Schon damals nach meiner ersten Bhutan-Reise in 2005 stand fest, dass ich unbedingt noch einmal dorthin reisen wollte. Insbesondere der Osten des Landes interesierte mich, der bis zu dieser Zeit noch kaum von Touristen besucht wurde. Nie hätte ich gedacht, dass es dreizehn lange Jahre dauern sollte bis ich meinen Traum 2018 endlich verwirklichen konnte.
Für meine zweite Reise nach Bhutan ist die Wunschliste der Besuche und Besichtigungen lang, so dass es gar nicht so einfach war, alles in vier Wochen unterzubringen. Ich will unbedingt zwei kleinere Trekkingtouren machen, die mich schon seit langem interessierten und auch noch einige Regionen etwas abseits der üblichen Touristenrouten besuchen wie z.B. das Lhuentse-Tal, das zu einem der entlegensten in Bhutan gehört.
Ein ganz große Highlight ist für mich gegen Ende der Reise im Osten von Bhutan. Die Maskentänze während des Klosterfestes im Innenhof des Lhuentse Klosters sind sehr beeindruckend und so kehre ich nach vier Wochen mit vielen schönen Erlebnissen und mindestens ebenso vielen Fotos zurück, um das alles mit Euch hier zu teilen.
Es ist ein weiter, aber sehr lohnenswerter Weg nach Bhutan...
Mindestens einmal Umsteigen - je nach Flugverbindungen sogar zweimal bis man am Ziel ist. Ich hatte für mich einen Flug mit Lufthansa nach Delhi gewählt und von dort aus weiter mit Bhutan Airlines nach Paro. Ich wollte auf keinen Fall in Delhi oder irgendeiner anderen Zwischenstation übernachten und dadurch einen Tag verlieren. Da habe ich lieber 10 Stunden Umsteigezeit in Delhi in Kauf genommen. Auf meinem Info-Blog über Bhutan findest Du ausführliche Informationen zu den Anreisemöglichkeiten nach Bhutan.
So kann ich in Delhi am Flughafen in aller Ruhe die Einreiseformalitäten vornehmen und mein Gepäck vom Band holen. Das dauert am Indhira Ghandi Flughafen ganz schnell mal 2-3 Stunden. Jetzt, wo ich viel Zeit habe, klappt natürlich alles recht flott. Ganz früh bin ich am Bhutan Airlines-Schalter. Ich will bei den ersten sein, die einchecken, denn ich möchte unbedingt einen Platz auf der linken Seite im Flieger ergattern. Leider ist es bei Bhutan Airlines nicht möglich vorab Plätze zu reservieren. Da hilft wirklich nur frühzeitig am am Schalter zu sein.
Es ist herrlich, wenn ich schon aus dem Flieger die Sicht auf die Eisriesen des Himalaya genießen kann. Dieser Flug von Delhi über Kathmandu nach Paro gehört für mich zu einem der schönsten, die ich bisher gemacht habe. Ganz besonders die Strecke von Kathmandu nach Paro! Die Flugroute führt recht dicht entlang der Himalaya-Kette und bietet bei klarem Wetter fantastische Ausblicke.
Es ist schon später am Nachmittag und die tief stehende Sonne taucht die Eisriesen des Himalaya in ein intensives Licht. Nach einer knappen Stunde biegen wir in Richtung Norden ab. Im Sinkflug geht es hinein in das Paro-Tal. Dann noch eine enge 180-Grad-Kehre und in südlicher Richtung geht es auf die Landebahn in Paro zu. Es ist ein wirklich unglaublicher Flug.
Im Flughafengebäude geht alles ganz schnell. Die Einreiseformalitäten sind unbürokratisch und auch das Gepäck steht schon bereit. Vor dem Flughafengebäude steht schon ein netter Herr, der ein Schild mit "Gaby" hochhält. Es ist Thinley, der Guide, mit dem ich in den nächsten Wochen unterwegs sein werde. Auf Anhieb verstehen wir uns gut. Schon auf der kurzen Fahrt zum Hotel haben wir jede Menge Gesprächsthemen. An der Rezeption des Zhiwaling Hotels erhalte ich neben meinem Zimmerschlüssen ungefragt auch gleich den Wifi-Zugangs-Code. Wir vereinbaren uns noch kurz für morgen früh, einem kurzen Snack im Hotelrestaurant und ich falle hundemüde in mein urgemütliches Bett.
Die Sonne strahlt von einem tiefblauen Himmel. Da kann es am Morgen gar nicht früh genug losgehen. Thinley und Sangey, unser Fahrer, warten schon um 8:00 Uhr in der Lobby des Hotels auf mich. Eigentlich wäre jetzt erst einmal Geldtauschen angesagt, um mich mit bhutanischen Ngultrums zu versorgen, aber das muss noch ein wenig warten, denn heute ist Sonntag und die Geschäfte machen - wenn überhaupt - erst sehr viel später auf. Deshalb schaue ich mir erst einmal das sehr interessante Nationalmuseum an und danach die imposante Festung des Paro Dzong, die hoch über dem Paro-Tal thront.
Auf einem schönen Spaziergang mit toller Aussicht auf das Paro-Tal geht hinunter zur letzten noch erhaltenen Holzbrücke, die über den Paro Chhu-Fluss führt.
Sehr beeindruckt hat mich der Drakha Dzong in einem Seitental. Wie das sehr viel bekanntere Tigernest klebt das Kloster hoch über dem Tal an einer Felswand. Allerdings wird es sehr viel weniger von Touristen besucht. Dabei war es dieses Kloster, das zum ersten Mal im 13. Jhd. Maskentänze aufführte. Die wurden zum Vorbild für die Klosterfeste, die heute in nahezu jedem bhutanischen Kloster ein bis zweimal im Jahr stattfinden.
In Paro ist heute richtig was los. Am Wochenende findet hier der örtliche Wochenmarkt statt und die Bewohner der ganzen Umgebung nutzen die Gelegenheit ihre Wocheneinkäufe zu erledigen. Bei so einer Gelegenheit müssen wir sogar in Bhutan auf Parkplatzsuche gehen und fahren eine ganze Weile durch den Ort bis wir endlich fündig werden.
Mein erster Tag in Bhutan ist unglaublich schnell verflogen. Nach einem frühen Abendessen in einem netten kleinen Restaurant und einem kurzen Besuch im Dungtse Lakhang sowie dem Kyichu Lakhang versinkt die Sonne bereits gegen halb fünf hinter den Bergen, die das Paro-Tal umgeben. Dann wird es auch gleich ganz schnell kalt und es wird ziemlich schnell dunkel. Ende November sind dieTage schon recht kurz und die Temperaturen fallen am Abend und während der Nacht schon bis auf den Gefrierpunkt.
Auf die heutige Fahrt von Paro in's Nachbartal, das Haa-Tal, habe ich mich schon seit Tagen gefreut. Dabei geht es über den höchsten befahrbaren Pass in Bhutan, den fast 3.900 m hohen Chele La. Von dort oben soll der Ausblick auf die schneebedeckten Eisriesen des Himalaya ganz besonders grandios sein. Gottseidank strahlt auch heute die Sonne wieder von einem klar blauen Himmel, so dass die Erwartung weiter steigt. Thinley und Sangey holen mich schon kurz vor acht Uhr vom Hotel ab und los geht die Fahrt - in engen Serpentinen windet sich die einspurige Straße dem Pass entgegen.
Kurz bevor wir den Pass erreichen machen wir noch einen Abstecher zum Kila Nonnenkloster, das nur über eine ziemlich abenteuerliche Piste zu erreichen ist. Auch dieses Kloster klebt hoch oben am Felsen und soll das erste Nonnenkloster in Bhutan gewesen sein und aus dem 13. Jhd. stammen.
Nach dem Besuch des Klosters macht Thinley einen Vorschlag - ob ich nicht Lust auf eine Wanderung hätte - aber klar doch! Immer! Es gibt da einen Weg hinauf auf den Bergrücken hoch über dem Kloster und von dort aus geht es über eine Hochebenen und entlang eines lang gezogenen Bergrückens bis zum Chele La-Pass. Von der Strecke unterwegs sollen die Ausblicke auf den Himalaya noch viel besser sein als vom Pass selbst. Das verlockt mich gewaltig und etwa vier bis fünf Kilometer und voraussichtlich drei bis drei-einhalb Stunden Gehzeit hören sich ganz moderat an... allerdings sei das ganze lt. Thinley kein Spaziergang, denn die Auf- und Abstiege seien schon recht steil und es kommt so einiges an zusammen...
Die Erfahrung habe ich dann schneller gemacht als mir lieb war. Vor allem hatte ich es ein unterschätzt, dass das Kloster schon auf einer Höhe von ca. 3.500 m liegt und wir noch bestimmt 500 m aufgestiegen sind - und das alles mal so eben und ohne jegliche Höhenakklimatisierung. Das hat mich dann auch einige Anstrengung gekostet. Kommt dazu, das der schattige Weg den Berg hinauf stellenweise noch verschneit oder sogar vereist war. Das hat das ganze noch anstrengender gemacht.
Was für Ausblicke!
Die waren wirklich fantastisch und die Mühe allemal wert. Auf meinem Bhutan Info-Blog findest Du eine ganze Auswahl von Tageswanderungen in der Umgebung von Paro , darunter auch zu dieser Tageswanderung vom Kila Nonnenkloster zum Chele La Pass
Trotzdem bin ich wirklich froh, als die Wanderung geschafft ist. Anstelle von drei bis drei-einhalb Stunden sind wir mehr als 6 Stunden unterwegs, wenn man alle Pausen und Fotostopps mit zählt. So kommen wir erst kurz vor Einbruck der Dunkelheit auf dem Chele La-Pass an, wo Sangey schon sorgenvoll auf uns wartet. Bei der Fahrt vom Pass hinunter in's Haa-Tal ist es ganz schnell "stickeduster". So hat Sangey gleich Gelegenheit zu beweisen, dass er trotz seiner jungen Jahre, ein hervorragender Fahrer er ist, denn so ganz "ohne" ist die Strecke hinunter vom Pass nicht.
Für das Haa-Tal hatte ich einen ganzen Tag eingeplant. Hier ist es noch sehr viel ländlicher und ursprünglicher als im benachbarten Paro-Tal - und dass, obwohl die beiden Täler nur durch einen Bergrücken voneinander getrennt sind. Für Touristen ist das Haa-Tal erst seit einigen Jahren geöffnet, aber bisher kommen nur wenige hier her. Gemeinsam mit Thinley und Sangey war es eine Freude einige der schönen und noch sehr ursprünglichen Dörfer in der Umgebung zu erkunden.
Die natürliche Freundlichkeit der Menschen hat mich dabei am meisten berührt. Eine ältere Bhutanerin kam gleich ganz neugierig aus dem Haus als sie uns sah und hat uns eingeladen herein zu kommen. Eine andere Bhutanerin kam sogleich mit ihrem kleinen Sohn herbei, um uns zu begrüßen und kaum einige Schritte weiter wurde uns voller Stolz das neue Gewächshaus gezeigt, in dem selbst jetzt in den kalten Monaten noch Gemüse wächst. Als wir uns dann verabschiedet hatten kommt sie noch hinter uns her und beschenkt uns mit einigen Äpfeln aus ihrem Garten.
Der erlebnisreiche Tag ist schon wieder sooo schnell vorbei! Zurück im Hotel dürfen wir uns auch schon um die Vorbereitungen für unsere drei-tägige Trekkingtour beginnen, zu der wir morgen aufbrechen wollen.
Für die nächsten drei Tage ist eine Trekkingtour vom Haa-Tal über den ca. 3.800 m hohen Sage La-Pass in's Paro Tal geplant. Ganz bewußt habe ich mir zum Einlaufen diese einfache Trekkingtour ausgewählt. Auf meinem Info-Blog über Bhutan findest Du übrigens eine große Auswahl an schönen Trekkingtouren in allen Schwierigkeitsstufen (Die Infos zum Sage-La-Trek findest Du unter den einfachen Trekkingtouren.) Ganz früh am Morgen fahren wir mit reduziertem Gepäck zum Startpunkt des Trekkings in einem kleinen nörlichen Ausläufer des Haa-Tales. Die erst vor einiger Zeit gebaute Straße führt bis fast zum Dorf Talung. Hier warten bereits die Packtiere und "Horsemen" auf uns. Die komplette Ausrüstung für unser Zelttrekking wird auf die Tiere gepackt - insbesondere die Zelte - Kochzelt, Schlafzelt für die Mannschaft, Schlafzelt für mich und Toilettenzelt sowie das persönliche Gepäck aller Teilnehmer.
Für den ersten Tag sind gemütliche 6 km geplant, die uns von ca. 2.900 m auf 3.300 m hinauf führen. Die Strecke bietet schöne Ausblicke über kleine Dörfer wie z.B. Thalung und hinunter in das Haa-Tal. Auf etwas größerer Höhe angelangt begegnen wir einer Yak-Herde. In respektvollem Abstand überqueren wir die Lichtung, auf der die Tiere grasen.
Die Wege sind sehr angenehm zu gehen und auch nicht wirklich steil. Allerdings müssen wir immer wieder kleine Bäche überqueren, in deren Umgebung es etwas morastich ist. Aber schon nach ca. 4 Stunden erreichen wir eine schöne von Wald umgebene Lichtung. Als wir ankommen ist das Lager schon fast fertig aufgeschlagen. Herrlich, dass wir noch ein paar Stunden die wärmende Sonne genießen können. Sobald die Sonne hinter den Bergen verschwindet wird es allerdings direkt wieder sehr kalt. Die Temperaturen fallen schnell auf den Gefrierpunkt, so dass ich froh bin, dass ich meinen warmen Schlafsack für die Zelt-Übernachtungen mitgenommen habe. Der würde mich im Notfall auch bei -10 Grad noch einnigermaßen warm halten.
Das Essenszelt steht ganz nah am Küchenzelt. Allerdings habe ich nicht wirklich Lust dort alleine mein Abendessen zu verspeisen. Deshalb gehe ich mich lieber sogleich zur Trekking-Mannschaft, die es sich im Küchenzelt gemütich gemacht hat. Hier ist es durch das Kochen etwas wärmer und vor allem viel geselliger.
Der heutige Tag wird um eingiges "kerniger" als gestern. Gut 400 Höhenmeter Aufstieg wollen überwunden werden. es geht steil bergauf - die Wege sind aber immer noch sehr angenehm zu gehen. Der Weg führt durch einen lichten Bergurwald, der immer wieder von sonnigen kleinen Lichtungen unterbrochen ist, die den Blick freigeben hinunter auf das Haa-Tal. Nach zwei Stunden ist es geschafft und die flatternden Gebetsfahnen des Sage La-Passes begrüßen uns auf knapp 3.800 m.
Was für ein Ausblick von hier oben!
Der schneebedeckte Jomolhari ist mit über 7.000 m der zweithöchste Berg in Bhutan und auch einge Nachbarberge präsentieren sich grandios. Hier bleiben wir eine ganze Weile und gönnen sowohl uns als auch den Packtieren eine Verschnaufpause in der wunderbar wärmenden Sonne.
Aber dann drängt doch die Zeit ein wenig. Der Weg hinunter in Richtung Paro-Tal ist um einiges schwieriger. Er schlängelt sich durch einen schönen dichten Bergurwald, wie man ihn nur noch selten findet. Aber dafür habe ich leider nur wenig Augen. In Serpentinen geht es den recht steilen Berghang hinunter... um einiges steiler als beim Aufstieg auf der Haa-Tal-Seite. Dabei ist der Weg größtenteils mit mit großen von Wind und Wetter rund geschliffenen Steinen übersät. Das macht das ganze noch einmal anstrengender und schwieriger. Für die ca. 400 Höhenmeter hinunter brauchen wir deshalb auch gleich gut 4 Stunden. Mit dem Balancieren über die rundgewaschenen Steine tue ich mich arg schwer. Ich bin froh, daß ich auf "vier Beinen" unterwegs sein kann - meine beiden Gehstöcke tun bei dem steilen Abstieg gute Dienste. Trotzdem bin ich ziemlich "fertig", als wir endlich im Camp ankommen.
Kalt ist es am Morgen, als wir aus unseren Schlafsäcken krabbeln und so warten wir am wärmenden Feuer auf die Sonne zum Frühstück und zum Campabbauen. Da unsere heutige Trekkingetappe nicht sehr lang ist, können wir es gemütlich angehen lassen. Erst gegen 10 Uhr machen wir uns auf den Weg.
Nach einiger Zeit erreichen wir eine Piste, die für die Waldarbeiter angelegt wurde und auf der uns unser Fahrzeug ein gutes Stück entgegen kommen kann. Das Gepäck wird in den Van verladen und auf dem Weg zurück nach Paro schauen wir uns den Drugyel Dzong an.
Der ursprüngliche Drugyel Dzong war als Trutzburg gegen mögliche Überfälle der Tibeter am nördlichen Ende des Paro-Tales errichtet worden und in den 60iger Jahren abgebrannt. Vor einigen Jahren hat man angefangen, den Dzong nach alten Plänen wieder aufzubauen. Die letzten alten Überbleibsel der Ruine werden erst abgerissen, wenn auch diese Stelle neu bebaut wird. Zusammen mit Thinley unternehme ich noch einen Rundgang auf dem alten Pilgerweg um den Dzong.
Eigentlich war für heute der Aufbruch zum dreitäigen Bumdra-Trek geplant. Dabei geht es auf einer alternativen Route hinauf zum Tigernest. Da es in recht steilem Anstieg bis auf fast 4.000 m hinauf geht, gehört dieser Trek nicht mehr zu den einfachen, sondern eher zu den mitttelschweren. Da ich aber inzwischen ziemlich heftig erkältet bin und dieser Trek eher zu den mittelschweren gehört, haben wir lieber umdisponiert.
Versäumen wollte ich das Tigernest jedoch auf keinen Fall, auch wenn ich es bei meinem Besuch in Bhutan 2005 schon besucht hatte. Es ist eine der bedeutendsten Höhepunkte auf jeder Bhutan-Reise und für die Bhutaner selbst eine der ihrer heiligsten und wichtigsten Pilgerstätten. So machen wir zumidnest eine Tageswanderung zum Tigernest auf der "normalen" Route.
Der Aufstieg beginnt am Parkplatz im oberen Paro-Tal. In den Hauptreisezeiten sind Heerscharen von Touristen und Pilgern hier unterwegs. Jetzt im Dezember, in der Nebensaison, die ich persönlich für eine Bhutan-Reise sehr empfehlenswert finde, sind es sehr viel weniger Besucher unterwegs. Weitere Informationen zu den besten Reisezeiten in Bhutan findest Du auf meinem Bhutan-Info-Blog.
Wer gut und recht flott zu Fuß ist benötigt etwa eine Stunde vom Parkplatz hinauf zum Teehaus auf halber Strecke. Davon kann bei mir allerdings keine Rede sein, ich brauche mindestens eineinhalb bis zwei Stunden. Vom Teehaus aus hat man bereits einen tollen Blick auf das am gegenüber liegenden Felsen klebende Tigernest. Bis hierher kann man sich auch von einem Pony tragen lassen, das man je nach Saisonzeit für stolze 10-15 Dollar mieten kann.
Vom Teehaus sind es noch einmal mindestens eine Stunde bis man das Tigernest erreicht. Wer noch etwas mehr Zeit und Energie hat, kann noch ein klein wenig höher aufsteigen zu einen Aussichtspunkt, von dem aus man einen wirklich wunderbaren Blick von oben auf das Tigernest und das Paro-Tal hat. Der Rückweg geht dann ein wenig schneller, den jetzt geht es ja meistens abwärts.
Wieder auf dem Parkplatz angekommen bin ich ziemlich "durch". Mit der heftigen Erkältung in den Knochen war die eigentlich recht einfache Halbtageswanderung schon fast eine Herausforderung. So bin ich froh, als ich am Nachmittag im Hotel bin und so noch ein wenig mehr Zeit zum Erholen habe.
Aufbruch zur nächsten Station meiner Reise - Thimphu, der Hauptstadt von Bhutan. Nach meinem Besuch 2005 hat sich mit Sicherheit viel verändert. Die Stadt ist lt. Thinley in den letzten Jahren sehr gewachsen. "Landflucht" ist in Bhutan ein ganz großes Thema geworden. Wie überall auf der Welt versprechen sich die Menschen ein besseres Leben in der Stadt, bessere Ausbildungsmöglichkeiten für ihre Kinder und eine bessere gesundheitliche Versorgung .
Da die Fahrt nicht allzuweit ist - es sind gerade einmal 80 km, für die man normalerweise ca. 2 Stunden braucht - können wir es heute Morgen mal etwas gemütlicher angehen lassen und so fahren wir erst gegen 9.30 Uhr los. Allerdings kommen wir nicht allzuweit, denn schon nach fünf Minuten sehen wir Bhutaner beim sonntäglichen Dart-Spiel. Das dürfen wir uns natürlich nicht entgegen lassen und so schauen wir eine ganze Weile zu, wie mit riesigen Dart-Pfeilen auf eine kleine Dart-Scheibe in 20 m Entfernung geworfen wird. Die meisten Würfe gehen daneben; dafür wird dann bei jedem Treffer erst einmal ein Freudentanz aufgeführt.
Als wir einige Kilometer das Paro-Tal in Richtung Süden gefahren sind gibt es gleich den nächsten Grund für einen Stop - der Tachugang Lakhang. Das alte Kloster steht auf der anderen Seite des Paro Chhu-Flusses und man erreicht es über eine Brücke, die über und über mit Gebetsfahnen geschmückt ist. Die alte - sehr urige Brücke gleich daneben ist leider gesperrt worden, denn die ist im Laufe der Jahren baufällig geworden.
Mit vielen weiteren Fotostops unterwegs kommen wir schließlich viel später als erwartet in Thimphu an, so dass ich gleich mein Hotel beziehe und den Tag gemütlich ausklingen lasse und meine Erklältung noch ein wenig Pflege Das ganz traditionell gebaute Thimphu View Hotel am Nordrand von Thimphu hat mich wirklich begeitert. Mit viel Liebe zu Detail ist das ganze Haus, jedes Zimmer und auch das Restaurant eingerichtet und ich wurde liebevoll von Familie Chencho umsorgt.
Schon gestern beim Durchfahren war es auffallend, wie sich Thimphu verändert hat. Es wird unglaublich viel gebaut. Seinerzeit lag der Thimphu Dzong noch ein gutes Stück außerhalb der eigentlichen Stadt - inzwischen ist die Stadt schon fast an die Festung heran gewachsen.
Wir beginnen unser Besichtigungsprogramm früh am Morgen, denn es gibt viel zu sehen und viel zu tun.
In den letzten Jahren hat Thimphu einen neuen Schutzpatron bekommen - ein gewaltiger goldglänzender Buddha Dordenma thront hoch über der Stadt auf einem Hügel. Mit seinen 51 m ist er der größte sitzende Buddha in Bhutan und der fünft-größte der Welt. Der Gebetsraum im Innern dieser gewaltigen Statue ist mit weiteren 125.000 kleinen Buddha-Statuen geschmückt, weitere 75.000 sollen in den nächsten Jahren noch dazu kommen.
Danach geht es zum Thimphu Dzong. Er ist mit Abstand der größte Dzong in Bhutan und außerhalb der Bürozeiten der Stadtverwaltung darf man ihn auch besichtigen.
Hoch über der Stadt im Stadtteil Mothitang gibt es noch immer das Royal Takin Preserve. Der Takin ist das Nationaltier von Bhutan und sieht aus wie eine urige Mischung aus Ziege und Kuh - vorne Ziege mit einem wuchtigen Kopf mit Hörnern und hinten dem Leib einer Kuh.
Als wir durch die Stadt fahren sehen wir, dass auf dem Bogenschießplatz einiges los ist. Das müssen wir uns auf jeden Fall einmal näher anschauen und so geraten wir mitten in einen Bogenschießwettbewerb, den Nationalsport der Bhutaner. Geschossen wird auf eine Distanz von ca. 200 m, so dass es schon fast ein kleines Wunder ist, wenn überhaupt jemand die Scheibe trifft. Geschossen wird mit einfachen Bambus-Bögen und jeder Treffer mit einem Tänzchen und Gesang belohnt.
Im Vorbeifahren schauen wir uns noch den Memorial Chörten an, der zu Ehren des 3. Königs von Bhutan errichtet wurde und die Papierfabrik. Leider hat es sich - das erste Mal in über eine Woche, in der ich jetzt in Bhutan unterwegs bin - bewölkt. Dadurch ist es recht kühl geworden - gerade einmal 6 Grad.
Da kommt uns der Spaziergang hinauf zum Tango-Kloster, das hoch oben im nördlichen Thimphu-Tal an einer Bergwand klebt, gerade recht. Es geht auf einem sehr gut ausgebauten und mit Steinplatten ausgelegten Weg etwa eine Stunde recht steil bergauf durch einen schönen Bergwald. Zwischendurch hat man immer wieder einen herrlichen Blick zurück auf das Thimphu-Tal.
Jetzt wird's erst mal richtig bhutanisch...
...und es gibt kein Entrinnen! Die bhutanischen Freunde stecken mich in eine traditionelle Kira mit dazugehöriger Bluse, wie sie von bhutanischen Frauen getragen wird und dann gibt es erst einmal ein ausgiebiges Foto-Shooting. Danach geht es zur Einweisung in's Bogenschießen, den Nationalsport in Bhutan.
Nachdem ich jedoch bei meinen zugegebenermaßen ziemlich stümperhaften Bogenschießversuchen die Stromleitung angeschossen habe, haben wir die Schießübung doch lieber eingestellt. Wir machen uns auf den Weg zu unserer ersten Überlandfahrt nach Punaka. Ausführliche Informationen über die Straßenverhältnisse, Entfernungen und Fahrzeiten in Bhutan findest Du auf meinem Info-Blog Bhutan.
Für die gerade einmal 85 km benötigt man normalerweise gut 2 Stunden, aber wir fahren von Fotostop zu Fotostop und legen einen ausgiebigen Halt am Dochu La-Pass ein. Wer etwas mehr Zeit hat, kann von hier aus eine schöne kleine Wanderung vom Dochu La Pass hinauf zur Lungchuzekha Gompa machen.
Der Dochu La-Pass
Unterwegs vom Dochu La Pass zum Punakha-Tal
Kurz vor dem Punakha-Tal erreichen wir die kleine Ortschaft Lobesa. Von hier aus unternehmen wir einen Spaziergang zum Chimi Lhakhang. Der Weg führt über die Felder der ansässigen Bauern und vorbei an einem kleinen Chorten. Der Tempel liegt etwas erhöht auf einem Hügel und ist ein Pilgerort für Paare, denen bisher der Kinderwunsch versagt geblieben ist.
Das Phallus-Symbol
hat für die Region rund um Punaka eine ganz besonders Bedeutung. Das geht zurück auf das 15. Jhd. Als ein für verrückt geltender Mönch durch das Land zog. Er hantierte mit einem hölzernen Phallus-Symbol. Doch er war der einzige, dem es gelang drei Dämonen zu besiegen. An der Stelle, an der er den dritten Dämon besiegte wurde der heutige Chimi Lakhang errichtet. Das Phallus-Symbol gilt seit dieser Zeit als Symbol der Stärke und man findet es an vielen Häuserwänden zum Schutz vor Dämonen. Paare mit Kinderwunsch pilgern seitdem zum Chimi Lakhang und der Weg hinauf zum Kloster ist gesäumt mit Geschäften, die Phallus-Symbole in den unterschiedlichsten Farben und Formen anbieten.
Als Souvenir für Pilger und Touristen nimmt das ganze dann manchmal etwas skurile Züge an.
Leider war es schon sehr spät als wir zum Punakha Dzong kamen. Wir sind zwar noch hineingegangen, aber um gute Fotos zu machen war es leider schon zu dunkel. Deshalb beschlossen wir den Dzong morgen noch einmal zu besuchen und fuhren zum Hotel. Die bhutanischen Freunde hatten das Vara Hotel für mich ausgesucht, das am Rande des Ortes Lobesa liegt.
Auf den Besuch im Punaka-Tal freue ich mich ganz besonders, denn die Zeit war bei meinem ersten Besuch 2005 viel zu knapp - außer dem Punaka Dzong habe ich seinerzeit hier so gut wie nichts gesehen. Der ist es auch, den ich heute als erstes besuchen möchte, um das schöne Morgenlicht zum Fotografieren zu nutzen - die Sonne versteckt sich zwar immer wieder zwischendurch hinter Wolken aber bei den Außenaufnahmen habe ich großes Glück.
Der im 17. Jhd. erbaute Punaka Dzong wurde strategisch außerordentlich günstig auf einer zwischen zwei Flüssen spitz zulaufenden Landzunge erbaut. So war die Klosterburg auf drei Seiten von Wasser ungeben und nur sehr schwer von Feinden einzunehmen. Die Bhutaner nennen die beiden Flüsse, die den Dzong umfließen Mho Chhu - "Mutter"-Fluß und Pho Chhu, "Vater"-Fluss. Das weibliche und das männliche Element zeugen hier an der Südspitze des Dzongs den Punaka-Fluss, der Bhutan bis in den tiefen Süden durchfließt und schließlich in Indien in den Bramaputra mündet.
Im Punaka Dzong leben über's Jahr normalerweise ca. 200 Mönche. In den Wintermonaten wächst diese Zahl jedoch beträchtlich, denn viele Mönche aus den höher gelegenen Klöstern wie z.B. in Paro und Thimphu kommen dann hierher, da es im knapp 1000 m tiefer gelegenen Punaka sehr viel wärmer ist.
Auf dem Festplatz gleich neben dem Dzong findet gerade die diesjährige drei-wöchige buddhistische Lesung durch den Abt des Punaka-Klosters statt. Das ist von besonderer Bedeutung, da er gleichzeitig der höchste Abt des Landes ist. Tausende von Menschen sind deshalb nach Punakha gekommen, um diesem Ereignis zeitweise oder sogar während der gesamten Dauer beizuwohnen. Teilweise kommen die Menschen von weither und haben in der Umgebung ihre Zelte aufgeschlagen. Mehr oder weniger andächtig wird den lehrenden Worten gelauscht oder auch die Gelegenheit zu einem kleinen Plausch genutzt.
Zu Fuß machen wir uns vom Punakha Dzong auf den Spaziergang zur längsten Hängebrücke von Bhutan, die imposant den "Vater"-Fluß oberhalb vom Dzong überspannt. Als Chencho gerade ein Bild von mir auf der Brücke macht gesellen sich gleich vier nette bhutanische Mädels zu mir und wollen gerne mit auf das Foto...
Etwas weiter nördlich im Punaka-Tal unternehmen wir noch eine kleine Wanderung hinauf zum Khamsum Namgyal Tschörten und zum gleichnamigen Kloster. Beide sind hoch über dem Tal für den derzeitigen 5. König von Bhutan errichtet worden. Da der König in einem ungünstigen Monat geboren wurde sollen Tschörten und Kloster Unglück von im fernhalten und das Schicksal gnädig stimmen.
Die Wanderung führt über recht gute Pfade zunächst durch Felder und schließlich den Berghang hinauf. Der Aufstieg dauert ca. 45 Minuten bis eine Stunde - selbst für mich als Langsam-Geherin und immer noch Erkältungsgeplagte war das leicht zu schaffen. Der Abstieg dauert dann gerade einmal 30 Minuten.
Leider war der Andachtsraum im Tschörten verschlossen und der Mönch mit dem Schlüssel leider gerade nicht da. Trotzdem war es eine sehr lohnenswerte kleine Wanderung zu einem imposanten Tschörten mit tollen Ausblicken auf das Punaka-Tal.
Nachdem der gestrige Tag schon recht bewölkt gewesen war, schien es heute etwas besseres Wetter zu geben. Der Himmel über dem Punaka-Tal war klar - nicht ganz so erfreulich sah es jedoch in Richtung nördliches Punaka-Tal aus und in Richtung Berge, die unser heutiges Ziel waren. Wir brechen heute zu unserem Gasa-Laya-Trekking auf. Diese fünf-tägige leichte Trekkingtour führt hoch hinauf bis nach Laya, das schon fast an der bhutanisch-tibetischen Grenze liegt. Hierher zum tibetisch-stämmigen Volk der Laya hatte ich schon immer gewollt. Zu gerne wollte ich die heute oft noch traditionell gekleideten Frauen mit ihren geflochten spitzen Hütchen einmal selbst sehen.
Da die Straße inzwischen über Ghasa hinaus sehr viel weiter in Richtung Norden gebaut wurde, sind es jetzt nur noch zwei kurze Trekkingetappen bis man Laya erreicht. Mit einem normalen PKW oder Bus kann man die 70 km von Punaka bis Ghasa fahren - für die weiteren ca. 40 km bis nach Koina gibt es bisher nur eine sehr grob entlang eines Berghanges in den Fels gesprengte Piste, für die ein robusteres 4WD-Fahrzeug mit mehr Bodenfreiheit benötigt wird.
So starten wir heute besonders früh, denn es wird ein langer Tag werden. Ca. 4 Std. benötigen wir mit vielen Fotostops von Punaka nach Ghasa auf einer landschaftlich einmalig schönen Strecke. Die Route führt uns von Punaka auf 1.300 m.ü.M. bis hinauf auf 3.200 m durch den größten Nationalpark Bhutans, den Jigme Dorje Nationalpark . Ausführliche Infos über die Nationalparks in Bhutan findest Du auf meinem Bhutan-Info-Blog.
Schon von weitem können wir den trutzigen Ghasa Dzong sehen, den wir allerdings erst auf dem Rückweg besuchen werden. Von Ghasa aus geht es weiter mit der gesamten Trekkingausrüstung und meinen drei netten Begleitern, die ich schon vom Sage La-Trek kenne, Thinley, Tenzing und Rinzing. In einem 4WD-Pickup-Transporter dauert es noch einmal 2 Std. über eine wirklich üble "Rumpel"-Piste bis nach Koina. Je weiter wir hinauf kommen, je kälter wird es. Die Bächlein, die den Berghang hinunter und über die Piste fließen haben die Piste teilweise mit einer dicken Eisschicht überzogen. Doch gottseidank können wir die gefrorenen Stellen gut passieren.
Koina liegt wie Ghasa auf etwa 3.200 m und ist eine absolut unansehnliche Ansammlung von Blech- und Plastikplanenhütten, die hauptsächlich von Straßenarbeitern bewohnt werden. Deshalb bin ich froh, dass wir für heute noch geplant haben, ca. 2-3 Std. in Richtung Laya zu wandern bzw. zu reiten. Hier in Koina warten sechs Packpferde und ein Reitpferd auf uns. Die Packpferde werden mit der Ausrüstung beladen und machen sich schon auf den Weg. Da mich meine Erkältung mit starkem Husten noch immer fest im Griff hat - ich aber auf keinen Fall auf die Tour nach Laya verzichten will, hat Thinley ein Reitpferd für mich organisiert, so dass ich zumindest die Passagen reiten kann, die nicht zu steil sind.
Einen richtigen Sattel gibt es hier nicht. Das übliche Lastentragegestell wird mit zwei Lagen Teppichen abgedeckt und fest verzurrt - als Steigbügel dienen an jeder Seite zwei fest verknotete Seilschlaufen, die am Tragegestell befestigt sind... eine ziemlich gewöhnungsbedürftige Konstruktion und vor allem auch eine etwas "wackelige" Angelegenheit - aber letztendlich funktioniert es gut. Selbst reiten ist in dem teilweise schwierigen Gelände nicht empfehlenswert - deshalb wird mein Reitpferd, der 16jähriige Wallach Mindu, von Rinzing geführt.
Zunächst geht es noch ein Stück weiter auf der Piste, die schon aus dem Fels gesprengt worden ist, aber noch nicht von Fahrzeugen befahren werden kann. Es ist geplant, die Straße im Laufe der nächsten 2 Jahre bis hinauf nach Laya fertig zu stellen. Damit soll der örtlichen Bevölkerung ein sehr viel einfacheref Anschluß an den Rest des Landes ermöglicht werden. Letztendlich erhofft man sich, damit auch die große Landflucht zu verhindern, die teilweise in Bhutan schon recht heftig eingesetzt hat. Deshalb wurde im letzten Jahr auch bereits eine Internet-Verbindung und das Mobilfunknetz nach Laya gebracht.
Am Ende der Piste geht es auf einem schmalen Pfad entlang des Berghanges über ziemlich steile Passagen bergab – tief unter uns rauscht der Fluß. Dem kommen wir allerdings immer näher und schließlich überqueren wir ihn auf einer einfachen Brücke und wandern bzw. reiten auf der anderen Flußseite weiter flussaufwärts.
So kommen wir gegen halb fünf am Lagerplatz an; die Zelte sind bereits aufgebaut und das Abendessen vorbereitet. War das Wetter unten in Koina noch ein wenig sonnig gewesen, hat es sich mit jedem Schritt bergauf mehr zugezogen und schließlich fängt es sogar an zu schneien. Die Nacht ist bitterkalt und selbst in meinem warmen Schlafsack fröstele ich mich durch die Nacht und schmiege mich an meine "warming bottle", die ich von meinen supernetten Begleitern bekommen habe.
Gottseidank hat es nicht mehr allzuviel geschneit. Der Boden ist zwar ein wenig weiß gepudert - aber nicht mehr. Kaum, dass es ein wenig hell wird krabbel ich aus meinem Schlafsack und sogleich zum wärmenden Lagerfeuer. Das hat unser freundlicher "Pony-Man" schon zur Freude aller angefacht. Minus 5 Grad hatte das Thermometer in der Nacht angezeigt und viel mehr haben wir jetzt am frühen Morgen auch noch nicht. Da tut die Wärme des Lagerfeuers richtig gut.
Zum Frühstück geselle ich mich es wie immer im Küchenzelt zu Thinley, Tenzing und Rinzig. Hier ist neben dem Lagerfeuer mit Abstand der wärmste Platz im Camp. Es kostet schon einige Überwindung nach dem Frühstück in der Eiseskälte mit dem Abbau des Camps zu beginnen. Dabei werden wir von einigen vorbei ziehenden Laya-Familien ungläubig bestaunt. Die haben einen Teil ihres Hab und Guts auf ihre Ponies verfrachtet und entfliegen der Kälte ihres Heimatortes in das sehr viel tiefer und wärmere Punaka Dort verbringen viele von Ihnen die Wintermonate von Mitte Dezember bis Ende Februar. Inzwischen haben einige von Ihnen dort ein zweites kleines Häuschen. So liegt unser Camp sozusagen an der "Haupverkehrsstraße".
Etwa drei bis vier Stunden gemütliche Wander-/Reitzeit liegen bis Laya vor uns. Von unserem Flusscamp auf ca. 3.300 m geht es zunächst nordwärts auf der östlichen Flußseite des Mho Chhu. In einem recht freundlichen Auf und Nieder führt der Pfad entlang eines steilen Beghanges. Nach etwa zwei Stunden treffen wir auf einen Arme-Checkpost. Hier werden erst einmal unsere Papiere und das Trekkingpermit überprüft. Nun wenden wir uns in westliche Richtung und nach kurzer Zeit beginnt ein ziemlich steiler Aufstieg. Nach gut zwei Stunden ist es geschafft und wir erreichen Laya, das schon auf gut 3.800 m liegt.
Waren wir heute Morgen noch bei Sonnenschein aufgebrochen hat es sich inzwischen zugezogen. Als wir in Laya ankommen ist es dicht bewölkt und wenig später fängt es an zu schneien. Inzwischen ist es bitterkalt. Unser Horseman ist aus Laya und so schlagen wir unser Camp neben seinem Haus auf. Von ihm erfahren wir, dass es in einem der Nachbarhäuser im Dorf eine buddhistische Zeremonie gibt und so gehen wir einfach mal hin. Wir werden unglaublich freundlich aufgenommen und dürfen der Puja, die für ein gesundes und glückliches neues Jahr gehalten wird, beiwohnen.
Nach einiger Zeit ziehen wir uns jedoch wieder diskret zurück und stapfen im Schnee zum Camp. Es ist sternenklar und bitter-bitter kalt. Auf dem kurzen Weg bin ich fast eingefroren und freue mich darauf, mich im Küchenzelt aufzuwärmen. Nach einem kleinen Abendessen geht es direkt in den Schlafsack, der diese Nacht noch viel mehr gefordert ist. Das Thermometer fällt auf minus zehn Grad....
Nach dieser sternenklaren und bitterkalten Nacht strahlt die Sonne heute von einem tiefblauen Himmel. Schon gegen sieben Uhr treffen die ersten wärmenden Sonnenstrahlen unser Camp und die eingefrorenen Zelte tauen blitzschnell auf. Welch eine Wohltat sich aufzuwärmen und später in der Sonne zu frühstücken. Es erwartet uns ein ganz gemütlicher Tag, denn es gibt nichts weiter zu tun, als Spaziergänge durch die verschiedenen kleinen Dörfer in der Umgebung und viele Fotos zu machen.
Nachdem wir gestern schon viele Laya-Familien auf ihrem Weg in wärmere Gefilde getroffen haben, finden wir viele Häuser winterfest verschlossen vor. Die Familien, die noch zurückgeblieben sind, freuen sich wie wir über die wärmenden Sonnenstrahlen und verbringen ihre Zeit im Freien. Wir werden immer wieder bestaunt, denn um diese winterliche Zeit "verirren" sich nur selten westliche Touristen hierher. So gibt es immer wieder nette Begegnungen.
Der Nachmittag ist dann dem entspannten Sonnenbaden im Camp gewidmet - allerdings immer noch dick bekleidet mit mindestens vier oder fünf Schichten übereinander. Schon gegen vier Uhr verschwindet die Sonne jedoch hinter den Bergen. Sogleich wird es wieder bitterkalt. Aus den vier bis fünf Schichten übereinander werden dann genauso schnell sieben bis acht.
Das Küchenzelt ist wieder unsere Zuflucht und spätestens um sieben Uhr geht es in die Schlafsäcke - dieses Mal aber zusätzlich gerüstet mit einigen dicken Decken, die Thinley noch aus einem der Nachbarhäuser organisiert hat. Da sind die nächtlichen minus 12 Grad schon sehr viel besser zu ertragen.
Um sechs Uhr wache ich durch das übliche morgentliche Geschirrgeklapper im Küchenzelt auf. Es kostet wieder einiges an Überwindung aus dem warmen Schlafsack in die klirrende Kälte zu krabbeln. Die Sonne ist uns leider heute nicht mehr so wohlgesonnen und versteckt sich hinter einigen Wolken. Nach dem Frühstück im Küchenzelt heißt es wieder das gesamte Zeltcamp abbauen und die Ponies beladen. Mindu, mein Reitpferd, hat heute einen ziemlich erholsamen Tag. Da es hauptsächlich und fast dauerhaft bergab geht, ist das Reiten zu gefährlich und so läuft er einen Großteil der Strecke ohne Last neben seinen beladenen Pony-Genossen her.
Gegenverkehr
Es geht auf gleichem Weg zurück auf dem wir auch hergekommen sind - also erst einmal ca. eineinhalb Stunden gut 300 Höhenmeter ständig bergab und noch eine halbe Stunde weiter zum Checkpost. Nach einer weiteren Stunde suchen wir uns erst einmal einen windgeschützten und inzwischen sonnenbeschienen Platz für unser "packed lunch". Danach wären es noch ca. zwei Stunden bis zu unserem zuletzt genutzten Flußcamp, aber Thinley hat entschieden, dass wir heute noch ein gutes Stück weitergehen, damit wir es morgen nicht mehr so weit haben. Also noch eine zusätzliche Stunde bis zur letzten Brücke vor dem steilen Aufstieg nach Koina.
Die Pony-Karawane ist uns ein gutes Stück voraus und so stehen die Zelte schon bezugsfertig. Das Lagerfeuer brennt auch schon und aus dem Küchenzelt ziehen bereits erste Düfte des nahenden Abendessens durch das Camp. Tenzing hat sich mal wieder selbst übertroffen. Neben dem üblichen Reis gibt es köstliches gebratenes Gemüse, Pommes Frites und Hühnchenfleisch - alles lecker zubereitet mit einfachsten Mitteln auf einem Zwei-Flammen-Gaskocher. Die Nutzung von Brennholz oder Kerosin zum Kochen für Touristen auf Trekkingtouren ist in Bhutan schon seit langem verboten. Eine Gasflasche und ein Gaskocher sind Pflicht.
Wie üblich ist spätestens um sieben Uhr am Abend der Tag vorbei und im Camp kehrt langsam Ruhe ein. Da wir heute fast 600 Höhenmeter nach unten auf ca. 3.200 m gewandert sind ist es gottseidank nicht mehr so kalt und auch ohne zusätzliche Decken läßt es sich im Schlafsack gut ausshalten.
Spätestens für acht Uhr ist der heutige Aufbruch geplant - also noch einmal um sechs Uhr aus dem Schlafsack. Bis nach Koina ist es ein ziemlich steiler Aufstieg auf einem schmalen Pfad, der sich entlang des Berghhanges nach oben windet. Deshalb ist auch heute das Reiten nur sehr eingeschränkt möglich. Da es mir mit meiner Erkältung jedoch etwas besser geht schaffe ich den Aufstieg wie geplant in zwei Stunden. Oben warten Mindu und Rinzing für die weitere Strecke auf mich, die nun auf der grob in den Felsen gesprengten Piste bis nach Koina führt. Es ist unglaublich, aber in den vier Tagen ist diese Piste um einige hundert Meter weiter in Richtung Laya voran getrieben worden.
Durch den Schneefall und die Eiseskälte der letzten Tage ist die Piste, die von Koina nach Ghasa führt teilweise mit einer dicken Eisschicht bedeckt. Für das Fahrzeug, das uns eigentlich in Koina abholen sollte, ist die steile Fahrt hinunter auf der gefrorenen Nordseite des Berghanges viel zu gefährlich. So bleibt uns nichts anderes übrig als mit unserer Karawane den Koina Chhu-Fluß zu überqueren und den gegenüberliegenden Berghang aufzusteigen bis zu der Stelle, an die das Fahrzeug gefahrlos gelangen kann. Es sind einige recht kritische eisesglatte Stellen dabei, die wir aber alle miteinander gut überwinden. Nach gut einer Stunde Aufstieg erreichen wir unseren Pickup-Transporter und in einer weiteren guten Stunde Ghasa.
Da heißt es erst einmal die Campingausrüstung umladen und auf andere Fahrzeuge umverteilen.
Bevor Thinley und ich die letzten 70 km nach Punaka zurück fahren, besuchen wir den sehr beeindruckenden und trutzigen Ghasa Dzong und gönnen uns anschließend ein Bad in den heißen Quellen von Ghasa. Dem als heilig geltenden Wasser wird von den Einheimischen heilende Kräfte zugesprochen und so hoffte ich für meine Erkältung und den immer noch recht heftigen Husten auf Linderung.
Es ist schon halb fünf am Abend als wir uns schließlich auf die Rückfahrt nach Punaka begeben. Eine herrliche Abendstimmung begleitet uns während der ersten Stunde unserer Fahrt mit stimmungsvollen Ausblicken auf die Berglandschaft.
Für unseren Fahrer Sangar bedeutete das aber anschließend noch mindestens zwei Stunden Dunkelfahrt auf einer ziemlich anspruchsvollen Strecke durch die Berge von 3.200 m in Ghasa auf 1.300 m in Punaka, die er jedoch wunderbar und mit großer Sicherheit meistert.
In Punaka schießen wir noch einige schöne Fotos vom beleuchteten Dzong bevor wir gegen acht Uhr endlich in unserem Hotel ankommen. Wie herrlich - endlich nach vier Tagen wieder eine heiße Dusche und ein warmes Zimmer. So sehr ich mich auf die Trekkingtour gefreut habe, freue ich mich jetzt auf die Gemütlichkeit eines warmen Hotelzimmers während der letzten knapp zwei Wochen meiner Reise durch Bhutan.
Nach den kalten Nächten im Zelt war die Übernachtung in einem geheizten Zimmer ein wahrer Luxus, den ich unglaublich genossen habe. Herrlich auch, dass wir uns heute morgen etwas mehr Zeit lassen konnten, denn es ist nur eine kurze Fahrt von Punakha nach Gangtey im Phobjiekha-Tal. So schaute ich mir erst mal in aller Ruhe das Lobesa Hotel an, denn gestern waren wir ja im Dunkeln hier angekommen.
Das Highlight im Lobesa Hotel bzw. meinem Zimmer war der Balkon mit dem Ausblick über das Tal. Die Sonne war gerade aufgegangen und tauchte die Landschaft in ein traumhaftes Licht.
Aber schließlich lassen wir die Häuser von Punaka und Wangdue Phongdrang schnell hinter uns und die Straße windet sich immer weiter hinauf in Richtung Osten. Die Ausblicke auf die herrliche Bergwelt - im Hintergrund die Eisriesen des Himalaya - verlocken wieder zu viel zu vielen Fotostops.
Gegen Mittag überqueren wir den gebetsfahnen- und tschörtengeschmückten 3.360 m hohen Lowa La-Pass nach Gangtey und dem Phobjiekha-Tal.
Unser erster Besuch gilt dem kleinen Ort Gangtey im Phobjiekha-Tal und dem gleichnamigen Kloster. Hier treffen wir gegen Mittag ein und die Mönche beginnen gerade mit der Ausgabe des Mittagesssens. Später haben wir Gelegenheit zuzuschauen wie einige Mönche für die Tänze des nächsten Klosterfest üben.
Das Phobjiekha-Tal ist bekannt als einer der Überwinterungsorte für eine Kolonie Schwarzhalskraniche. Von Ende Oktober bis Mitte März entfliehen die Tiee der Eiseskälte im Nachbarland Tibet. Dass die weltweit sehr selten gewordenen Schwarzhalskraniche hier in Bhutan ein Rückzugsgebiet gefunden haben, ist nicht zuletzt den intensiven Naturschutzbemühungen der bhutanischen Regierung und der Bevölkerung zu verdanken. Auf meinem Info-Blog über Bhutan findest Du weitere Informationen zum Umwelt- und Naturschutz in Bhutan und zur Flora und Fauna .
Auf einer einfachen ca. zweistündigen Wanderung haben wir Gelegenheit einige Schwarzhalskraniche zu sehen und zu fotografieren.
Sobald die Sonne hinter den Bergen, die das Tal umgeben, verschwunden ist, ziehen wir uns im Eiltempo ins Hotel zurück. Da das Phobjiekha-Tal auf fast 3.000 m liegt fällt das Thermometer hier in den Wintermonaten ganz schnell in den zweistelligen Minusbereich.
Das Phobjiekha-Tal...
gilt als eines der schönsten und lieblichsten Täler überhaupt in Bhutan. Die Talsohle, die fast ausschließlich aus einer leicht sumpfigen Graslandschaft besteht, wurde für die Schwarzhalskraniche schon vor vielen Jahren unter Naturschutz gestellt. Dabei wurde ein guter Kompromiß zwischen Tier-/Naturschutz und den Interessen der einheimischen Bewohner gefunden, denn außerhalb der sumpfigen Graslandschaft gibt es noch genügend Nutzfläche, auf der die hiesigen Bauern ihre Felder bestellen und ihre Tiere grasen lassen können. Bekannt ist das Phobjiekha-Tal für seine schmackhaften Kartoffeln - die besten Kartoffeln in ganz Bhutan kommen lt Thinley hierher. Selbst im nahen Indien sind diese Kartoffeln sehr beliebt und erzielen höchste Preise auf den Märkten.
Nach einem langen und erlebnisreichen Tag machen wir uns auf den Weg zum Dewachen Hotel. Es liegt am Nordrand des Tales und als wir dort ankommen steht die Sonne schon ziemlich tief und es dauert nicht lange bis die Dunkelheit hereinbricht. Da uns der Hunger trieb waren wir viel zu früh im Restaurant, denn gerade begannen erst die Vorbereitungen für das Abendessen.
Ein langer Fahrtag erwartet Thinley, Sangar und mich heute bis zum Bumthang-Tal. Deshalb haben wir vereinbart, dass wir schon gegen acht Uhr am Morgen aufbrechen. Die Sonnenstrahlen haben bereits das Phobjiekha-Tal erreicht und tauchen alles in ein wunderbares Licht, das die Schönheit der Landschaft noch einmal unterstreicht. So fahren wir von Fotostop zu Fotostop. Auch einige Schwarzhalskraniche beginnen mit der ersten Morgensonne mit der Nahrungssuche.
Stundenlang könnte ich diesen wunderbaren Tieren zuschauen. Ein einziges Mal zuvor hatte ich bisher das große Glück Schwarzhalskraniche in freier Wildbahn zu sehen. Das war auf meiner Indien-Reise 2016 (am 20. Tag), die mich in den nordindischen Himalaya nach Ladakh geführt hat. Auf einer Höhe von fast 5.000 m hatte ich Sie auf dem Weg vom Hochgebirgssee Tso Moriri auf dem Weg nach Leh erblickt und sie lange beobachtet.
Nach der Überquerung des Lowa La-Passes erwartet uns ein Ausblick, der uns gestern verwehrt blieb - der bhutanische Himalaya-Hauptkamm präsentiert sich wolkenfrei im wunderbaren Morgenlicht.
Beim Chendebji Tschörten machen wir einen ausführlichen Fotohalt und nutzen gleich die Gelegenheit zu einer Teepause in der wärmenden Sonne.
Ein Großteil unserer heutigen Fahrstrecke ist in den letzten Jahren zu einer zweispurigen Straße ausgebaut worden und wir kommen recht zügig voran. Allerdings liegt die Geschwindigkeitsbegrenzung in Bhutan generell auf 50 km/h. Auf einigen Teilstrecken sind die Straßenbauarbeiten aber noch in vollem Gang, so dass der Tacho kaum über 20 bis 30 km/h hinaus kommt. Insbesondere während der letzten 30 km vor Trongsa sind die Straßenverhältnisse wirklich abenteuerlich. Für die letzten 13 km vom Aussichtspunkt für den Trongsa Dzong bis zum Dzong benötigen wir geschlagene 45 Minuten!
Nach diesen anstrengenden 13 km, die meine Begleiter scherzhaft die "Massage-Strecke" nennen haben wir uns erst einmal eine Pause verdient. Wir machen Halt im Yangkhil Resort, um im dortigen Restaurant eine Mittagspause zu machen und einen "Happen" zu essen. Gleichzeitig schwelge ich ein wenig in Erinnerungen, denn schon auf meiner Bhutan-Reise 2005 hatte ich hier übernachtet. Die Lage am Hang bietet tolle Ausblicke über das Trongsa-Tal und auf den Trongsa Dzong.
leider nicht mehr ganz so viel Zeit für den Trongsa Dzong, wie ich es mir eigentlich gewünscht hätte, denn wir wollen auf keinen Fall heute auf der teilweise schwierigen Strecke zwischen Trongsa und dem Bumthang-Tal in die Dunkelheit kommen.
Obwohl wir uns zum Schluß ziemlich beeilt haben kommen wir erst sehr spät im Choekhor-Tal in Bumthang an. In dem sehr schönen und sehr gemüglichen Kaila Guesthouse wartet schon ein vorgewärmtes Zimmer auf mich. Neben der elektrisch betriebenen Heizung bullert ein kleiner Holzofen im Zimmer und spendet wohltuende Wärme.
Mit Bumthang ist die gesamte Region gemeint, die im wesentlichen aus vier verschiedenen Tälern mit vielen verschiedenen Dörfern besteht: Aus Richtung Westen kommend - wie wir heute - fährt man nach dem Überqueren des Kiki La-Passes in das Chumi-Tal. Im Norden liegt das Choekhor-Tal, im Osten das Tang-Tal und im Süden das Ura-Tal.
Für heute habe ich für mich einen ruhigeren Tag geplant. Da ich auf meiner Bhutan-Reise 2005 bereits das Bumthang-Tal ausführlich besucht habe, will ich nicht noch mal das gesamte Standard-Besichtigungsprogramm "durchlaufen". Lediglich den Jakar Dzong möchte ich mir noch einmal anschauen, da die damaligen Fotos nicht so besonders geworden waren.
Im Hauptort des Choekor-Tales, Jakar, habe ich noch Paketklebeband gekauft und einen Karton besorgt, damit ich meinen Laya-Hut, den ich mir als Mitbringsel in Laya gekauft habe, für den Heimtransport bruchsicher verpackenn kann.
Gegen Mittag geht es dann zurück zum Kaila Guesthouse, wo ich es mir gemütlich mache und wo ich mich außerordentlich wohl fühle.
Die Zimmer sind sehr gemütlich eingerichtet - schön warm durch die elektrische Heizung und den Holzofen. Die Betreiber, die beiden Herren Kaila sen. und jun. sind sehr bemüht, dass sich ihre Gäste wohl fühlen und lesen ihnen nahezu jeden Wunsch von den Auigen ab. Auch das Essen im hoteleigenen Restaurant ist super.
Deshalb gilt im Bumthang-Tal meine ganz besondere Empfehlung diesem Kaila Guesthouse.
Den restlichen Tag habe ich mich intensiv dem Schreiben meines Reisetagebuches und dem Schreiben und Bebildern meines Blogs über meine Bhutan-Reise gewidment. So ging auch dieser Tag wieder viel zu schnell vorbei.
Unser heutiges Ziel ist Yong Khola, ein kleiner Ort kurz vor Mongar und dem Abzweig zum Lhuentse-Tal. Wir nehmen die alte Höhenstraße, die die Bumthang-Täler miteinander verbindet. Auf dieser Route gibt es sehr viel mehr zu sehen und bessere Ausblicke über die beeindruckende Landschaft. Einen ersten Halt legen wir nach einer gut halben Stunde Fahrt am "Brennenden See", dem Mebar Tso ein, der für die Bhutaner eines der größten Heiligtümer ist.
Ab dem Bumthang-Tal ostwärts wird die Straße noch sehr viel einfacher und schmaler, denn der Ausbau ist hier noch nicht so weit fortgeschritten. Ganz übel ist die Straße, wenn mit den Verbreiterungsarbeiten begonnen wurde - also die Trasse breiter und damit tiefer in den Berghang hinein gegraben ist, aber der neue Teerbelag noch nicht aufgebracht wurde. Mehr als 20 manchmal 30 km/h hat die Tacho-Anzeige heute kaum geschafft. Doch die schönen Ausblicke entschädigen reichlich für die holperige Piste.
Obwohl die Sonne wieder von einem wolkenlosen Himmel scheint ist es ziemlich kalt. Kurz vor dem Ura La-Pass zeigt sich noch einmal der höchste Berg Bhutans, der Gangkhar Puensum mit seinen stolzen 7.570 m in seiner ganzen Pracht. Kurze Zeit später erreichen wir den Pass und entscheiden uns, zu Fuß hinunter in das Ura-Tal zu laufen. Der Weg ist zwar etwas steil, aber sehr bequem zu gehen und nach gut einer Stunde stehen wir im Hauptort des Ura-Tales. Wir unternehmen noch einen kurzen Spaziergang durch das sehr urige Dorf.
Weiter geht es in Richtung Mongar. In ständigem kurvenreichen Bergauf erreichen wir den zweiten Pass des Tages, den Thrumshing La mit 3.750 m. Noch einmal gibt es eine tolle Sicht auf einen Teil des Himalaya-Hauptkammes. Aber es ist inzwischen ein wenig bewölkt, so daß sich die Eisriesen nicht ganz so schön präsentieren. Vom Pass aus geht es nur noch abwärts - stundenlang - wieder auf ziemlich abenteuerlicher Strecke.
Kurz vor Einbruch der Dunkelheit kommen wir in Yong Khola an, wo wir in dem etwas einfacheren aber sehr schönen Trogon Villa Hotel übernachten. Yong Khola liegt einige Kilometer vor dem Abzweig in's Lhuentse-Tal und ist damit als Startpunkt für unsere morgige Fahrt in das Lhuentse-Tal optimal.
Noch einmal ein langer Fahrtag. Deshalb schlägt Thinley vor, schon um sechs Uhr zu frühstücken und spätestens um sieben Uhr abzufahren. Das bedeutet um fünf Uhr aufstehen...und so etwas nennt man Urlaub?!
Wir schaffen es sogar um viertel vor sieben loszufahren. Von Yong Khola aus geht es erst einmal fast eine Stunde in Serpentinen den Berghang hinab bis wir fast auf Flußniveau ankommen.
Nach einer weiteren Viertelstunde kommen wir an die Kreuzung - rechts hinauf geht nach Mongar und damit in Rictung Ostbhutan - wir nehmen den Abzweig in Richtung Norden - hinein in das Lhuentse-Tal. Das Tal ist sehr eng und die Berghänge links und rechts vom Kuri Chhu-Fluß stellenweise extrem steil. Nur an wenigen Stellen ist Platz für Häuser, Dörfer oder Felder. Die Straße ist teilweise tief in die Felsenkliffs gesprengt und oft ausgesprochen schlecht.
Für die 55 km vom Abzweig bis nach Luentse brauchen wir fast vier Stunden. Allerdings liegt das nicht nur an den schwierigen Straßenverhältnissen! Immer wieder halten wir an - manchmal nach jeder Straßenbiegung, um noch einmal die schöne Aussicht zu genießen und noch einmal Fotos zu machen.
Unser Ziel ist der Lhuentse Dzong. Hier soll heute das drei-tägige Lhuentse Tsechu Klosterfest beginnen. Der Dzong liegt trutzig hoch oben auf einem Felsen über dem Tal. Thinley überrascht, denn er hatte erwartet, das jetzt am späten Vormittaag sehr viel mehr los sein würde. Bei unserer Ankunft erfahren wir sehr schnell die Ursache - heute finden keine Maskentänze statt, sondern lediglich einige Vortänze.
Trotzdem schauen viele Bhutaner interessiert zu.
Morgen soll es dann erst richtig losgehen. Also Planänderung - dann kommen wir morgen ganz früh noch einmal hierher, um einige der Maskentänze zu sehen und schauen uns heute noch im weiteren Lhuentse-Tal um.
Viel gehört hatte ich schon von dem Weberdorf Khoma, das in einem Seitental liegt. Die hier gewebten Stoffe sind in ganz Bhutan bekannt und sehr begehrt. Wir unternehmen einen Rundgang durch das Dorf und treffen dabei auf eine 84jährige Frau, die auch in ihrem Alter noch fleißig mit Weben beschäftigt ist. Wir dürfen ihr dabei gerne über die Schulter schauen.
Die Zeit vergeht schnell und so drängt Thinley aufzubrechen, damit wir noch einigermaßen gutes Licht bei der großen Statue von Padmasambhava haben, die hoch über dem Tal auf einem Bergrücken in Tagmochu thront. Schon von tief unten aus dem Tal kann man den Kopf der gewaltigen Statue sehen. Von hier aus fahren wir noch 40 Minuten steil bergauf und kommen gerade noch rechtzeitig an bevor die Sonne hinter den Bergen versinkt, so dass noch einige schöne Fotos gelingen.
Die riesige Padmasambhava-Statue ist aus Bronze gefertigt, innen hohl und beherbergt drei Stockwerke mit prunkvoll ausgestatteten Andachtsräumen. Nachdem wir einen der Mönche gefragt haben dürfen wir hier sogar einige Fotos machen - das erste Mal überhaupt in Bhutan in einem Andachtsraum.
Zu unserer Unterkunft im unteren Lhuentse-Tal im Dorf Autsho liegen jetzt noch eineinhalb Stunden Fahrt vor uns. Gegen halb sieben kommen wir in tiefster Dunkelheit dort an und werden sogleich mit einem heißen Tee und dem Abendessen empfangen. Wir sind einigermaßen überrascht, hier in einem der abgelegensten Täler von Bhutan mit dem Phayul Resort eine recht ordentliche Unterkunft vorzufinden. Die Zimmer sind nett und zweckmäßig eingerichtet und haben sogar ein eigenes einfaches Bad/WC.
Das Aufstehen um fünf Uhr ist inzwischen schon fast zur Routine geworden. Das Frühstück ist im hoteleigenen Restaurant schon vorbereitet und so sind wir schon bald unterwegs. Wir wollen frühzeitig im Lhuentse Dzong zu den Maskentänzen anzukommen. Die sollen um neun Uhr beginnen. Im frühen Morgenlicht strahlt der Dzong schon aus der Ferne.
Als wir kurz vor neun den Dzong betreten, ist der "Schwarzhut"-Tanz schon in vollem Gange.
So früh sind noch nicht so viele Bhutaner hier, so dass wir einen guten Platz finden. Zu der frühen Morgenstunde sind wir die einzigen westlichen Touristen und so werden wir von den Einheimischen mindestens genauso neugierig betrachtet, wie wir uns neugierig umschauen. Mehr und mehr Besucher kommen an aus der gesamten Umgebung - alle in ihren feinsten Festtagskleidern.
Viel Spaß haben die Zuschauer mit den Atsaras, den Narren, die fester Bestandteil eines jeden Klosterfestes sind. Sie belustigen die Zuschauer mit ihren Späßen und ihrem Klamauk. Ihre großen Auftritte kommen immer dann, wenn die Maskentänze aufgrund ihrer Dauer anfangen ermüdend zu wirken. Die Atsaras werden als Vertretung der religiösen Meister Indiens angesehen. Deshalb sind sie auch die einzigen, die sich mit Witzen und Possen über die Mönche und die Religion lustig machen dürfen. Das ist normalerweise in Bhutan undenkbar. Diese Freizügigkeit gilt für die beliebten Spaßmacher auch nur für die Zeit der Festtage. Der rituelle Rahmen, in dem sie sich mit ihrem Klamauk Gehör verschaffen, ist natürlich festgelegt.
Eine willkommene Abwechslung zwischen den Maskentänzen sind für die Zuschauer auch die Aufführung von traditioinellen Tänzen und Gesängen durch örtliche Tanzgruppen.
Nach einiger Zeit werden wir gefragt, ob wir die Maskentänze von der ersten Etage der Klosterräumlichkeiten beobachten möchten und da sagen wir natürlich nicht nein. Gerne rücken die Bhutaner ein wenig zusammen - schnell sind noch zwei Stühle für Thinley und mich gefunden. Von unserem neuen "Logenplatz" lassen sich die Tänze wunderbar beobachten und fotografieren. Ein älterer Lama gesellt sich zu uns. Er spricht recht gut Englisch uns so erhalten wir gleich auch noch die eine oder andere Erläuterung zum Geschehen auf dem Festplatz.
Ausführliche Informationen zu den Klosterfesten in Bhutan inclusive eines Festivalkalenders findest Du auf meinem Info-Blog über Bhutan.
Kurz nach zwölf Uhr müssen wir uns jedoch leider verabschieden, denn nach Mongar liegen noch etwa vier Stunden Fahrt vor uns und das auf derselben "Rumpelpiste", auf der wir auch hergekommen sind. Mit einigen Foto- und Birdwatching-Stops werden daraus ganz schnell auch fünf-einhalb Stunden. Thinley ist ein begeisterter Birdwatcher und hat schon viele Birdwatcher-Gruppen geführt und so erkennt er nahezu jeden Vogel, der sich zeigt und es gelingen einige sehr schöne Aufnahmen.
Die Sonne versteckt sich heute hinter dicken Wolken. Thinley hat in den Nachrichten gehört, dass ein Zyklon über dem indischen Ozean einen Großteil von Indien und die gesamte Himalaya-Region mit dichten Wolken und Regen versorgt hat. Gottseidank sind hier bei uns im Osten von Bhutan bisher nur Wolken angekommen. Zu Fuß gehen wir vom Hotel zum Mongar Dzong, den wir kurz besuchen.
Dann fahren wir in Richtung Trashigang. Diese kaum 100 km führen wieder durch eine wunderbare hauptsächlich bewaldete Berglandschaft. Schon in Ost- und Zentralbhutan fallen die großen Waldgebiete auf. Hier im Osten ist das noch viel auffälliger. 70% von Bhutan sind bewaldet, erzählt Thinley voller Stolz. Es ist gesetzlich geregelt, dass mindestens 60% der Landesfläche bewaldet bleiben müssen. Der Naturschutz ist in Bhutan fest in der Verfassung verankert. Auf meinem Info-Blog über Bhutan findest Du weitere Informationen zum Umwelt- und Naturschutz in Bhutan .
Von Mongar geht es zunächst hinauf auf den 2.400 m hohen Kore La-Pass und auf der anderen Seite wieder hinunter ins Tal.
Ein Großteil der Straße ist hier schon fertig und gut ausgebaut. Auf der anderen Seite des Passes sieht es da schon wieder ganz anders aus. Hier ist ein Teil der Strecke bis Trashigang noch "under construction" und so kommen wir nur mühsam und langsam voran. Eine Stelle, an der momentan gerade die Straße verbreitert und dafür die Felswand gesprengt wird, ist zweitweise für den Autoverkehr gesperrt. Wir haben Glück und müssen nur eine halbe Stunde warten bevor es auf übelster Piste weitergeht.
Schon zum zweiten Mal treffen wir hier in Bhutan auf einen Rhododendron, der in voller Blüte steht. Da die Rhododendron-Blüte normalerweise in den März/April fällt, ist dies sehr ungewöhnlich.
Etwa 30 km vor Trashigang biegen wir in Richtung Norden ab. Die nächsten 18 km führen uns in 45 Minuten steil den Berghang hinauf zum Drametse Kloster. Die Straße ist inzwischen durchgehend einspurig geteert und daher gut und schnell zu befahren. Trotz des bedeckten Himmels verlangen die Ausblicke auf die wunderbare Landschaft und die kleinen verstreuten Bauernhäuser mit den Feldern nach vielen Fotostops.
Gegen Mittag kommen wir im Drametse Kloster an. Die Mönche haben sich gerade in der Versammlungshalle zu einer Gebetszeremonie zusammen gefunden. Thinley fragt nach und es wird uns erlaubt, der Zeremonie beizuwohnen. Wir dürfen sogar mit etwas Zurückhaltung fotografieren und filmen. Hier im Osten Bhutans wird das Fotografierverbot sehr viel weniger streng gehandhabt als in Zentral- und Westbhutan.
Am frühen Abend gegen fünf Uhr kommen wir schließlich in unserem Hotel in Trashigang an.
Der Regen, von dem wir gestern verschont geblieben sind, hat uns heute umso heftiger eingeholt. Die gesamte Umgebung von Trashigang ist wolkenverhangen und es regnet "Cats and Dogs". Der Ort Trashigang selbst ist ein kleines Städtchen, das an der Flanke eines Berghanges gebaut wurde. Für eine weitere Ausdehnung der Stadt gibt es kaum noch Platz.
Den Besuch des Trashigang Dzong sparen wir uns im strömenden Regen und hoffen auf den morgigen Tag vor der Weiterfahrt. Trotzdem brechen wir auf, um noch weiter in den Osten in das Tal des Gemri Chuu-Flusses hinaufzufahren. Etwa 40 km ist die Straße einspurig geteert - danach geht es nur noch auf einer groben Piste weiter, die inzwischen schon fast bis nach Sakteng führt, einem der östlichsten Orte vor der bhutanisch-indischen Grenze. Regen und Nebel haben die Landschaft fest im Griff...
In Rangjong schauen wir uns das sehr schöne Kloster an. Auch hier dürfen wir die Versammlungshalle betreten und fotografieren.
Etwas weiter das Tal hinauf haben wir doch noch einige schöne Ausblicke:
Etwa 10 km weiter in Rhadi besuchen wir das "Farmer Guest House". Die Familie bietet sechs Gästezimmer an, die zwar recht einfach, aber sauber und ordentlich sind und sogar jeweils über einen elektrischen Heizofen verfügen. Wer sich mit einem Gemeinschaftsbadezimmer arrangieren kann, findet hier eine sehr schönes Homestay und einen guten Ausgangspunkt für weitere Erkundungen im "tiefen" Osten von Bhutan. Das möchte ich in den nächsten ein bis zwei Jahren unbedingt machen, denn der Osten von Bhutan ist beeindruckend schön und ursprünglich.
Die Familie ist außerordentlich nett und so werden wir gleich in "die gute Stube" eingeladen zu einem Tee. Gleich werden uns dann auch bhutanische Willkommens-Snacks angeboten - selbstgemachtes Gebäck, Papadam aus Reismehl und gerösteter Reis. Ehe wir uns noch umschauen können kommen weitere Leckereien hinzu - Erdnüsse und Mandariinen aus dem eigenen Garten und weitere Früchte.
Entsprechend herzlich und mit einigen Gastgeschenken verabschieden wir uns von der netten Familie.
Je weiter wir in Richtung Osten fahren desto dichter werden die Wolken. Wir sehen kaum noch "die Hand vor Augen". Deshalb entschließen wir uns zurückzufahren.
Gegen ein Uhr kommen wir wieder im Hotel an, wo wir uns alle einen gemütlichen Nachmittag machen und ich noch einmal Gelegenheit habe, mich meinem Reisetagebuch und dem Schreiben meines Reiseberichtes zu widmen.
Der Regen hat in der Nacht aufgehört, aber die Täler rund um Trashigang sind noch von tief hängenden Wolken und dichtem Nebel bedeckt. Doch am Himmel zeigen sich erste kleine lichtere Stellen, die hoffen lassen. Gespenstisch entsteigt der Trashigang Dzong ganz langsam den Nebelschwaden.
Da unser Hotel hoch oben am Berghang liegt haben wir von hier eine phantastische Sicht über das fast 400 m tiefer liegende Flusstal. Hier treffen der Gemri Chhu Fluß aus dem Osten, den wir gestern entlang gefahren sind, und der Drangme Chhu Fluß aus dem Norden zusammen.
Zu allererst holen wir heute am frühen Morgen den Besuch des Trashigang Dzong nach. Er soll einer der schönsten Dzongs im Osten von Bhutan sein. Seit wenigen Monaten sind die umfangreichen Renovierungsarbeiten abgeschlossen. Sieben Jahre hat es gedauert, den Dzong wieder in alter Pracht erstrahlen zu lassen. Kaum dass wir im Dzong angekommen sind strömen die Mönche in Scharen zur Versammlungshalle - die Morgen-Puja beginnt. Wir dürfen zuschauen, aber das Fotografieren und Filmen ist hier leider wieder verboten.
Nach dem Besuch des Trashigang Dzong machen wir uns auf den Weg nach Samdrup Jongkar im tiefen Süden an der Grenze zu Indien. Diese Fahrt werde ich so schnell bestimmt nicht vergessen! Nach vielen Serpentinen den Berghang hinauf in Richtung des 2.350 m hohen Kharung La-Passes fahren wir der Sonne entgegen... über den Wolken...
Unterwegs treffen wir noch auf einige Mithuns. Bei den massigen und äußerst starken Tieren handelt es sich um eine Kreuzung zwischen Kuh und dem indischen Wildrind, dem Gaur. Der Besitz eines oder mehrerer dieser Tiere bringt seinem Eigentümer hohes Ansehen und großen Nutzen. Die kraftstrotzenden Bullen sind gute Helfer bei der Feldarbeit - insbesondere beim Pflügen.
Nach zwei Stunden Fahrt mit traumhaften Ausblicken wartet jedoch schon die nächste Großbaustelle auf uns, die dann auch gleich ihren Tribut fordert.
Aber auch die schlimmste Baustelle endet irgendwann und so kommen wir nach langer und erlebnisreicher Fahrt gegen fünf Uhr in Samdrup Jongkar an. Es ist mir wehmütig zumute. Morgen werde ich Bhutan nach vier wunderbaren und erlebnisreichen Wochen verlassen. Thinley ist mir inzwischen schon sehr "an's Herz gewachsen". Er ist ein wirklich guter Guide, ein toller Gesprächspartner, guter Kumpel und Freund!
Nun ist soweit - es heißt Abschied nehmen nach fast vier Wochen in diesem wunderbaren Himalaya-Königreich Bhutan!
Noch mal wieder um fünf Uhr aufstehen - vorher muß noch das Gepäck flugtauglich gepackt werden. Spätestens um sechs Uhr bin ich zusammen mit Thinley beim "Immigration Office" von Bhutan, um die Ausreiseformalitäten zu erledigen. Dann geht es kurz zurück zum Hotel und erst einmal frühstücken.
Um halb acht kommt Mr. Hemen aus dem indischen Assam Er wird mich mit seinem Tata Sumo nach Guwahati, der Hauptstadt von Assam, zu bringen. Nach gut zwei Kilometern Fahrt halten wir an einem unscheinbaren Häuschen am Straßenrand - "Checkpost for Tourists"... niemand da?! Doch - ganz flugs eilt jemand herbei und nimmt die Einreiseformalitäten für Indien für mich vor... Stempelchen hier... Vermerk da und schon ist alles erledigt - überraschend unbürokratisch für Indien.
Dafür ist der Kontrast umso größer! Nur wenige 100 Meter und Du wirst in eine völlig andere Welt "katapultiert". Die wohltuende Ruhe und Bedächtigkeit, die ich in Bhutan selbst in den größeren Städten empfunden habe, weicht der indischen Lebhaftigkeit und Betriebsamkeit, die ich nach Bhutan schon fast als kleines Chaos empfinde. Und das selbst jetzt am frühen Morgen, wo hier im ländlichen Assam noch gar nicht so viel los ist auf der Straße. 120 km "Street Life" auf dem Weg durch Assam in die Hauptstadt Guwahati liegen nun vor uns und da kann einem so manches begegnen...
Viel zu schnell gelangen wir auf der inzwischen gut ausgebauten Straße nach Guwahati, denn schon nach gut zwei Stunden kurzweiliger Fahrt erreichen wir gegen zehn Uhr die Außenbezirke der Stadt. Viel zu früh, denn mein Flug startet erst kurz vor fünf und so schlägt Mr. Hemen vor, noch einen der bedeutendsten Tempel der Stadt zu besuchen.
Der Kamakhya Tempel thront etwa 8 km außerhalb des Stadtzentrums auf dem Nilachal Hill und gehört zu den bedeutendsten tantrischen Tempeln in Indien. Zu jeder Zeit findet man hier eine Vielzahl von inidischen Pilgern. Sie veehren den Ort aus der hinduistischen Mythologie, an dem Satis Yoni (Vagina) gelandet sein soll als ihr Leichnam in 51 Teilen auf die Erde viel.
Gegen Mittag bin ich dann am Flughafen in Guwahati, um später die Maschine in Richtung Delhi zu besteigen und dann von Delhi weiter mit der Lufthansa nach Frankfurt zu fliegen, wo ich am frühen Morgen pünktlich gelandet bin.
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