Sonne den Betwa-Fluss und den Himmel hinter den Chhatris von Orcha.


Senffelder im ländlichen Indien - Madhya-Pradesh: Landschaft
Senffelder im ländlichen Indien Auf dem Weg von Orchha nach Khajuraho geht es hauptsächlich durch die liebliche Landschaft des ländlichen Indiens.

Für die 175 km von Orcha nach Khajuraho brauchen wir mit einer kurzen Pause unterwegs vier Stunden. Die Fahrt führt uns hauptsächlich durch das ländliche Indien. Auch hier ist ein Großteil der Strecke ist gerade „under construction“ So gestaltet sich das Fahren einigermaßen mühsam. Sandeep hofft, dass die neue mehrspurige Straße in den nächsten zwei Jahren fertig gestellt wird.

Kurz nach zwölf kommen wir in Khajuraho an und beziehen erst einmal unsere Zimmer im Golden Tulip Hotel. Das ganze Hotel scheint sich allerdings gerade im Ausnahmezustand zu befinden, denn heute und morgen soll hier eine große indische Hochzeit gefeiert werden.

Golden Tulip Hotel in Khajuraho - Madhya-Pradesh: Essen & Schlafen
Golden Tulip Hotel in Khajuraho Für uns war das Golden Tulip Hotel die beste Wahl in Khajuraho, denn es liegt kaum 500 m von der westlichen Tempelgruppe entfernt, so dass wir zu Fuß dorthin gehen können.

Lobby des Golden Tulip Hotels in Khajuraho - Madhya-Pradesh: Essen & Schlafen
Lobby des Golden Tulip Hotels in Khajuraho Das ganze Hotel schien im Ausnahmezustand zu sein - es wurde eine große Hochzeitsgesellschaft erwartet.

Doppelzimmer im Golden Tulip Hotel in Khajuraho - Madhya-Pradesh: Essen & Schlafen
Doppelzimmer im Golden Tulip Hotel in Khajuraho Unser Doppelzimmer war groß wie ein "Ballsaal", blitzsauber. Auch das Badezimmer war außergewöhnlich groß und gut ausgestattet.

Trotzdem ist das Golden Tulip für uns eine gute Wahl, denn es sind gerade einmal 500 m zum lebhaften Zentrum des Ortes. Hier befindet sich auch der Eingang zur „westlichen Tempelgruppe“. Tiwari wartet schon auf uns. Er wurde uns als erfahrener „Tempel-Guide“ empfohlen. Mit seinem umfassenden Wissen gibt er uns anhand der detailreichen Skulpturen, die die Tempel über und über schmücken, einen tiefen Einblick in das Pantheon der hinduistischen Götterwelt und der damaligen Lebensumstände.

Lakshmana Tempel in Khajuraho - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Lakshmana Tempel in Khajuraho Der Lakshamana Tempel gehört zum UNESCO Weltkulturerbe der westlichen Tempelgruppe in Khajuraho.

Westliche Tempelgruppe Khajuraho - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Westliche Tempelgruppe Khajuraho Einer der neun Tempel der westlichen Tempelgruppe von Khajuraho. dieser ist aus einer anderen Epoche und deshalb in einem anderen Stil gebaut.

Die prächtigen Hindu-Tempel aus dem 10. und 12. Jh. aus der Zeit der Chandella-Dynasty sind über und über geschmückt mit Steinreliefs und Skulpturen. Die sind vor allem bekannt für die freizügigen erotischen Darstellungen in Anlehnung an das indische Kamasutra.

Tempel der westlichen Tempelgruppe - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Tempel der westlichen Tempelgruppe Auch dieser Tempelturm ist über und über mit Skulpturen und Reliefs geschmückt.

Tempelturm geschmückt mit Skulpturen - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Tempelturm geschmückt mit Skulpturen Die meisten der Tempel und Tempeltürme sind über und über geschmückt mit Skulpturen.

Skulpturen mit Szenen aus dem Alltag - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Skulpturen mit Szenen aus dem Alltag Ein Großteil der Skulpturen der Tempel von Khajuraho zeigen Szenen aus dem Alltagsleben der damaligen Zeit.

Erotische Szenen aus dem Kamasutra in Khajuraho - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Erotische Szenen aus dem Kamasutra in Khajuraho Freizügige Darstellungen des Kamasutra waren für die damalige Zeit nichts besonderes. Wir finden sie an vielen Tempeln aus dieser Epoche.

Nachdem sich die Chandellas nach wiederholten Angriffen der Moguln aus der Region zurückgezogen hatten, wurden die Tempel aufgegeben und mehr und mehr vom Dschungel überwuchert. Im 16. Jh. war nichts mehr von Ihnen zu sehen. Erst im 19. Jh. wurden die Tempel während der britischen Besatzung wiederentdeckt und erste Restaurierungsarbeiten begannen. Inzwischen gehört die westliche Tempelgruppe zum UNESCO Weltkulturerbe und darf auf keiner Reise zu Indiens Monumenten fehlen.

Tempel der westlichen Tempelgruppe - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Tempel der westlichen Tempelgruppe Die Sonne steht inzwischen tief und taucht die sandsteinfarbenen Tempel in einen intensiven gelb-roten Ton.

Tempel mit Pavillon in Khajuraho - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Tempel mit Pavillon in Khajuraho Zu diesem beeindruckenden Tempel gehört zusätzlich noch ein kleiner steinerner Pavillon.

Bis fast zum Sonnenuntergang genießen wir den Anblick der wunderbaren Tempel, die intensiv im Licht der tiefstehenden Sonne leuchten.

Lecker Essen in Khajuraho - Madhya-Pradesh: Essen & Schlafen
Lecker Essen in Khajuraho Direkt gegenüber dem Eingang zur westlichen Tempelgruppe ist das Maharaja Restaurant bestens zu empfehlen. Das Essen war einfach köstlich.

Dann geht es direkt zum "Maharaja Restauant" direkt gegenüber des Einganges zur westlichen Tempelgruppe. Das Restaurant wurde uns empfohlen, da es hier die besten Gerichte aus dem Tandor-Ofen geben soll. Die Speisekarte ist umfangreich und nach einigem Überlegen entscheiden wir uns für eine "Chicken Tikka" (mariniertes Hühnchenfleisch im Tandor-Ofen gegrillt), "Chicken Tikka Masala" (mariniertes und gegrilltes Hühnchenfleisch in einer würzigen Soße), "Paneer Tikka" (indischer Hüttenkäse in einer würzigen Marinade gegrillt) und Lammfleisch, ebenfalls in einer würzigen Soße. Dazu darf natürlich ein Knoblauchbrot (Garlic Nan) nicht fehlen. Was für ein herrliches Schmausen!

Vom Restaurant ging es sogleich wieder zur westlichen Tempelgruppe zur Sound- und Light-Show. Wie schon in Gwalior das Fort werden hier die Tempel stimmungsvoll beleuchtet.

Sound- und Lightshow in Khajuraho - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Sound- und Lightshow in Khajuraho Einige der Tempel der westlichen Tempelgruppe werden stimmungsvoll beleuchtet während der Sound- und Lightshow in Khajuraho.

Sound- und Lightshow in Khajuraho - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
Sound- und Lightshow in Khajuraho Neben der stimmungsvollen Beleuchtung einiger Tempel der westlichen Tempelgruppe wird die Entstehungsgeschichte der Tempel erzählt.


östliche Tempelgruppe in Khajuraho - Madhya-Pradesh: Sehenswürdigkeiten
östliche Tempelgruppe in Khajuraho In der östlichen Tempelgruppe ist nur noch einer der ursprünglichen alten Tempel erhalten. Die anderen Tempel sind in einem neueren moderneren Stil wiederaufgebaut worden.

Am Morgen besuchen wir mit Tiwari die östliche Tempelgruppe von Khajurano. Hier ist leider nur ein einziger der alten, großartig mit Skulpturen geschmückten Tempel komplett erhalten geblieben. Einige der zerstörten Tempel wurden inzwischen in einem moderneren und sehr viel einfacheren Stil wieder aufgebau. Dabei wurden die teilweise noch vorhandenen Bauteile der alten Tempel mit einbezogen wurden. Das ist eine sehr interessante und sehenswerte Kombination.

Ganz in der Nähe liegt das kleine Dorf Jatkara inmitten frisch bestellter Felder. Die meisten Häuser sind farbenfroh angestrichen. Jede Farbe hat ihre eigene Bedeutung. So ist z.B. gelb die Farbe der höchsten Kaste der Priester und Brahmanen und blau die Farbe der Handelsleute. Die Wege sind fast alle befestigt und überall ist es ungewöhnlich sauber.

Jatkara Village bei Khajuraho - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Jatkara Village bei Khajuraho

Bunt getünchte Häuser in Jatkara - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Bunt getünchte Häuser in Jatkara Die Farben der Häuser haben eine eigene Bedeutung. So ist z.B. gelb die Farbe der höchsten Kaste der Priester und Brahmanen und blau die Farbe der Handelsleute

Kleines Baunerngehöft in Jatkara - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Kleines Baunerngehöft in Jatkara Auch das kleine Bauerngehöft mitten im Dorf Jatkara wirkt außergewöhnlich gepflegt.

Auch hier wurden wir bei unserem Spaziergang durch das Dorf von den Bewohnern ziemlich ungläubig , aber sehr, sehr freundlich gemustert. Bei den meisten Reisenden beschränkt sich der Besuch in Khajuraho auf die Tempel des UNESCO Weltkulturerbes. Dabei ist es mindestens ebenso interessant, sich einmal in der Umgebung umzuschauen und einen Eindruck von den Lebensumständen der Menschen außerhalb der großen Sehenswürdigkeiten zu erhalten.

Zwei ältere Damen in Dorf Jatkara - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Zwei ältere Damen in Dorf Jatkara Von den Bewohnern im Dorf Jatkara werden wir ziemlich neugierig, aber sehr, sehr freundlich gemustert. Touristen kommen anscheinend kaum hierher.

Altere Dame im Dorf in Jatkara - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Altere Dame im Dorf in Jatkara Nahezu jeder Bewohner von Jatkara hatte ein freundliches Lächeln im Gesicht. Wir fühlten uns hier sehr wohl und willkommen.

Damen im Dorf Jatkara - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Damen im Dorf Jatkara Neugierig kamen die beiden Bewohnerinnen von Jatkara aus ihren Häusern um zu schauen, wer die Fremden waren, die durch ihr Dorf spazierten.

Von Tiwari erfahren wir auch einen der Gründe: Eine junge sehr engagierte Studentin aus dem Dorf, Sangeeta, hat eine kleine Hilfsorganisation gegründet - Madhu Human Skil and Develpment Sansthan (MHSDS). Mit viel Mühe und Energie und aus Liebe zu ihrem Dorf schafft sie es immer wieder Spendengelder zu beschaffen. Manchmal sind es nur kleine Beträge. Damit hat Sangeeta ganz uneigennützig viel gutes für Jatkara bewirkt. Sie unterstützt ganz besonders die Madhu Moden Public School. Aus eigener Erfahrung weiß sie, wie wichtig eine gute Ausbildung für die Kinder ist.

Schule in Jatkara bei Khajuraho - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Schule in Jatkara bei Khajuraho Auf unserem Besuch im Dorf Jatkara haben wir auch in der Jatkara Model Public School vorbeigeschaut.

Unterricht in der Schule in Jatkara - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Unterricht in der Schule in Jatkara Durch Sangeethas Hilfsprojekt sind Schüler, Lehrer und die Schule selbst sehr gut mit Möbeln und Lehrmaterialien ausgestattet.

Kinder im Unterricht - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Kinder im Unterricht Durch unseren Besuch sind die Schülerinnen und Schüler in der Madhu Model Public School ziemlich abgelenkt.

Der Besuch der Schule ist für alle Kinder der Umgebung kostenfrei wie auch die Schuluniformen, Schulbücher und andere Lernmittel. Wenn es das Budget hergibt, dann gibt es für neue Schüler Schulranzen und eine Erstausstattung für den Schulbesuch. Außerdem  organisiert Sangeeta Seminare zum Umweltschutz und zur Förderung der biologische Landwirtschaft. Es gibt Workshops und Zusammenkünfte zu vielen wichtigen Themen, die den Bewohnern und dem ganzen Dorf Perspektiven aufzeigen und helfen. 

Ausstattung für die Schulkinder - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Ausstattung für die Schulkinder Um die neuen Schulranzen zu füllen gibt es gleich auch noch Lehrmaterial, Schreibpapier, Stift, Radiergummi und Spitzer mit dazu.

Sangeetha, Schüler und Schultaschen - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Sangeetha, Schüler und Schultaschen Über das Hilfsprojekt von Sangeetha haben die Schüler neue Schultaschen erhalten.

Website von Sangeetas Hilfsprojekt - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Website von Sangeetas Hilfsprojekt Mit Ihrem Projekt Madhu Human-Skill and Development Sanstan unterstützt Sangeeta die Madhu Model Publik School und das Dorf Jatkara.

Der Besuch in der Schule und die vielen interessanten Informationen über Sangeeta und ihr kleines Hilfsprojekt haben uns sehr bewegt. Leider haben wir keine Gelegenheit Sangeeta persönlich kennenzulernen, da sie gerade mit ihrem kranken Vater unterwegs war zum Arzt ist. Es ist beeindruckend, was eine einzige junge Frau bewegen kann - ein sehr unterstützenswertes Projekt. Es gibt sogar eine eigene ganz einfache Website für ihr kleines Hilfsprojekt, die einen kleinen Eindruck über das Engegement vermittelt - http://madhudevelopmentsansthan.org

Kaum eine halbe Stunden brauchen wir für die 25 km zum Panna Nationalpark und zu unserer Unterkunft, dem Tendu Leaf Nature Resort. Die Bungalow der Anlage liegen weitläufig im Grasland am Ken-Fluss. Sie sind schön und rustikal eingerichtet und mit allen modernen Annehmlichkeiten ausgestattet. Dabei haben wir ein Wohn- und ein Schlafzimmer und ein großes Badezimmer mit einer Innen- und einer Außendusche.

Bungalow im Grünen - Madhya-Pradesh: Essen & Schlafen
Bungalow im Grünen Die Bungalows des Tendu Leave Resorts liegen in ganz ruhig einer schönen Grasladschaft am Ken-Fluss.

Wohnzimmer im Bungalow - Madhya-Pradesh: Essen & Schlafen
Wohnzimmer im Bungalow In unserem Bungalow im Tendu Leave Resort haben wir sowohl ein großzügiges Wohnzimmer wie auch ein sehr großes Schlafzimmer.

Schlafzimmer im Bungalow - Madhya-Pradesh: Essen & Schlafen
Schlafzimmer im Bungalow Im hinteren Teil der Bungalows im Tendu Leave Resort in Panna befindet sich ein sehr großes Schlafzimmer, das zusätzlich noch mit einem Schreibtisch ausgestattet ist.

Relaxen im Hängestuhl - IND-Blog-Bilder
Relaxen im Hängestuhl Herrlich, dieser Hängestuhl. Hier kann man wunderbar ein wenig ausspannen.

Am Nachmittag genießen wir die Ruhe und das Nichtstun auf der Veranda vor unserem Bungalow in vollen Zügen. Nach den vielen Erlebnisssen und Besichtigungen tut ein wenig Muße richtig gut. Erst am frühen Abend brechen wir auf zu einer Bootstour auf dem Ken-Fluss. Eine Safari in den Nationalpark können können wir leider heute nicht unternehmen, da alle Parks in Indien am Mittwoch geschlossen sind. Das ist eine Tierschutz-Maßnahme, um den Tieren wenigstens an einem Tag in der Woche ein wenig Ruhe zu gönnen.

Unterwegs mit Naturalist Raji - IND-Blog-Bilder
Unterwegs mit Naturalist Raji Raji begleitet uns auf unserer Bootstour. Als Vogelliebhaber kennt er fast alle Vögel an ihrem Gezwitscher.

Raji, der Naturalist des Resorts, begleitet uns auf der Bootstour und erzählt uns viel interessantes über Flora und Fauna in der Umgebung. Er ist ein begeisterter Vogelliebhaber. Kaum hört er ein Zwitschern oder sieht eine Feder so nennt er uns schon den Namen und zeigt ihn uns das Bild in seinem Vogelbuch. Leise und gemächlich gleiten wir mit unserem Boot durch das ruhige Wasser und so manches schöne Bild von den "Piepmätzen" gelingt. Meine ganz große Liebe gilt den Eisvögeln, die im Englischen "Kingfisher" genannt werden. 

Fauna in Indien

Vogel am Ken-Fluss - Fauna in Indien
Vogel am Ken-Fluss Auf einer Bootstour lassen sich die Vögel am Ken-Fluss besonders gut beobachten und fotografieren.

Vogelreigen auf einem Felsen im Fluss - Fauna in Indien
Vogelreigen auf einem Felsen im Fluss Viele verschiedene Arten von Eisvögeln gibt es in Indien. Hier werden sie Kingfisher genannt.

Eisvogel - Kngfisher  - Fauna in Indien
Eisvogel - Kngfisher In einem Strauch am Ufer sitzt ein prächtige Eisvogel - Kingfischer.

Viel zu schnell verabschiedet sich der Tag mit einem schönen Sonnenuntergang.

Sonnenuntergang am Fluss - Madhya-Pradesh: Landschaft
Sonnenuntergang am Fluss Der Tag verabschiedet sich am Ken-Fluss in Panna mit einem wunderschönen Sonnenuntergang von uns.


Unsere erste Dschungelsafari! Aufstehen um halb sechs - ein kurzer Tee und ein paar Kekse in der Lobby gegen sechs – Abfahrt zum Nationalpark kurz vor halb sieben. Das Timing wird von nun an während der nächsten Tage, wenn wir auf unseren Safaris in den Nationalparks unterwegs sind, immer ähnlich sein...und so was nennt sich Urlaub...

Gespanne Erwartung im Safari-Jeep - IND-Blog-Bilder
Gespanne Erwartung im Safari-Jeep Um uns die Wartezeit bis zur morgentlichen Öffnung des Panna Nationalparks zu verkürzen, machen wir einige Selfies.

Es sind gerade einmal fünf Minuten vom Tendu Leaf Resort bis zum Eingang des Nationalparks. Raji begleitet uns auch heute wieder als Naturalis und fährt gleichzeitig den offenen Safari-Jeep. Voller gespannter Erwartung kommen wir am Eingang des Natinoalparks an. Hier muß Raji uns erst einmal registrieren lassen. Außerdem wird jeder Jeep zusätzlich von einem Park-Ranger begleitet. Dann ist es endlich soweit - um Punkt 7.45 Uhr wird das Tor zum Nationalpark geöffnet und die zahlreichen wartenden Jeeps setzen sich in Bwegung. Schon gestern hatte ich Raji während der Bootstour erzählt, dass es mir trotz vieler Nationalparkbesuche noch nicht gelungen ist auch nur ein einziges Mal einen Tiger zu sehen. Mehrere Male war ich im Chitwan Nationalpark in Nepal auf Tigerpirsch – in Indien im Corbett Nationalpark, im Sariska Nationalpark und im Kaziranga Nationalpark...nicht mal die Schwanzspitze eines Tigers habe ich gesehen...

Tigerspuren im Sand - Fauna in Indien
Tigerspuren im Sand Ganz frische Tigerspuren konnten wir im Sand bewundern. Nur der dazugehörige Tiger zeigte sich uns leider nicht.

Raji gibt sich jede erdenkliche Mühe, aber die Tiger des Panna Nationalparkes scheinen sich gut vor uns zu verstecken. Sie haben uns nichts weiter als ihre ganz frischen Fußspuren hinterlassen. Trotzdem ist es eine wirklich schöne und interessante Safari. Wir sehen viele Rehe, die hier in Indien wegen ihrer Punkte im Fell nur "Spotted Deers" genannt werden. Außerdem treffen wir auf unzählige Antilopen, Hirsche und Affen.

Gefleckte Rehe am frühen Morgen - Fauna in Indien
Gefleckte Rehe am frühen Morgen Die "Spotted Deers", die mit zur Hauptjagdbeute des Tigers gehören, haben wir fast überall im Park gesehen.

Zwei Antilopen im Gras - Fauna in Indien
Zwei Antilopen im Gras Am Waldrand treffen wir auf zwei Antilopen - Mutter mit ihrem schon fast erwachsenen Kälbchen.

Affe in der Morgensonne - Fauna in Indien
Affe in der Morgensonne Der Affe läßt sich ganz genüßlich die ersten wärmenden Sonnenstrahlen auf den Rücken scheinen.

Auch viele Vögel lassen sich hier im Panna Nationalpark bewundern.

Stolzierender Storch - Fauna in Indien
Stolzierender Storch In aller Gemütsruhe stolziert der Storch auf seiner morgendlichen Nahrungssuche durch die Landschaft.

Vogel im Baumwipfel - Fauna in Indien
Vogel im Baumwipfel Natürlich hat Raji uns gesagt, um welchen hübschen Vogel es sich hier handelt.

Papagei im Baumwipfel - Fauna in Indien
Papagei im Baumwipfel Wie in einer kleinen Vogelkolonie saß dieser kleine Papagei im Baumwipfel gemeinsam mit vielen seiner Artgenossen.

Kleiner schwarzer Vogel - Fauna in Indien
Kleiner schwarzer Vogel Ganz in der Nähe der Jeeppiste saß der kleine schwarze Vogel und ließ sich überhaupt nicht von uns stören.

Dschungelkatzen auf Morgenpirsch - Fauna in Indien
Dschungelkatzen auf Morgenpirsch Die normalerweise sehr scheuen Dschungelkatzen hatten die Jeeppiste für ihre Morgenpirsch auserkoren und ließen sich von uns und unserem Jeep nicht vom Weg abbringen.

Am beeindruckendsten finde ich jedoch, dass sich die meisten Tiere durch unseren Jeep und das Motorengeräusch überhaupt nicht stören lassen. Als uns dann auch noch zwei junge Dschungelkatzen über den Weg laufen, ist Raji begeistert. Die sieht man nur sehr selten, erzählt er uns, denn die sind recht scheu. Den Eindruck hatten wir bei den beiden Wildkatzen überhaupt nicht, denn trotz des Motorengeräusches tollten Sie unbekümmert herum.

Ganz überrascht waren wir, dass es hier im Panna Nationalpark sogar Krokodile gibt.

Krokodil im Panna Nationalpark - Fauna in Indien
Krokodil im Panna Nationalpark Ganz überrascht waren wir, dass es im Panna Nationalpark auch Krokodile gibt.

Auch landschaftlich gefällt uns der Panna Nationalpark sehr gut. Schade, dass wir hier nicht mehr Zeit eingeplant haben.

Panna Nationalpark: Dhudwa Seha-Schlucht - Madhya-Pradesh: Landschaft
Panna Nationalpark: Dhudwa Seha-Schlucht Von einem Aussichtspunkt hat man einen besonders eindrucksvollen Blick über die Dhudwa Seha-Schlucht im Panna Nationalpark.

Fast fünf Stunden sind wir unterwegs. Gegen elf Uhr werden die indischen Nationalparks generell geschlossen Bei Verspätung drohen sowohl dem Fahrer wie auch dem Jeep bzw. dem Resort ein einwöchiges Eintrittsverbot in den Park. Das gilt es natürlich unter alle zu verhindern.

Madhya Pradesh: Göttlicher Transport - Streetlife in Indien
Madhya Pradesh: Göttlicher Transport Auf diesem kleinen Truck werden Tempelskulpturen und Götterbildnisse transportiert.

Sandeep wartet schon auf uns im Resort. Wir verladen nur noch das Gepäck und dann geht es auch schon los in Richtung Bandavgarh Nationalpark. Etwa 220 km liegen vor uns. Eine Weile folgen wir einem wahrlich "göttlichen" Transporter, der einige Skulpturen und ein Götterbildnis transportiert. Auch hier sind auf einem Großteil der Strecke wieder Bauarbeiten im Gang. Viele Kilometer fahren wir fast unablässig in einer gewaltigen Staubwolke. Gottseidank überstehen wir das ganze in unserem staubdichten Wagen "ungepudert". Welch eine Qual jedoch für die Menschen, die entlang der Straße leben oder ihre Läden betreiben...

Nach ziemlich genau fünf Stunden erreichen wir das Bandav Vilas Resort. Das erste Mal auf unserer Reise verbringen wir drei Nächte an ein und demselben Ort – welch ein gemütlicher Luxus. Die Bungalows des Resorts – zwanzig Stück an der Zahl – liegen versteckt unter Bäumen mitten in der Natur. Auch hier umgibt uns rustikaler Charme verbunden mit vielen Annehmlichkeiten wie z.B. ein Swimmingpool mit Spa. Auch einen Heizlüfter finden wir in unserem Zimmer, denn es ist ziemlich kühl hier – erheblich kühler als noch in Khajuraho oder im Panna Nationalpark. 

Lobby des Bandhav Vilas Resort in Tala - Madhya-Pradesh: Essen & Schlafen
Lobby des Bandhav Vilas Resort in Tala Geschmackvoll rustikale Lobby im Bhandav Vilas Resort. Das Resort ist ein guter Ausgangspunkt für die Safaris in den Bandhavgarh Nationalpark.

Bungalow im Bandhav Vilas Resort in Tala - Madhya-Pradesh: Essen & Schlafen
Bungalow im Bandhav Vilas Resort in Tala Zwanzig Bungalows liegen verstreut unter Bäumen in dem großzügig angelegten Garten des Bandhav Vilas Resort beim Bandhavgarh Nationalpark.

Doppelzimmer i Bandhav Vilas Resort in Tala - Madhya-Pradesh: Essen & Schlafen
Doppelzimmer i Bandhav Vilas Resort in Tala Die Doppelzimmer im Bandhav Vilas Resort sind sehr großzügig. Für kalte Nächte gibt es sogar einen Heizlüfter.

Nach dem Abendessen fallen wir ziemlich müde in unsere Betten nach den vielen Stunden im Safari-Jeep und anschließend auf Indiens Straßen. Außerdem heißt es auch morgen wieder früh aufstehen zur nächsten Jeep-Safari.


In wärmende Decken gewickelt - IND-Blog-Bilder
In wärmende Decken gewickelt Zur Morgensafari im Bandhavgarh Nationalpark ist es im Januar noch sehr, sehr kalt und so haben wir uns in wärmende Decken gewickelt.

Um sechs Uhr sind wir in der Lobby - wir halten den obligatorischen heißen Tee in den kalten Händen - ein Genuss dieser indische Gewürztee, der kurz "Chai" oder "Masala Chai" genannt wird. Wir wärmen uns die Hände an der heißen Tasse. Es ist "saukalt" so früh am Morgen. Wir haben so ziemlich alles übereinander gezogen was übereinander passt. Mit drei Schichten Fleece-Jacken fühle ich mich fast wie ein wandelnder Wrap. Dann geht es direkt in den offenen Safari-Jeep. Die Fahrzeuge sind ähnlich wie im Panna Nationalpark. Zusätzlich gibt es aber für jeden noch eine wärmende Decke im lustigen Teddybär-Desigh - und - der Hammer - eine WÄRMFLASCHE!!! Die schieben wir uns ganz genüsslich unter die Jacken. Trotzdem sind wir nach der flotten 4 km langen Fahrt zum Tala-Gate einigermaßen durchgefroren. Wie gut, dass es im Nationalpark sehr viel langsamer vorwärts geht und der Fahrtwind nicht so "schneidet".

Wartende Jeeps vor dem Bandhavgarh Nationalpark - IND-Blog-Bilder
Wartende Jeeps vor dem Bandhavgarh Nationalpark Schon einige Zeit vor der erlaubten Einfahrtzeit reihen sich die Safari-Jeeps mit den Parkbesuchern vor dem Einfahrtstor.

Voller gespannter Erwartung sitzen wir trotz Decke und Wärmflasche immer noch frierend im Safari-Jeep - dieses Mal auf dem Weg zum „Tigerland“, wie der Bandhavgarh Nationalpark von den Indern voller Stolz genannt wird. Hier wird den Safari-Gästen die Tiger-Sichtung ja schon fast als Garantie mit auf den Weg gegeben. Das erhöht unsere Spannung noch einmal.

Eingang zum Bandhavgarh Nationalpark - IND-Blog-Bilder
Eingang zum Bandhavgarh Nationalpark Das Tala-Gate nahe dem gleichnamigen Ort ist eine der Haupteingänge zum Bandhavgarh Nationalpark, auch Bandhavgarh Tiger Reserve genannt.

Täglich gibt es in den indischen Nationalpark zwei Safari-Zeiten – morgens mit Sonnenaufgang bis halb zwölf und am Nachmittag von drei Uhr bis Sonnenuntergang. Da die Anzahl der Fahrzeuge, die täglich in den Park fahren dürfen, aus Naturschutzgründen streng limitiert ist, ist es am besten die Safaris frühzeitig zu buchen. Das geht frühestens drei Monate im Voraus und die bestätigten Safaris müssen dann auch schon sogleich bezahlt werden.

Auf jeweils zwei Morgen- und zwei Nachmittagssafaris erkunden wir den Park. Bhammu, unserer Safari-Guide und Fahrer, erzählt uns, dass er inzwischen seit fast 20 Jahren nahezu täglich im Park unterwegs ist – erst als Park-Ranger, dann als freiberuflicher Safari-Guide und seit einigen Jahren für das Bandhav Vilas Resort als Naturalist mit den Gästen. „Dann kennst Du wahrscheinlich inzwischen die meisten Tiger mit Namen“, flachse ich…er schaut mich ein wenig verschmitzt an.

Unterwegs im Bandhavgarh Nationalpark - IND-Blog-Bilder
Unterwegs im Bandhavgarh Nationalpark Mit Safari-Guide haben wir uns hervorragend verstanden. Er hat uns mit viel Begeisterung, den Bandhavgarh Nationalparl und die Natur gezeigt und sehr fachkundig erklärt.

Am Morgen bis ca. zehn Uhr und am Nachmittag ab ca. vier Uhr sind die Chancen am größten einen Tiger zu sehen, erzählt uns Bhammu. Dann streifen sie meistens auf Nahrungssuche durch ihr Revier. Während dieser Zeit sind die anderen Tiere des Dschungels extrem wachsam. Sie stoßen laute Warnrufe aus sobald sie einen Tiger herumschleichen sehen. Auf diese Warnrufe warten Bhammu und die anderen Safari-Guides, um so schnell wie möglich mit ihren Gästen in diese Richtung zu fahren. Einige Male hören wir die Warnschreie. Wir sehen auch ganz frische Tigerspuren. Einen Tiger bekommen wir allerdings weder am Morgen noch am Nachmittag zu Gesicht. Jetzt flachst Bhammu – it seems the tiger are on holiday today…

Dafür kreuzen viele andere Tiere unseren Weg – es ist unglaublich, was Bhammu während der Fahrt alles sieht. Egal, ob er weit in der Ferne Schakale oder eine Dschungel-Katze entdeckt oder im Rückspiegel zwei Eulen in einer Asthöhle sitzen sieht… Unzählige Antilopen, Rehe und Hirsche gibt es hier im Park. Insbesondere die sog. „Spotted Deers“ sehen wir auch hier nahezu überall – die beliebteste Beute für den Tiger, meint Bhammu.

Wilder Büffel im Bandhavgarh Nationalpark - Fauna in Indien
Wilder Büffel im Bandhavgarh Nationalpark Im Bandhavgarh Nationalpark gibt es eine größere Population von wilden Büffeln, die in Indien Gaur genannt werden.

Zwei Eulen beim Nickerchen - Fauna in Indien
Zwei Eulen beim Nickerchen Aus dem Augenwinkel im Vorbeifahren entdeckte Bhammu die beiden Eulen in einer Baumhöhle beim Nickerchen.

Storch im Bandhavgar Nationalpark - Fauna in Indien
Storch im Bandhavgar Nationalpark Eine der vielen verschiedenen Storcharten, die hier im Bandhavgarh Nationalpark brüten.

Seenlandschaft im Bandhavgarh Nationalpark - Madhya-Pradesh: Landschaft
Seenlandschaft im Bandhavgarh Nationalpark Weitläufige Landschaft und eine der vielen Seen im Bandhavgarh Nationalpark.

Hirsch mit prächtigem Geweih - Fauna in Indien
Hirsch mit prächtigem Geweih Einen der prächtigsten Hirsche der Spotted Deers ruhte hier nahe der Fahrpiste im hohen Gras im Bandhavgarh Nationalpark.

Fischadler auf der Lauer - Fauna in Indien
Fischadler auf der Lauer Auf einem Ast über einem kleinen Gewässer saß dieser Fischadler auf der Lauer.

Unser zweiter Safari-Tag steht dann allerdings von Beginn an ganz im Zeichen des Tigers. Erst sehen wir einen von drei Tigerbrüdern ziemlich versteckt im Unterholz. Dann überquert er kurz die Jeep-Piste und verschwindet wieder im Dschungel. Kurze Zeit später sahen wir ihn ganz in der Nähe noch einmal, als er sich gemütlich direkt neben der Piste niedergelassen hatte.

Tiger im Bandhavgarh Nationalpark - Fauna in Indien
Tiger im Bandhavgarh Nationalpark In aller Gemütsruhe überquert der Tiger die Jeep-Piste im Bandhavgarh Nationalpark. Von den Jeeps und dem Motorenlärm scheint er völlig unbeeindruckt.

Tiger-Ruhepause im Laub - Fauna in Indien
Tiger-Ruhepause im Laub Ganz nah bei der Jeep-Piste hat sich ein Tiger im Schatten niedergelassen.

Bhammu erzählt uns, dass die drei Brüder etwa zwei Jahre alt und inzwischen sehr selbständig sind. Dann sehen wir die beiden anderen Brüder von Weitem gemeinsam herumstreunen. Etwa später entdecken wir ganz in der Ferne noch einmal einen Tiger, den allerdings nicht einmal Bhammu auf die Distanz genau erkennen kann.

Am Nachmittag hören wir entfernt deutliche Warnrufe von den Affen und den Spotted Deers. Bhammu steuert sofort in diese Richtung. Einige Jeeps warten dort schon in Lauerstellung. Plötzlich bewegt sich etwas im Unterholz ziemlich nah neben den Fahrzeugen...

Tiger im Gebüsch - Fauna in Indien
Tiger im Gebüsch Direkt neben der Jeep-Piste im Bandhavgarh Nationalpark streunt ein Tiger durch das Gebüsch.

Tiger im Bandhavgarh Nationalpark - Fauna in Indien
Tiger im Bandhavgarh Nationalpark Ohne Scheu läuft der Tiger im Gras entlang der Jeep-Piste im Bandhavgarh Nationalpark.

„Das ist die Mutter der drei Brüder von heute Morgen“, raunt uns Bhammu zu. Sie bewegt sich auf die Sand-Piste zu und läuft diese dann in aller Gemütlichkeit und Gelassenheit entlang und vor uns her. Die Motorengeräusche der Jeeps scheinen sie überhaupt nicht zu interessieren. Sie dreht einige Male ihren Kopf zu uns zurück und trottet dann völlig unbeeindruckt weiter. An einem Baum markiert sie ihr Revier bevor sie einige Schritte weiter wieder im Unterholz verschwindet…was für eine schöne Begegnung!

Tiger auf der Piste - Fauna in Indien
Tiger auf der Piste Ohne die Jeeps hinter ihm zu beachten läuft der Tiger im Bandhavgarh Nationaloark in aller Gemütsruhe die Sandpiste entlang bevor er wieder im Gebüsch verschwindet.

Tiger unterwegs im Bandhavgarh Nationalpark - Fauna in Indien
Tiger unterwegs im Bandhavgarh Nationalpark Nur wenige Meter vor unserem Jeep steht der Tiger auf der Sand-Piste.

Wir schauen uns noch in der Umgebung um. Vielleicht können wir ja die Tigerdame noch einmal sichten. Viel Zeit bleibt jedoch nicht, da wir den Nationalpark ja absolut pünktlich am gleichen Gate verlassen müssen, in dem wir hinein gefahren sind. Selbst wenige Minuten Verspätung werden streng geahndet.

Als wir im Hotel ankommen sind wir noch ganz „hin und weg“ von den Bildern in unseren Köpfen. Am Abend spricht uns Bhammu in der Lobby noch einmal an – ob er uns etwas zeigen dürfe. Ja! Natürlich! Gerne! Er führt uns in die Bücherei zu einer riesigen Papierrolle, die er schon für uns ausgerollt hat. Das ist der Stammbaum der Tiger vom Bandhavgarh Nationalpark, erklärt er uns. Ganz oben im Stammbaum steht das erste Tigerpärchen, die damals Atisha und  Sanjay genannt wurden. Die beiden waren vor vielen Jahren allein in der Region unterwegs. Von ihnen beiden stammen die meisten der heute im Park lebenden Tiger ab. Mit großer Sorgfalt sind in diesem Stammbaum sämtliche Tiere mit Namen und Geburtsjahr aufgeführt… „Hast Du diesen unglaublichen Stammbaum skizziert“, frage ich ihn und er nickt bescheiden und gleichzeitig ein bisschen stolz. Da hatte ich mit meiner Flachserei, dass er alle Tiger mit Namen kennt, ja ziemlich in's Schwarze getroffen...


Die längste Fahretappe steht an – fast 270 km bis zum Kanha Nationalpark. Dort wollen wir noch einmal unser Safari-Glück versuchen. Sandeep steht schon vor dem Hotel zur Abfahrt bereit. Auf unsere Frage, ob er eine gute Unterkunft gefunden hat, druckst er etwas herum. Erst als wir nochmal nachfragen, meint er, er habe im Auto geschlafen. Die Gästezimmer im nahegelegenen Ort direkt beim Nationalpark waren einfach viel zu teuer, so dass er sich das Geld lieber gespart hat. Das sei für ihn überhaupt kein Problem, merkt er an, darauf sei er vorbereitet, denn das kommt immer mal wieder vor. Für uns ist das für die Zukunft aber ein Grund, vor der Buchung der Hotels zu klären, ob es Fahrerunterkünfte gibt und nötigenfalls auf ein anderes Hotel auszuweichen.

Felder im ländlichen Zentralindien - Madhya-Pradesh: Landschaft
Felder im ländlichen Zentralindien Die Felder sind mit Wintergetreide bestellt. Das Grün leuchtet in der tiefstehenden Morgensonne.

Die Strecke führt durch das sehr ländliche Indien. Auf der Strecke gibt es nur wenige größere Orte. Meistens fahren wir nur durch kleine Dörfer oder sehen einzelne verstreute Häuser-Ansammlungen zwischen den endlosen Feldern. Jetzt in den Wintermonaten sind die meisten Felder mit Getreide bestellt, meint Sandeep. Das frische helle Grün leuchtet weithin in der tief stehenden Morgensonne. Im Sommer während der Monsunzeit wird dann Reis auf denselben Feldern angebaut. So haben die Menschen hier zwei Ernten im Jahr und so ein einigermaßen gesichertes Auskommen.

Indien: Traktor mit hoch beladenem Anhänger - Streetlife in Indien
Indien: Traktor mit hoch beladenem Anhänger Hoch beladen ist der Anhänger mit Getreidesäcken, dass man meint, der Traktor könne die schwere Last kaum ziehen.

Da wir schon früh losgefahren sind ist auf den Straßen kaum etwas los. Sandeep und ich flachsen - heute gehört die Straße ganz alleine uns. Damit haben wir offensichtlich ziemlich in’s Schwarze getroffen. Autos scheint es hier fernab der großen Städte nur ganz wenige zu geben. Ab und zu überholen wir mal einen der typisch indisch überladenen Trucks oder ein Motorrad – ansonsten teilen wir uns die Straße mit einigen Fahrradfahrern, Kühen und Ochsenkarren. Die Straße ist noch dazu recht gut und so kommen wir schnell voran.

Streetlife in Indien

Inderinnen mit Gras auf dem Kopf - Streetlife in Indien
Inderinnen mit Gras auf dem Kopf Große Grasbündel tragen diese Inderinnen als Viehfutter nach Hause.

Wasserbüffel ziehen Lastenkarren - Streetlife in Indien
Wasserbüffel ziehen Lastenkarren Der Platz auf der kleinen Landstraße reicht gerade einmal für die beiden Wasserbüffel und ihren Karren.

Fahrt durch das ländliche Indien - Madhya-Pradesh: Landschaft
Fahrt durch das ländliche Indien Kleine Landstraßen führen hier durch eine endlos scheinende Landschaft aus Feldern und Wäldern.

Gemeinsam trägt sich leichter und lustiger - Streetlife in Indien
Gemeinsam trägt sich leichter und lustiger Gemeinsam waren die indischen Damen unterwegs um Holz zu sammeln und ihr kostbares Sammelgut nun gemeinsam nach Hause zu tragen.

Kleines Gehöft am Straßenrand - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Kleines Gehöft am Straßenrand Im fernen Zentralindien in Madya Pradesh auf der Fahrt zwischen dem Bandhavgarh Nationalpark und Kanha Nationalpark ist es sehr ländlich.

Gegen halb drei kommen wir in der Chitvan Jungle Lodge an. Sie liegt etwa vier Kilometer in der Pufferzone, die es rund um jeden Nationalpark in Indien gibt. Die müssen sich Menschen und Wildtiere teilen. Die Lodge ist recht einfach im Vergleich zum Bhandhav Vilas Resort, aber trotzdem o.k. Mehrere Bungalow-Blocks liegen verteilt im weitläufigen Garten. Auf zwei Etagen gibt es immer vier Zimmer, die jeweils aus einer wohnzimmerähnlichen Eingangshalle, einem Schlafzimmer und dem Badezimmer bestehen.

Chitvan Jungle Lodge beim Kanha Nationalpark - Madhya-Pradesh: Essen & Schlafen
Chitvan Jungle Lodge beim Kanha Nationalpark Mehrere Bungalows liegen verteilt im weitläufigen Garten der Chitvan Jungle Lodge. Jeweils vier Zimmer sind auf zwei Etagen in einem Bungalow untergebracht.

Chitwan Jungle Lodge beim Kanha Nationalpark - Madhya-Pradesh: Essen & Schlafen
Chitwan Jungle Lodge beim Kanha Nationalpark Die Zimmer bestehen jeweils aus einer wohnzimmerähnlichen Eingangshalle, einem Schlafzimmer und einem Badezimmer.

Swimmingpool in der Chitwan Jungle Lodge beim Kanha Nationalpark - Madhya-Pradesh: Essen & Schlafen
Swimmingpool in der Chitwan Jungle Lodge beim Kanha Nationalpark Das Restaurant in der Chitwan Jungle Lodge hat eine Außenterasse direkt am Swimmingpool, wo man sehr schön sitzen kann.

Das riesige Restaurant ist in einem separaten Gebäude untergebracht und hat ein wenig Bahnhofshallen-Atmosphäre. Dafür kann man aber wunderschön draußen am Swimmingpool sitzen und das Essen ist wirklich super lecker. Außerdem gibt es hier Fahrerunterkünfte, so dass für Sandeep gesorgt ist und wir den Aufenthalt unbeschwert genießen können.


Eineinhalb Tage und drei Safaris haben wir für den Kanha Nationalpark geplant. "Same procedure as every day" trifft es am besten. Wieder Aufstehen um kurz nach fünf, kurz einen unserer geliebten indischen Chais und los. Es sind nur ca. vier rumpelige Kilometer auf einer nicht asphaltierten Straße durch ein Felder, Wiesen und ein kleines Dorf zum Mukki-Gate, unserem Einfahrtspunkt. Es ist heute noch ziemlich düster, denn der Himmel ist wolkenverhangen. Trotzdem haben Affen und Vögel bereits ihr morgentliches Dschungelkonzert angestimmt.

Safari-Jeeps im Bandhabgarh Nationalpark  - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Safari-Jeeps im Bandhabgarh Nationalpark Nur wenige westliche Touristen sind hier im zentralindischen Madhya Pradesh unterwegs. Hauptsächlich sind es indische Touristen, die hier auf Tigerpirsch sind.

Kaum eine Viertelstunde sind wir unterwegs als wir von weitem eine Ansammlung von Jeeps sehen. Alle schauen in dieselbe Richtung und fast alle haben ihre Kameras schussbereit. Natürlich steuert Sharma, unser Safari-Guide sofort dorthin. Eine Tigerin liegt – leider in ziemlich großer Entfernung - gemütlich im Gras. Zwischendurch hebt sie mal einigermaßen gelangweilt den Kopf – die zahlreichen Kameras rattern.

Tigerin im Kanha Natinoalpark - Fauna in Indien
Tigerin im Kanha Natinoalpark Ganz in der Ferne - mit dem bloßen Auge kaum sichtbar - liegt eine Tigerin im Gras. Die Lichtverhältnisse am frühen Morgen sind noch denkbar schlecht, deshalb die Bilder leider nicht ganz so gut.

Mit dem bloßen Auge ist die Tigerin so weit entfernt kaum zu erkennen. Lediglich durch die Megazooms der meisten Digitalkameras läßt sich ein Blick erhaschen. Leider ist es immer noch recht dunkel und so werden die Fotos selbst mit meiner lichtstarken Kamera ziemlich "pixelig". Trotzdem hat mich die morgentliche Tigerbegegnung sehr begeistert, so dass ich Dir die Bilder nicht vorenthalten möchte. Ich würde mich sehr über Deinen Kommentar freuen, ob Du daran interessiert bist auch solche Bilder zu sehen oder ob ich die lieber in der Zukunft nicht auf meinem Blog zeigen sollte.

Nach einiger Zeit erhebt sie sich. Oft nutzen Tiger dieselben Pfade und so bewegen sich alle Jeeps wie auf Kommando zu einem anderen bestimmten Punkt an einem Bachlauf. Und tatsächlich – schon unterwegs können wir noch einmal einen Blick auf die Tigerin erhaschen. Jetzt ist sie in Begleitung ihres zweijährigen Sohnes, der inzwischen fast größer ist als sie selbst. Auf einer Brücke über einem Bach positionieren sich die Jeeps. Nach einigen Minuten kommen die beiden - allerdings wieder in ziemlich großer Entfernung - aus dem Dickicht. Die beiden kabbeln sich spielerisch und setzen schließlich in einem gewaltigen Sprung über den Bachlauf und verschwinden wieder im Dschungel.

Zwei Tiger streunen herum in Kanha Nationalpark - Fauna in Indien
Zwei Tiger streunen herum in Kanha Nationalpark Eine Tigerin mit ihrem fast schon erwachsenen Sohn, der fast schon größer ist als sie selbst, ist auf der Pirsch im Kanha Nationalpark.

Tiger im Kanha Nationalpark im Sprung - Fauna in Indien
Tiger im Kanha Nationalpark im Sprung Mit einem gewaltigen Sprung setzen die Tigerin und ihr halberwachsener Sohn über einen kleinen Fluss im Kanha Nationalpark.

Nach einer Weile setzt sich die Sonne durch und strahlt wieder wie gewohnt von einem klar blauen Himmel. Neben den Tieren, die wir schon mehrfach bewundern durften wie Spotted Deers, Samba Deers und Dschungelkatzen sehen wir auch viele Vögel. Meine ganz große Liebe gilt dabei den Hornbills seit ich die das erste Mal vor vielen Jahren im Kaziranga Nationalpark gesehen habe. Heute haben wir das Glück ein Hornbill-Pärchen zu sehen, aber leider auch nur ganz in der Ferne. Es ist mir ein Rätsel, wie Sharma die mit dem bloßen Auge entdecken konnte.

Zwei Hornbills im Kanha Nationalpark - Fauna in Indien
Zwei Hornbills im Kanha Nationalpark Ganz in der Ferne entdeckt unser Safari-Guide im Kanha Nationalpark ein Hornbill-Pärchen. Seit einer ersten Sichtung vor vielen Jahren liebe ich die majestätischen Vögel ganz besonders.

Woodpicker im Kanha Natiionalpark - Fauna in Indien
Woodpicker im Kanha Natiionalpark Der Woodpicker-Vogel ist ein recht lustiger Geselle. Hier im Kanha Nationalpark machte er seinem Namen alle Ehre als wir ihn sahen.

Indian Roller im Kanha Nationalpark - Fauna in Indien
Indian Roller im Kanha Nationalpark Winzig klein ist der Indian Roller, aber mit seinem bunten Gefieder eine wirkliche Schönheit.

"Common Hoopoe" im Kanha Nationalpark - Fauna in Indien
"Common Hoopoe" im Kanha Nationalpark Den Common Hoopoe mit seinem braun-weiß-schwarzen Gefieder findet man relativ häufig und in vielen verschiedenen Regionen in Indien.

Seenlandschaft im Kanha Nationalpark - Madhya-Pradesh: Landschaft
Seenlandschaft im Kanha Nationalpark Idyllisch liegt dieser schöne See umrahmt von Grasland und Bäumen im Hintergrund.

Aber auch viele andere Tiere kreuzen unseren Weg. Die Sambar Deer-Mama mit ihrem Kitz überquert in aller Gemütsruhe die Jeep-Piste, beäugt uns abschätzend - kommt aber ganz offensichtlich zu dem Schluß, dass wir keine Gefahr darstellen, denn sie zieht ohne Hast oder Unruhe weiter. Mehrere Schakale kreuzen unseren Weg und schließlich sehen wir auch noch einen der sehr seltenen Barasinga Hirsche.

Samba Deer mit Kitz im Kanha Nationalpark - Fauna in Indien
Samba Deer mit Kitz im Kanha Nationalpark In aller Gemütsruhe kreuzt ein Sambar Deer mit seinem Kitz die Jeep-Piste. Sie beäugt uns abchätzend und kommt offensichtlich zu dem Schluss, dass wir keine Gefahr für sie und ihr Baby darstellen.

Schakal im Kanha Nationalpark - Fauna in Indien
Schakal im Kanha Nationalpark Ein Schakal streunt herum entlang der Jeep-Piste im Kanha Nationalpark.

Barasinga Hirsch im Kanha Nationalpark - Fauna in Indien
Barasinga Hirsch im Kanha Nationalpark Im Volksmund wird der Barasinga Hirsch auch Swamp Deer, also Sumpf-Hirsch genannt. Dieser stattliche Hirsch macht seinem Namen alle Ehre, denn er steht hier im Kanha Nationalpark mitten im Wasser.

Im Volksmund heißt der Barasinga Hirsch auch Swamp Deer, also Sumpf Hirsch. Den Namen trägt er, da er mit Vorliebe sein Futter im Sumpf bzw. im seichten Wasser sucht. Der stattliche Hirsch, den wir gesehen haben, macht seinem Namen auf jeden Fall alle Ehre. Barasinga bedeutet soviel wie zwölf Enden. Damit sind die bis zu zwölf und mehr Enden des Geweihs gemeint, das die älteren stattlichen Barasinga Hirsche mit Stolz tragen. Das Swamp Deer ist sehr, sehr selten. Diese Art ist endemisch, erzählt unserer Guide voller Stolz, die gibt es nur hier.

Dorf in der Nähe vom Kanha Nationalpark - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Dorf in der Nähe vom Kanha Nationalpark In diesem kleinen Dorf in der Nähe des Mukki-Gates des Kanha Nationalparkes lebt der Volksstamm der Gonds.

Als wir gegen Mittag den Park verlassen fragt Sharma, ob es o.k. ist, wenn er kurz im Dorf auf unserem Weg anhält. Er muss hier kurz bei einem Bekannten etwas abgeben - wir können auch gerne mitkommen. Die Gelegenheit nehmen wir natürlich gerne wahr, so einmal ein wenig Einblick zu nehmen in das dörfliche Leben. Keine Scheu, meint Sharma zu uns, als er merkte, dass wir zögerten einfach so mit ihm in ein Haus einzutreten. Hier stehen immer alle Häuser offen, erzähllt er uns, und jeder kann eintreten und ist willkommen.

Haus im Gond-Dorf beim Kanha Nationalpark - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Haus im Gond-Dorf beim Kanha Nationalpark In dem Gond-Dorf beim Kanha Nationalpark sind die meisten Häuser blau angestrichen, eine Farbe, die die Gonds sehr mögen.

Frau mit Kind im Dorf beim Kanha Nationalpark - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Frau mit Kind im Dorf beim Kanha Nationalpark Ganz herzlich werden wir von der Frau mit ihrem Kind in ihrem Haus willkommen geheißen. Gerne dürfen wir auch ein Erinnerungsfoto machen.

Küche im Haus beim Kanha Nationalpark - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Küche im Haus beim Kanha Nationalpark Die Lebensumstände in dem Dorf des Volksstammes der Gonds in der Nähe des Kanha Nationalparkes sind sehr einfach. Hier die sehr einfache Küche mit offener Feuerstelle.

Fotosession mit Schulklasse  - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Fotosession mit Schulklasse Vor der Einfahrt in den Kanha Nationalpark werden wir von einer Schulklasse auf Klassenausflug entdeckt. Nach unserer Zustimmung zu Fotografieren sind wir dicht umringt von den Jugendlichen.

Am Nachmittag stehen wir erneut in der Schlange der wartenden Jeeps, die wieder in den Nationalpark hineinfahren wollen. Wir treffen auf ein älteres Pärchen aus Australien und kommen in's Gespräch. Plötzlich werden wir dann auf einmal alle miteinander zu einem begehrten Fotomotiv. Eine Schulklasse auf Klassenausflug hat uns entdeckt und ihr Lehrer fragt uns in ganz gebrochenem Englisch, ob wir bereit sind uns mit den Kindern fotografieren zu lassen. Natürlich stimmen wir zu und schon bald ist unser Jeep komplett belagert und das Fotografierreigen beginnt.

Den Höhepunkt des Tages bietet uns jedoch Jyoti, eine etwa zehnjährige Tiger-Dame. Kurz vor der Abenddämmerung sehen wir sie von weitem gemütlich am Rande einer Lichtung entlang schleichen. Dann dreht sie auf einmal ab und läuft – immer noch ganz gemütlich  genau auf uns zu. Inzwischen sind weitere Jeeps angekommen, aber auch das stört sie nicht im geringsten. Schließlich überquert sie knapp drei Meter vor unserem Jeep die Piste und verschwindet dann wieder in aller Gemütsruhe im Dickicht des Dschungels. Was für ein Abshluss für diesen Tag".

Tigerin Jyoti im Kanha Nationalpark - Fauna in Indien
Tigerin Jyoti im Kanha Nationalpark Gemächlich kommt die Tigerin Jyoti im Kanha Nationalpark aus dem Gebüsch und geht auf die wartenden Jeeps zu.

Tigerin Jyoti im Kanha Nationalpark - Fauna in Indien
Tigerin Jyoti im Kanha Nationalpark Tigerin Jyoti kommt in aller Gemütsruhe immer mehr auf die Safari-Jeeps und die Jeep-Piste zu.

Tigerin Jyoti im Kanha Nationalpark - Fauna in Indien
Tigerin Jyoti im Kanha Nationalpark Zwischen den wartenden Jeeps überquert Tigerin Jyoti im Kanha Nationalpark die Jeep-Piste.


Affe am Baum im Kanha Nationalpark - Fauna in Indien
Affe am Baum im Kanha Nationalpark Weit und breit allein scheintsich der Affe im Regen des Kanha Nationalparkes am Baumstamm niedergelassen zu haben.

Unsere Morgensafari fällt im wahrsten Sinne des Wortes in’s Wasser. Beim Losfahren ist es wie gestern wolkig. Deshalb sind wir voller Hoffnung, dass die Sonne sich auch heute im Laufe des Morgens durchsetzen wird. Es dauert aber nicht lange bis erste zaghafte Regentropfen fallen. Vorsorglich ziehen wir unsere Regen-Capes an – keinen Moment zu früh. Kaum, dass wir uns über den zahlreichen Jackenschichten und der Decke, einigermaßen regendicht verpackt haben geht es auch schon in "Bindfäden" los. Zu sehen gibt es so gut wie nichts - außer einem Affen, der irgendwie verloren auf einem Baumstamm hockt.

Heftiger Regen im Kanha Nationalpark - Madhya-Pradesh: Land und Leute
Heftiger Regen im Kanha Nationalpark Viele Safari-Gäste im Kanha Nationalpark haben sich zum sog. "Breakfast-Point" zurückgezogen und suchen Schutz vor dem Regen.

Einige Male lauschen wir in den Wald hinein, um vielleicht irgendwo die schon bekannten Tigerwarnrufe zu hören – nichts. Nichts, außer dem Trommeln der Regentropfen auf dem Blätterdach des Dschungels. Wir beschließen zunächst zum sog. "Frühstücks-Punkt" zu fahren und unser "packed breakfast" zu verzehren. Diesen Gedanken hatten auch einige andere Safari-Gäste und so sind wir dort in bester Gesellschaft.

Regentracht im Kanha Nationalpark - IND-Blog-Bilder
Regentracht im Kanha Nationalpark "Modenschau" im Regen des Kanha Nationalparkes mit warmer Decke und Regenponcho.

Eine Besserung ist nicht in Sicht. Schließlich entscheiden wir uns die Safari abzubrechen und zum Hotel zurückzufahren. Den Fotoapparat würden wir im offenen Jeep bei diesem Wetter sowieso nicht mehr aus den einigermaßen schützenden Kamerataschen hervor holen. Außerdem scheinen die Regen-Capes auch nicht so ganz dicht zu sein. Langsam aber sicher sucht sich die Nässe ihren Weg...

Nach einer guten Stunde kommen wir endlich mit ziemlich durchnässten Hosen und Schuhen im Resort an. Wie gut, dass wir unser Reisegepäck noch nicht für die Weiterfahrt im Fahrzeug deponiert hatten. Nun heißt es erst einmal umziehen, die nassen Hosen, Schuhe und Strümpfe in Plastiktüten verpacken und dann los. Sandeep hatte uns schon vorzeitig zurückkommen gesehen und stand zur Abfahrt bereit. Im Auto drehte erst einmal die Heizung richtig auf, damit wir uns alle miteinander aufwärmen konnten.

Straßenschild beim Kanha Nationalpark - Fauna in Indien
Straßenschild beim Kanha Nationalpark In dem Gebiet rund um Indiens Nationalparks stehen auffällige knallig gelbe Schilder, die die Autofahrer zur Vorsicht vor wilden Tieren mahnen.

Es sind nur knappe 90 km nach Bhoramdeo. Es regnet immer noch in Strömen. Die ersten 20 km fahren wir auf einer kleinen einspurigen Straße auf der Grenze zwischen dem Kanha Nationalpark und der Pufferzone. Hier gelten strenge Verkehrsregeln zum Schutz von Mensch und Tier. Maximal sind 30 km/h – an einigen Stellen sogar nur 20 km/h erlaubt. Dementsprechend langsam kommen wir voran. Danach dauert es nicht lange bis wir den indischen Bundesstaat Madhya Pradesh hinter uns lassen und Chhattisgarh erreichen.

Inzwischen sind die Straßen allerdings schmaler, schlechter und staubiger bzw. durch den Regen schlammiger geworden. Teilweise fahren wir kilometerlang durch Baustellen. Bei trockenem Wetter versinkt die Umgebung augenscheinlich in einer Staubwolke - jetzt ist die Fahrt stellenweise eine wahre Schlammschlacht. Voll Bedauern denken wir an Sandeep, der das total verdreckte Fahrzeug wieder säubern muss.

Sunny und Peepti, Bhoramdeo Jungle Retreat, Chhattisgarh - Chhattisgarh: Essen & Schlafen
Sunny und Peepti, Bhoramdeo Jungle Retreat, Chhattisgarh Sunny und seine Frau Peeptie sind unglaublich gute Gastgeber im Bhoramdeo Jungle Retreat in Chhattisgarh.

Am frühen Nachmittag erreichen wir nach ca. zweieinhalb Stunden das BJR Bhoramdeo Jungle Retreat. Wir werden schon von Sunny und seiner Frau Peeptie erwartet. Der Regen hat zwar inzwischen aufgehört, aber die Wege auf dem Hotel-Gelände sind ziemlich aufgeweicht und haben sich stellenweise in kleine Seen verwandelt. Wir gehen erst einmal auf unser Zimmer. Auch Sandeep erhält hier Unterkunft und Verpflegung. Die Zimmer sind recht einfach, aber mit trotzdem geschmackvoll eingerichtet. Einen Heizlüfter gibt es leider nicht und so sehen wir kaum eine Chance unsere nasse Kleidung zu trocknen, Auf Sonne dürfen wir wohl kaum hoffen, denn die hiesige WetterApp zeigt Wolken und Regen bis zum Wochenende.

Bhoramdeo Jungle Retreat - Chhattisgarh: Essen & Schlafen
Bhoramdeo Jungle Retreat Sieben Gästezimmer sind im Bhoramdeo Jungle Retreat in zwei Gebäuden untergebracht inmitten eines lauschigen Gartens.

Doppelzimmer im Bhoramdeo Jungle Retreat - Chhattisgarh: Essen & Schlafen
Doppelzimmer im Bhoramdeo Jungle Retreat Alle sieben Gästezimmer im Bhoramdeo Jungle Retreat sind ähnlich eingerichtet. Sie sind recht schlicht, aber trotzdem geschmackvoll und gemütlich.

Aufenthalts- und Essensraum im Bhoramdeo Jungle Retreat - Chhattisgarh: Essen & Schlafen
Aufenthalts- und Essensraum im Bhoramdeo Jungle Retreat Der Aufenthalts- und Essensraum ist zum Garten hin offen, sehr rustikal, aber gleichzeitig auch sehr geschmackvoll und liebevoll dekoriert

Beim Mittagessen treffen wir Sunny und Peeptie wieder. Beide führen das BJR gemeinsam. Sunny hat lange Jahre als Guide in Zentralindien gearbeitet, erzählt er uns. Dann hat er 2004 ein Stück Land gekauft und angefangen die ersten beiden Gästezimmer zu bauen. 2012 hat er drei weitere errichtet - inzwischen sind es sieben. Außerdem gibt es einen schönen überdachten Essensplatz, eine kleine Bar, eine Bücherecke und mehrere kleine Pavillons im Garten.

Nach dem Essen ziehen wir uns erst einmal auf unser Zimmer zurück. Peeptie hat mir ihren Fön geliehen und so versuchen wir unseren nassen Sachen ein wenig zu Leibe zu rücken. Meine pitschnassen Schuhe sind mir dabei am wichtigsten. Nach einer ganzen Weile sind sie wieder in einem einigermaßen tragbaren Zustand…

Das Abendessen ist mindestens so köstlich wie das Mittagessen. Peeptie hat mithilfe von zwei jungen Frauen aus dem benachbarten Dorf selbst gekocht, denn der „Chefkoch“ hat diese Woche Urlaub. Wir sitzen noch eine Weile zusammen und wärmen uns an einem kleinen Lagerfeuer.


Der Himmel ist immer noch wolkenverhangen und es ist feucht-kalt. Wir sitzen gemütlich plaudernd beim Frühstück. Die Aloo-Gobi-Parantha,  das leckere indische Gewürzbrot gefüllt mit Kartoffeln und Blumenkohl und der hausgemachte indische Jogurt schmecken köstlich. Zaghaft brechen sich erste Sonnenstrahlen ihre Bahn. Wir schöpfen ein wenig Hoffnung.

Huhn im Bhoramdeo Jungle Retreat - IND-Blog-Bilder
Huhn im Bhoramdeo Jungle Retreat Klara ist eines von drei glücklichen Hühnern, im Bhoramdeo Jungle Retreat und gleichzeitig die Gäste mit einem Großteil der notwendigen Eier versorgen.

Idylle pur! Drei glückliche Hühner picken und gackern in der Umgebung des Essensplatzes – ein graues, ein braunes und ein weißes. Sie liefern einen Großteil der Eier, die im Bhoramdeo Jungle Retreat für die Mahlzeiten benötigt werden. Wie die drei denn heißen, fragen wir. Sie haben keine Namen, meint Peeptie. Ganz spontan wird zunächst einmal das Graue von uns mit dem Namen Klara bedacht.

Ländliches Bhoramdeo in Chhattisgarh - Chhattisgarh: Landschaft
Ländliches Bhoramdeo in Chhattisgarh Eine liebliche Landschaft aus Feldern, Dörfern und Wäldern umgibt Bhoramdeo in Chhattisgarh.

Das Bhoramdeo Jungle Retreat liegt am Rande des kleinen Ortes Kadwarkha in der Bhoramdeo Region. Vom Resort aus hat man einen herrlichen Blick über die endlosen Wiesen und Felder der Umgebung am Fuß der Maikal Hills. Vereinzelt und verstreut in dieser idyllischen Landschaft liegen weitere kleine Dörfchen. Hier leben hauptsächlich zwei Stammesvölker – die Gonds und die Baigas. Beide sind recht dunkelhäutig und bei einigen Gesichern fühlt man sich fast ein wenig an Afrika erinnert. Die Frauen beider Volksstämme sind fast ausnahmslos sehr schön und grazil.

Kühe auf Indiens Straßen - Streetlife in Indien
Kühe auf Indiens Straßen Auch Indiens Kühe sind gerne auf den Straßen unterwegs. Als heilige Tiere haben sie in Indien immer Vorfahrt.

Am Vormittag zeigt Sunny uns die Umgebung rund um das Resort. Da er hier geboren und aufgewachsen ist, kennt er „jede Nase“ und ist überall ein gern gesehener Gast. Auch westliche Reisende sind gerne gesehen und so werden wir überall sehr, sehr freundlich aufgenommen. Da Sunny nahezu alles, was er für das Resort und seine Gäste benötigt, bei den Einheimischen kauft und diese immer mit einbezieht, profitieren auch sie von seinen Gästen - auch wenn das alles mit den wenigen Zimmern nur in einem kleinen Rahmen stattfindet. Das gibt uns viel Gelegenheit ein wenig Einblick zu nehmen in das Leben der Einheimischen. 

Bunt gestrichenes Haus in Bhoramdeo, Chhattisgarh - Chhattisgarh: Land-und-Leute
Bunt gestrichenes Haus in Bhoramdeo, Chhattisgarh Eines der geschmackvollsten angestrichenen Häuser fanden wir am Ortsausgang. Die Innenhöfe der Häuser sind sehr, sehr sauber, ordentlich und aufgeräumt.

Das Leben tickt hier auf dem Land noch ganz anders, erzählt uns Sunny. Die Menschen haben noch Zeit und sie nehmen sich vor allem noch Zeit - für ihre Familie, ihre sozialen Kontakte, ihre Häuser und alles, was das Leben lebenswert macht. Ganz großen Wert legen die Menschen hier auf ein schönes Zuhause. Viele Häuser sind liebevoll und ganz geschmackvoll in verschiedenen Farben angestrichen. In den Häusern selbst und in den Innenhöfen ist es sehr, sehr ordentlich und sauber, wenn auch die Einrichtung sehr einfach ist. Die Dorfgemeinschaft wird noch groß geschrieben. Es wird gemeinsam geplaudert und gefeiert. Natürlich ist es harte Arbeit die Felder zu bestellen und die Ernte einzubringen. Trotzdem sind die meisten Menschen hier recht zufrieden und glücklich, meint Sunny. 

Beim Barbier in Bhoramdeo, Chhattisgarh - Chhattisgarh: Land-und-Leute
Beim Barbier in Bhoramdeo, Chhattisgarh Bhoramdeo ist ein kleiner Ort, in dem es sehr beschaulich zugeht. Hier hockt der Barbier mit seinem Kunden auf dem Boden direkt am Straßenrand.

Schulkinder der Primary Schule in Bhoramdeo - Chhattisgarh: Land-und-Leute
Schulkinder der Primary Schule in Bhoramdeo Die Schulkinder waren ganz begeistert als sie uns fremde sahen. Sie waren überhaupt nicht scheu und brachen, ein wenig animiert durch Sunny, in großen Begrüßungsjubel aus.

Junge Mutter mit Kind in Bhoramdeo, Chhattisgarh - Chhattisgarh: Land-und-Leute
Junge Mutter mit Kind in Bhoramdeo, Chhattisgarh Die Junge Mutter war it ihrem Kind zur öffentlichen Wasserstelle gegangen umd den kleinen seiner morgentlichen Wäsche zu unterziehen und lachte freundlich als Sie uns sah.

Auf unserem Rundgang liegen auch die drei bedeutenden Tempel von Bhoramdeo, die immer ein wenig mit den Tempeln von Khajuraho verglichen werden. Sie sind zwar nicht so über und über mit Steinreliefs verziert, aber auch hier finden wir viele erotische Darstellung, die fast noch ein wenig freizügiger wirken als die in Khajuraho. Allerdings sind die hiesigen Tempel alle noch aktiv und wichtiger Bestandteil des religiösen Lebens.

Mandawa Mahal Tempel in Bhoramdeo - Chhattisgarh: Sehenswürdigkeiten
Mandawa Mahal Tempel in Bhoramdeo Insgesamt drei Tempel gibt es in Bhoramdeo, die gerne mit den Tempeln von Khajuraho verglichen werden. Allerdings sind die Bhoramdeo Tempel alle noch aktiv.

Reliefs am Shiv Mandir Tempel in Borhamdeo - Chhattisgarh: Sehenswürdigkeiten
Reliefs am Shiv Mandir Tempel in Borhamdeo Der Shiv Mandir Tempel ist der größte und am besten erhaltene der drei Bhoramdeo Tempel. die Steinreliefs sind sehr beeindruckend.

Shiv Mandir Tempel in Bhoramdeo - Chhattisgarh: Sehenswürdigkeiten
Shiv Mandir Tempel in Bhoramdeo Der Shiv Mandir Tempel ist der größte und bedeutendste der drei Bhoramdeo Tempel und liegt idyllisch an einem See mitten im Ort. Hier findet jeden Abend eine Zeremonie statt.

Am Nachmittag fahren wir in das ca. 40 km entfernte Bodla zum Wochenmarkt. In jedem größeren Ort gibt ein einmal in der Woche einen großen Markt, und zwar immer am Nachmittag. Ein junger Guide vom Bhoramdeo Jungle Retreat begleitet uns und weist Sandeep den Weg. Wir fahren einige "Schleichwege" über winzige Sträßchen durch eine endlose Landschaft aus Wiesen und Feldern. Weit verstreut kommen wir an einigen Gehöfte und kleinen Dörfchen vorbei. Auf dem Markt herrscht schon reges Treiben.

Wochenmarkt Bodla - neugierige Blicke - Chhattisgarh: Land-und-Leute
Wochenmarkt Bodla - neugierige Blicke Neugierige Blicke folgen uns fast auf Schritt und Tritt auf dem lebhaften und bunten Wochenmarkt in Bodla bei Bhoramdeo.

Wochenmarkt in Bodla bei Bhoramdeo - Chhattisgarh: Land-und-Leute
Wochenmarkt in Bodla bei Bhoramdeo Als wir in Bodla ankommen ist schon richtig was los auf dem Wochenmarkt. Die Menschen aus der ganzen Umgebung sind hierher gekommen.

Wie es scheint sind wir eine ziemliche Attraktion hier. Neugierige Blicke folgen uns nahezu überall. Das Smartphone ist hier noch nicht ganz so verbreitet – aber wer eins hat versucht ein Foto von uns zu ergattern oder noch besser ein Selfie mit uns zu machen. So ist es natürlich auch für uns recht leicht Fotos zu machen.

Verkäuferin auf dem Wochenmarkt in Bodla, Bhoramdeo - Chhattisgarh: Land-und-Leute
Verkäuferin auf dem Wochenmarkt in Bodla, Bhoramdeo Die Menschen auf dem Wochenmarkt in Bodla etwa 40 km von Bhoramdeo entfernt, sind unglaublich freundlich. Auch diese Verkäuferin schenkt uns ein strahlendes Lächeln.

Fotoschau und Staunen in Bodla auf dem Wochenmarkt - Chhattisgarh: Land-und-Leute
Fotoschau und Staunen in Bodla auf dem Wochenmarkt Mit großer Freude schauen sich die beiden Frauen auf dem Wochenmarkt in Bodla die Bilder auf dem Display meiner Kamera an.

Strahlende Verkäuferin auf dem Wochenmarkt in Bodla bei Bhoramdeo - Chhattisgarh: Land-und-Leute
Strahlende Verkäuferin auf dem Wochenmarkt in Bodla bei Bhoramdeo Nachdem sie das schöne Foto von ihrer Standnachbarin auf dem Wochenmarkt in Bodla gesehen hat, möchten die anderen auch gerne fotografiert werden.

Wir kaufen einige Gewürze und versuchen uns an einem Imbiss-Stand, an dem Pakoras ganz frisch zubereitet werden. Zehn Rupien kostet eine Portion. Die Mini-Pakoras bestehen nur aus Gewürzteig und wurden ohne Gemüse frittiert. Trotzdem sind sie köstlich.

Gebetszeremonie im Bhoramdeo Tempel - Chhattisgarh: Land-und-Leute
Gebetszeremonie im Bhoramdeo Tempel Jeden Abend findet im Haupttempel von Bhoramdeo eine Zeremonie statt, die von einem Priester zelebriert wird. Die Menschen bringen Opfergaben.

Gerade noch pünktlich sind wir zurück in Bhoramdeo, um im großen Tempel der Abendzeremonie beizuwohnen. Anscheinend hat Sunny uns schon angekündigt, denn wir werden vom Priester direkt begrüßt und gebeten näherzukommen. Wir sollen uns direkt neben dem hochverehrten Shiva Lingam niederlassen. Gleichzeitig bezieht er uns in die sehr stimmungsvolle Zeremonie  mit ein. Zum Schluss erhalten wir noch die für diese Zeremonie üblichen Freundschaftsbändchen.

Zu Fuß gehen wir zurück zum Bhoramdeo Jungle Retreat, wo das Abendessen schon auf uns wartet. Es gibt wunderbar leckeres Chicken Curry. Das ist doch hoffentlich nicht Klara, flachsen wir! Nein, flachst Sunny zurück - jetzt, wo Klara einen Namen hat können wir sie nicht mehr essen. Ganz flugs beschließen wir, auch den beiden anderen das Leben zu retten und taufen sie Luise und Martha.


Heute sind wir mit Sagar und Sandeep unterwegs. Sagar ist Englischlehrer an einer der Dorfgrundschulen in Bhoramdeo. Er fährt mit uns zu einigen der umliegenden Stammesdörfer der Gonds und der Baigas.

Frau vom Stamm der Baigas in Chhattisgarh - Chhattisgarh: Land-und-Leute
Frau vom Stamm der Baigas in Chhattisgarh Ganz typisch für die Frauen vom Baiga-Stamm sind die Tätowierungen auf der Stirn und der Ohrschmuck.

Der Stamm der Baigas ist bekannt für seine Tätowierungen. Jedes Mädchen, das zur Frau wird, erhält eine erste auf der Stirn, die sie voller Stolz trägt. Ohne dieses erste Tatoo ist es nach alter Stammessitte sehr schwer für sie einen Mann zu finden. Mit jedem weiteren Lebensabschnitt wird die Stirn-Tätowierung dann ergänzt – z. B. wenn sie heiratet oder ihr erstes Kind bekommt. Weitere, sehr viel großflächigere Tätowierungen kommen dann oft im Laufe des Lebens an den Armen und Beinen hinzu.

Mann vom Baiga-Stamm in Chhattisgarh - Chhattisgarh: Land-und-Leute
Mann vom Baiga-Stamm in Chhattisgarh Viele Männer vom Baiga-Stamm tragen noch heute voller Stolz langes Haar, das um den Kopf herum geschlungen und mit einem Tuch fixiert wird.

Nach alter Baiga-Tradition tragen viele der Männer auch heute noch lange Haare. Die werden um den Kopf herum gewunden und vorne vor der Stirn zu einem Knoten gedreht. Das ganze wird dann mit einem Tuch fixiert. Viele Männer wollen damit auch äußerlich zeigen, dass sie zum Volk der Baigas gehören. Aus Naturverbundenheit sind die Baigas hauptsächlich Jäger und Sammler. Das Pflügen halten sie aus alter Tradition für eine Verletzung von Mutter Erde, deren Brust man nicht mit einem Pflug zerkratzten sollte.

Dorf der Baigas und Gonds in Chhattisgarh - Chhattisgarh: Land-und-Leute
Dorf der Baigas und Gonds in Chhattisgarh In diesem etwas größeren Dorf bei Bhoramdeo legen Baigas und Gonds miteinander.

In einem etwas größeren Dorf machen wir einen kleinen Spaziergang. Hier leben Gonds und Baigas miteinander. Die Häuser und die Straßen sind auch hier recht gepflegt. Wir besuchen das alte Festungsgebäude. Hier hatten in Kolonialzeiten die Engländer ihren Stützpunkt. Heutzutage sind nur noch die ersten beiden Stockwerke einigermaßen intakt. Wir klettern auf das Dach des obersten Stockwerkes und genießen den wirklich schönen Blick über das Dorf.

Im unteren Geschoss ist heute ein kleiner Baiga-Tempel untergebracht. Auch der dazugehörige Priester hat hier einen kleinen Raum als Unterkunft. Gerne zeigt er uns gegen eine kleine Spende für den Tempel die beiden Tempelräume. Die Wände sind mit beeindruckenden ganz traditionellen Baiga-Wandmalereien geschmückt. Die erinnern ein wenig an „naive Malerei“ und geben Einblick in die Gedanken- und Götterwelt der Baigas, die ein wenig der der Hindus ähnelt.

Traditioneller Baiga-Tempel in Bhoramdeo - Chhattisgarh: Land-und-Leute
Traditioneller Baiga-Tempel in Bhoramdeo Der Tempelraum ist mit beeindruckenden farbintensiven Wandmalereien geschmückt.

Baiga-Tempel in Bhoramdeo - Chhattisgarh: Land-und-Leute
Baiga-Tempel in Bhoramdeo Neben den Wandmalereien gibt es in dem Baiga Tempel eine Vielzahl von Ritualgegenständen und Götterbildnissen.

In einigen Wandnischen sehen wir Ritualgegenstände, deren Gebrauch uns der Prister ausführlich erklärt. Wir lauschen gerne der Baiga-Sprache, die sich so ganz anders anhört als das übliche Hindi. Sagar übersetzt das ganze. Später gesellt sich noch ein junger Baiga-Mann zu uns. Der Prister stellt ihn uns als den gewählten Vertreter und Sprecher der Baigas vor, der mal schauen wollte, wer denn da im Dorf unterwegs ist.

Nische im Baiga-Tempel in Bhoramdeo - Chhattisgarh: Land-und-Leute
Nische im Baiga-Tempel in Bhoramdeo In den dicken Wänden sind Nischen eingelassen, in denen Ritualgegenstände untergebracht sind.

Baiga-Prister im Dorf in Bhoramdeo - Chhattisgarh: Land-und-Leute
Baiga-Prister im Dorf in Bhoramdeo Oft haben auch die Baiga-Priester Tätowierungen - hier ganz traditionell auf der Stirn.

Dorfsprecher der Baigas in Bhoramdeo - Chhattisgarh: Land-und-Leute
Dorfsprecher der Baigas in Bhoramdeo Neugierig gesellt sich der Vertreter und Sprecher der Baigas zu uns während wir den Tempel besuchen.

Zusammen mit Sagar besuchen wir die örtliche Grundschule. Sandeep schießt sich uns an, denn es ist auch für ihn das erste Mal, dass er als Fahrer in dieser Gegend unterwegs ist. Da das Wetter einigermaßen trocken und nicht zu sonnig und heiß ist findet der Unterricht heute auf dem Schulhof statt. Dort haben sich die Schüler auf Sitzkissen niedergelassen.

Baiga-Schule in Bhoramdeo - Chhattisgarh: Land-und-Leute
Baiga-Schule in Bhoramdeo Bei guten Wetter, wenn die Sonne nicht zu heiß vom Himmel brennt, lernen die Kinder gerne draußen im Schulhof.

Als wir den Hof betreten sind die Kinder erst einmal ziemlich schüchtern. Sagar zeigt sogleich, dass er mit „Leib und Seele“ Lehrer ist, denn er erklärt den Kindern wer wir sind und woher wir kommen. Da tauen die Kleinen ein wenig auf und die Neugier siegt. Besonders die Mädchen versuchen sich – immer noch ein wenig zaghaft – mit ihren ersten Englischkenntnissen. Die Freude ist groß als sie merken, dass sie sich mit den gelernten Worten tatsächlich verständlich machen können und sogar Antwort erhalten.

Schülerinnen im Baiga-Dorf in Bhoramdeo - Chhattisgarh: Land-und-Leute
Schülerinnen im Baiga-Dorf in Bhoramdeo Nach einer Weile legen die Baiga-Mädchen ihre Scheu ab, kommen ein wenig näher und versuchen sich mit uns auf Englisch zu unterhalten.

Schließlich fordert ihr Lehrer sie auf, dass sie uns doch mal ihre gelernten englischen Gedichte aufsagen. Ein erstes Mädel tritt hervor und wir haben viel Spaß dem Kindergedicht zu lausen. Natürlich werden sie und ihr Gedicht mit großem Applaus bedacht. Und so tritt ein Mädchen nach dem anderen ganz bescheiden und doch mit einem gesunden Selbstbewußtsein hervor... Von den Jungs der Klasse scheint sich keiner zu trauen – die Mädels sind hier ganz offensichtlich um einiges forscher.

Klassenraum im Baiga-Dorf in Bhoramdeo - Chhattisgarh: Land-und-Leute
Klassenraum im Baiga-Dorf in Bhoramdeo Die Klassenräume sind sehr, sehr einfach ausgestattet mit einer großen Bodenmatte zum Sitzen für die Kinder, einer Tafel und Stühlen für die Lehrer.

Wir dürfen uns die Klassenräume anschauen. Außer einer großen Schreibtafel an der Wand, einem Tisch und zwei Stühlen für die Lehrer gibt es kein Mobiliar. Die Kinder sitzen hier auf Planen und Decken auf dem Fußboden. Auch die zur Schule gehörende Küche ist sehr einfach. Hier sind zwei Köchinnen emsig beschäftigt, das Mittagessen für die Kinder vorzubereiten.

Inderin mit Kopflast auf dem Fahrrad - Streetlife in Indien
Inderin mit Kopflast auf dem Fahrrad Unglaublich mit welcher scheinbaren Leichtigkeit der Radfahrer mit der Dame seines Herzens auf dem Gepäckträger mit der Last auf dem Kopf unterwegs ist.

Inzwischen zeigt der indische Staat sehr viel Initiative, einen Anreiz für die Eltern zu schaffen, ihre Kinder zur Schule zu schicken. Besonders in den ländlichen Gebieten ist das immer noch keine Selbstverständlichkeit. Oft müssen die Kinder bei der Feldarbeit helfen oder beim Hüten der Tiere oder ihrer kleinen Geschwister. Deshalb gibt es für jedes Kind in der Schule ein ordentliches Mittagessen. Außerdem erhält jedes Kind für Zuhause wöchentlich Reis, Linsen und weitere Lebensmittel. Wenn dann die Entscheidung ansteht, ob ein Mädchen eine der weiterführenden Klassen der oberen Stufen besuchen darf, erhält es ein Fahrrad. Das ist für viele einheimische Familien ein wirklich großer Anreiz, denn manche können sich selbst das kaum leisten.

Auf dem Rückweg zum Auto schaut Sandeep sehr nachdenklich. Auf meine Frage hin sagt er traurig, dass die Lebensumstände hier noch wirklich sehr, sehr einfach sind. So einfach war es bei mir zuhause im Dorf als ich noch ein Kind war vor über zwanzig Jahren, meinte er.

Am Nachmittag fahren wir nach Chilpi zum Wochenmark. Hierher kommen traditionell viele der Baigas und Gonds. Wir schlendern gemütlich über das Marktgelände. Es gibt alles, was man zum Leben und Arbeiten braucht, denn weit und breit sind die Wochenmärkte bis heute nahezu die einzige Einkaufsmöglichkeit. Gleichzeitig sind die Märkte immer auch beliebte Treffpunkte, um die neuesten Neuigkeiten mit den teilweise weit entfernt lebenden Nachbarn auszutauschen.

Wochenmarkt in Chilpi, Bhoramdeo, Chhattisgarh - Chhattisgarh: Land-und-Leute
Wochenmarkt in Chilpi, Bhoramdeo, Chhattisgarh Lebhaftes Treiben herrscht schon am frühen Nachittag auf dem Wochenmarkt in Chilpi. Hier her kommen traditionell auch viele Stammesangehörgie der Baigas und Gonds.

Zwei Baiga-Ladies auf dem Wochenmarkt - Chhattisgarh: Land-und-Leute
Zwei Baiga-Ladies auf dem Wochenmarkt Die beiden Baiga-Ladies haben Tätowierungen auf der Stirn, tragen den sehr beliebten Ohrschmuck. Die linke Lady trägt zudem den klassischen Silberreif um den Hals, der unter ihrem Schultertuch ein wenig hervor blinzelt.

Auch hier werden wir neugierig beobachtet. Fast ungläubig schaut man uns an, als wir an einem der Stände Samosas (indische Teigtaschen gefüllt mit würzigen Kartoffeln und Erbsen) kaufen und die dann auch noch gleich an Ort und Stelle mit großem Genuss verzehren.

Baiga-Lady ganz traditionell - Chhattisgarh: Land-und-Leute
Baiga-Lady ganz traditionell Diese Baiga-Lady kommt augenscheinlich noch aus einem recht abgelegenen Dorf und kleidet sich noch sehr traditionell mit Wickeltüchern.

Chhattisgarh: Land-und-Leute

Marktverkäuferin, Chilpi, Bhoramdeo, Chhattisgarh - Chhattisgarh: Land-und-Leute
Marktverkäuferin, Chilpi, Bhoramdeo, Chhattisgarh Ganz überrascht war die Marktverkäuferin als sie uns sah. Sie meinte, sie habe uns doch schon gestern in Bodla gesehen.


Irgendwann im Laufe der Nacht beginnt es wieder zu regnen – unaufhörlich und ziemlich heftig. Am Morgen regnet es noch immer. Garten und Wege haben sich wieder in kleine Seen verwandelt. So tapsen wir vorsichtig von „Insel“ zu „Insel“ zwischen diesen Seen auf dem Weg zum Frühstück. Bei dem Wetter braucht ihr nicht zum Wochenmarkt nach Taragaon zu fahren, meint Sunny. Da gehen die meisten Einheimischen bei diesem Wetter nicht hin...

So lassen wir es am Morgen ruhig angehen und fahren am Nachmittag direkt von Bhoramdeo nach Raipur zum Flughafen. Es regnet immer noch ununterbrochen. Erst kurz vor Raipur wird das Wetter wieder etwas freundlicher. Am Flughafen heißt es nun nach über zwei Wochen Abschied nehmen von Sandeep. Er war uns ein wirklich toller Begleiter und Fahrer. Der Abschied fällt uns einigermaßen schwer, denn inzwischen ist uns Sandeep schon fast ein Freund geworden.

Auf den langen Fahrten haben wir uns viel unterhalten und einiges voneinander erfahren. Sein Englisch hat er sich selbst beigebracht – Stück für Stück im Gespräch mit seinen Fahrgästen. Er lebt mit seiner Familie etwa 200 km nördlich von Delhi in einem kleinen Dorf. Gemeinsam bewirtschaften sie eine Farm. Ganz stolz hat er uns erzählt, dass er sechs Wasserbüffel hat – schon fast ein kleiner Reichtum! Die geben sehr viel bessere und gehaltvollere Milch als Kühe, meinte er, entsprechend teurer kann er die Milch auch verkaufen. Außerdem werden zweimal im Jahr die Felder bestellt – in der Trockenzeit im Winter mit Getreide und im Sommer während der Monsunzeit mit Reis. Das Fahren ist ein guter Nebenverdienst für ihn und seine Familie, auch wenn er manchmal viele Wochen unterwegs ist – aber leider nur während weniger Monate im Jahr zwischen Oktober und März während der besten Reisezeit. Voller Stolz hatte er uns einige Bilder gezeigt, die er mit seinem Smartphone gemacht hatte…

Um Viertel vor sieben geht unser Flug nach Delhi, wo wir pünktlich am Terminal 3 des Flughafens landen. Hier starten und landen ausschließlich innerindische Flüge und so müssen wir zum Termnal 2, zu den internationalen Flügen wechseln. Alles ist sehr gut ausgeschiildert und so dauert der Terminalwechsel kaum 10 Minuten zu Fuß. Am Lufthansa-Schalter werden wir ganz flugs unser Gepäck los und machen uns auf den Weg zum Ausreiseschalter. Die Schlange ist unendlich lang, aber da alle Schalter geöffnet sind geht es flott voran. Ehe wir uns versehen sind wir schon aus Indien ausgereist. Nach der Handgepäckskontrolle geht es zum Flieger in Richtung Frankfurt.

  • Passwort vergessen?
  • Benutzername vergessen?
© dTW-OK 2018 - 2025
nach oben
  • Startseite
  • Sitemap
  • Kontakt
  • Datenschutzerklärung